Hinter den Spiegeln


(Down below in english en français Incluido el español)Wenn man klein ist, entdeckt man wie Welt aus der Froschperspektive, alles von unten, groß und gewaltig

Je älter man wird, desto höher wandert der Horizont samt Nase. Manche sprechen gar von grenzenlos. Und das, obwohl sie damit eine Linie bezeichnen.

Diesen Punkt hab ich nie erreicht. Mein Horizont liegt auf Augenhöhe einer dicken Kröte und geben wir es ruhig zu: Da gehört er auch hin. Denn hier unten ist war vieles dreckig oder versteckt, weil selbst Staubkörner Felsendimensionen haben und Schatten noch bedröhlicher sind als ihre Werfer.

Hier, in der Dunkelheit des Verborgenen müssen wohl auch die fantasievollsten Geschichten; liegen. Hier lagen sie schon immer, weshalb ich auch von nun an, aus dieser Perspektive, wenn die Eulen der Minerva fliegen.

Denn was in Griechenland passiert, wenn die Sonne untergeht ist mehr als eines von unzähligen einmaligen Bildern. Hier erwacht das Leben wie eine Geräuschkulisse, mit Schakalen, die vielleicht direkt am Jürmann stehen, so wie sie beim Seia waren, oder die Schildkröte am Strand beim Eierlegen überfielen.

Natürlichlich Nachts, wenn Sonne von Sehstärke abgelöst wird und die Realität zur Fabelwelt gerät. Kommen Sie mit hinter die Spiegel?

Morgen Abend tauchen wir ab, dahin wo noch keiner war, oder einfach in das Nachtleben einer Stadt, wir werden sehen.

Jassu,

Euer Ulf

English
Behind the mirrors

When you are small, you discover the world from a frog’s perspective, everything from below, big and mighty

The older you get, the higher your horizon and nose rise. Some even speak of limitless. Even if they mean a limit.

I have never reached that point. My horizon is at the eye level of a fat toad, and let’s admit it: that’s where it belongs. Because down here a lot of things were dirty or hidden, because even dust particles are the size of rocks and shadows are even more cheerful than their casters.

Here, in the darkness of the hidden, must lie the most imaginative stories. That is where they have always been, and that is why from now on, from this perspective, the owls of Minerva fly.

Because what happens in Greece when the sun goes down is more than just one of countless unique images. Here, life comes alive like a soundscape, with jackals perhaps standing right next to the Jürmann, as in Seia, or ambushing the turtle as it lays its eggs on the beach.

At night, of course, when the sun is replaced by sunlight and reality becomes a mythical world. Will you accompany us behind the mirrors?

Tomorrow night we will go where no one has gone before, or simply into the nightlife of a city, we’ll see.

Jassu,

Your Ulf

français

Derrière les miroirs

Quand on est petit, on découvre le monde du point de vue de la grenouille, tout est vu d’en bas, grand et puissant.

Plus tu grandis, plus ton horizon et ton nez s’élèvent. Certains parlent même d’absence de limites. Même s’ils entendent par là une limite.

Je n’ai jamais atteint ce point. Mon horizon se trouve à la hauteur des yeux d’un gros crapaud, et avouons-le : c’est là qu’il doit être. Car ici-bas, beaucoup de choses étaient sales ou cachées, parce que même les particules de poussière ont la taille d’un caillou et que les ombres sont encore plus joyeuses que leurs lanceurs.

C’est ici, dans l’obscurité de ce qui est caché, que doivent se trouver les histoires les plus imaginatives. C’est là qu’elles ont toujours été, et c’est pourquoi, à partir de maintenant, dans cette perspective, les hiboux de Minerve volent.

Car ce qui se passe en Grèce lorsque le soleil se couche est plus qu’une des innombrables images uniques. Ici, la vie s’anime comme un décor sonore, avec des chacals qui se tiennent peut-être juste à côté du Jürmann, comme à Seia, ou qui guettent la tortue lorsqu’elle vient pondre ses œufs sur la plage.

Et bien sûr la nuit, lorsque le soleil remplace la lumière du soleil et que la réalité devient un monde mythique. Allez-vous nous accompagner derrière les miroirs ?

Demain soir, nous irons là où personne n’est jamais allé auparavant, ou simplement dans la vie nocturne d’une ville, nous verrons bien.

Jassu,

Ton Ulf

español
Detrás de los espejos

Cuando eres pequeño, descubres el mundo desde la perspectiva de una rana, todo se ve desde abajo, grande y poderoso.

Cuanto más mayor te haces, más alto se vuelven tu horizonte y tu nariz. Algunos hablan incluso de ilimitación. Aunque se refieran a un límite.

Yo nunca he llegado a ese punto. Mi horizonte está a la altura de los ojos de un sapo grande, y seamos sinceros: ahí es donde tiene que estar. Porque aquí abajo muchas cosas estaban sucias u ocultas, porque incluso las partículas de polvo tienen el tamaño de un guijarro y las sombras son aún más alegres que sus fundidores.

Aquí, en la oscuridad de lo oculto, deben encontrarse las historias más imaginativas. Ahí es donde siempre han estado, y por eso a partir de ahora, desde esta perspectiva, vuelan los búhos de Minerva.

Porque lo que ocurre en Grecia cuando se pone el sol es algo más que una de las innumerables imágenes únicas. Aquí, la vida cobra vida como un paisaje sonoro, con chacales tal vez junto al Jürmann, como en Seia, o vigilando a la tortuga mientras desova en la playa.

Y, por supuesto, la noche, cuando el sol sustituye a la luz solar y la realidad se convierte en un mundo mítico. ¿Nos acompañará tras los espejos?

Mañana por la noche iremos donde nadie ha ido antes, o simplemente a la vida nocturna de una ciudad, ya veremos.

Jassu,

Tu Ulf

Magie der Musik

(down below in english) Als der erste Mensch am Wasser stand und Musik statt Rauschen erklang, passierte ein Wunder. Jede Welle wurde zum rhythmischen Taktgeber und ihre weichen, sich überschlagenden Schaumkronen, zum Vehikel einer Emotion der Sehnsucht.

Vielleicht war es aber auch kein Wasser, sondern ein Bambusrohr, das vertrocknet und verlassen darauf wartete, geblasen zu werden. Plötzlich musste ein sensibles Ohr von Angriffswarnung auf Melancholie umgesprungen sein, und eine Lucy lauschte dem heiseren Ton nach, der sich aus dem Hohlrohr befreite und alles Sein in Erinnerungen tauchte.


Jeder sich bewegende Kiesel lachte ein sanftes Kinderlächeln und ein kleines Gebüsch mit dichtem Laub kündete von einer vergangenen romantischen Nacht. Alle bildlichen Eindrücke erwachen im Kopf als vergangenes Leben und erzählen der Phantasie eine Geschichte, die so berührt, dass einem die Tränen in die Augen schießen, ohne dass sich auch nur eine Wolke zu bewegen scheint

Die Sonne strahlt nicht mehr, sondern streichelt wie eine fürsorgliche Mutter über den Kopf und der Wind haucht einem das Lied der Freiheit ins Ohr.

Mein Gehirn entführte mich heute in einen dieser Momente und summte eine Melodie, deren vertraute Töne von der Bildgewalt einer Szene künden, an dessen Ende ein Mann und seine Frau glücklich in die dunkle Zukunft reiten.

Die Kerzenständer auf dem Tisch sind gefallen und ihre Dochte sind erloschen. Das Böse hat für einen Moment ausgedient und macht der Hoffnung Platz, die bei mir hier in einem Blick aus dem Jürmann in die Ferne ihren Zenit erreicht.


Bitte lass mich noch ein wenig verweilen, Muse der Sensiblen, denn ich bin noch nicht wieder bereit für Blätterrauschen und Wellenbrechen, mein Überich will noch ein wenig in Vergangenheiten weilen und sich auf die Zukunft freuen.

Bis morgen,

Euer Ulf

The magic of music


When the first person stood at the water’s edge and heard music instead of noise, a miracle happened. Each wave became a rhythmic beat and its soft, swirling whitecaps a vehicle for an emotion of longing.

Or maybe it wasn’t water, but a bamboo reed, dried up and abandoned, waiting to be blown. Suddenly, a sensitive ear must have switched from attack warning to melancholy, and a Lucy listened for the hoarse sound that broke free from the hollow tube, bathing all being in memories.

Every moving pebble laughed a gentle child’s smile and a small bush with dense foliage told of a romantic night gone by. All the visual impressions come to life in the mind as a past life and tell the imagination a story that is so moving that tears spring to the eyes without even a cloud seeming to move

The sun no longer shines, but caresses your head like a caring mother and the wind breathes the song of freedom into your ear.

My brain whisked me away to one of these moments today, humming a melody whose familiar tones tell of the imagery of a scene at the end of which a man and his wife ride happily into the dark future.

The candlesticks on the table have fallen and their wicks have gone out. Evil has had its day for a moment and makes way for hope, which reaches its zenith for me here in a look out of the Jürmann into the distance.

Please let me linger a little longer, muse of the sensitive, because I am not yet ready for the rustling of leaves and the breaking of waves, my superego wants to dwell a little longer on the past and look forward to the future.

See you tomorrow,

Your Ulf

Wo ist das Portemonnaie?

(down below in english) Kennt ihr das Gefühl, sich etwas antun zu müssen, wie Zahnarzt oder Steuerberater oder so (,übrigens ja Mama, wir haben das auf dem Schirm), für mich war das gestern einkaufen, denn je länger wir unterwegs sind, desto mehr meide ich die „Zivilisation“.

Eigentlich wollte ja Silvana endlich mal wieder shoppen gehen, aber am Ende haben wir zwar in ihrem Namen geguckt, aber hauptsächlich für mich gekauft, denn der Versuch mit 3 Euro Schuhen vom Chinesen für mich, war leider nur von 12-stündiger Dauer und meine Hose ist auch nur noch ein getragenes Loch.

Monatelang konnten mein Inventar und ich dem Flehen von Silvana mit dem Argument Armut standhalten, so wie meine Schuhe den Fluten des Mittelmeers trotzten, beispielsweise. Aber nachdem die Innensohle schon Geoxform (Schuhe wie Barfuß) angenommen hat, meine Treter mehr Sandschauflen als Schuhwerk waren und die Versicherung unerwartet eine kleine Spende überwies, musste ich progressiv schwächeln.

Am Ende gab es ein Chucks-Imitat und preisbewusste Kraxelboots plus Hose sowie T-Shirt für Silvana. Was man mit dem Geld alles hätte machen können? 40 Liter Spritt, zum Beispiel,…
Aber ich muss zugeben, so richtige Schuhe und kein chinesischer Ersatz aus dem 3D Drucker sind schon eine nicht zu verachtende Facette.des Fortschritts. Allein schon deshalb, weil man in  Baumwolle nicht so eklige Stinkefüße bekommt. Da freut sich Silvana🤣.

Danach noch einen Kaffee mit Jiannis, der uns noch zeigte, wo wir den Ersatzschlüssel für den Jürmann bekommen und wo jemand wohnt, der jemanden kennt, der sich mal unsere Seitentür anschauen könnte. Das alles zu Gesprächen über Kubrick, gefolgt von kapitalismuskritischen Exkursen meinerseits und Einblicken in die politische Struktur dieses schönen Landes andererseits. Man kann sagen,es war ein wirklich ereignisreicher Tag.

Abends, beim Einrichten von Passwörtern und Co. des neuen Rechners, stellte ich dann noch verwundert fest, dass mich Jiannis schon jahrelang kannte, denn er packte mir ein Viral auf die Festplatte, dass ich vor gut 15 Jahren geschrieben habe. Über einen Hygiene Großkonzern. Silvana, die den Spot noch nicht kannte, muss wohl gedacht haben: Wie kann man Sauberkeit so professionell vermarkten, ohne sich jemals gewaschen zu haben.
Ich gebe zu, wer denken kann, kann sich vieles ersparen, aber das wohl auch wieder nur theoretisch, im Gegensatz zu  Silvana, die ihre kleinen Schätze des Tages, ganz praktisch und real, zu einem Nutella-Brot zelebrierte.

Gut, dass ich epicuräischer Hedonist bin, sonst hätte ich wohl Probleme, meine Nutella-Brote ohne Brot des Nachts zu erklären.

Ob wir obgleich der Fölletei sämtlicher Genußpotentiale allerdings schon Montag wieder um sieben vorm Schlüsseldienst stehen, ist fraglich.

Nächsten Freitag ist ja auch noch ein Tag. Und Samstag auch.

Jetzt muss ich aber unbedingt am Buch weiter schreiben und Chatten, denn auch 3Euro Schuhe die kaum das anziehen überleben, müssen leider bezahlt werden.

Bis morgen,

Euer Ulf

Where is the wallet?


Do you know the feeling of having to do something to yourself, like going to the dentist or tax consultant or something (by the way, yes mom, we have that on our radar), for me it was shopping yesterday, because the longer we are on the road, the more I avoid „civilization“.

Silvana actually wanted to finally go shopping again, but in the end we looked on her behalf, but mainly bought for me, because the attempt with 3 Euro shoes from the Chinese for me, was unfortunately only of 12-hour duration and my pants are also just a worn hole.

For months, my inventory and I were able to withstand Silvana’s pleas with the argument of poverty, just as my shoes withstood the floods of the Mediterranean, for example. But after the insole had already taken on a Geox shape (shoes like bare feet), my kicks were more sand shovels than footwear and the insurance company unexpectedly made a small donation, I had to weaken progressively.

In the end, Silvana ended up with an imitation Chuck’s shoe and a pair of budget-conscious scrambling boots plus trousers and a T-shirt. What could you have done with the money? 40 liters of fuel, for example.
But I have to admit, real shoes and not a Chinese substitute from a 3D printer are a facet of progress that shouldn’t be sneezed at. If only because you don’t get such disgusting stinky feet in cotton. Silvana🤣 is happy about that.

Afterwards, we had a coffee with Jiannis, who showed us where we could get the spare key for the Jürmann and where someone lives who knows someone who could take a look at our side door. All of this led to conversations about Kubrick, followed by excursions critical of capitalism on my part and insights into the political structure of this beautiful country on the other. You could say it was a really eventful day.

In the evening, while setting up passwords and the like on the new computer, I was surprised to discover that Jiannis had known me for years, because he put a viral video on my hard disk that I wrote a good 15 years ago. About a large hygiene company. Silvana, who didn’t know the commercial yet, must have thought: How can you market cleanliness so professionally without ever having washed yourself.
I admit, if you can think, you can save yourself a lot, but that’s probably only theoretical again, unlike Silvana, who celebrated her little treasures of the day, in a very practical and real way, with a Nutella sandwich.

It’s a good thing I’m an epicurean hedonist, otherwise I’d probably have problems explaining my Nutella sandwiches without bread at night.

However, it’s doubtful whether we’ll be standing in front of the locksmith’s at seven o’clock on Monday again, despite the fact that we’ve been deprived of all our potential pleasures.

After all, next Friday is another day. And Saturday too.

But now I have to get back to writing the book and chatting, because even 3-euro shoes that barely survive being put on have to be paid for.

See you tomorrow,

Your Ulf

Frieden braucht Nähe

(down below in english) Morgen sind wir nun schon ein halbes Jahr unterwegs und wir haben gestern Abend festgestellt, wie sehr wir uns verändert haben.

Wir sind zu einer unbeschreiblichen Einheit verschmolzen, die wie ein Uhrwerk funktionieren kann, denn auch wenn natürlich hin und wieder Ärger in der Luft liegt, streiten wir uns kaum. Wir spüren, dass das unmöglich ist, da wir beiden so aufeinander angewiesen sind. Der Eine braucht alle Qualitäten des anderen und umgekehrt. Was wäre ich nur ohne Silvanas Struktur und Ruhe und sie ohne meinen Humor?

Wenn was nicht läuft, dann lachen wir und manchmal gehen wir uns auch aus dem Weg, indem wir schweigen, uns böswillige Kommentare schenken und so die Eskalation im Keim ersticken. Dann sitz ich vorne und schreibe, während Silvana hinter mir schmollt oder am Strand spazieren geht und eine Stunde oder so später kommt meist Silvana zurück und überwindet sich zu einem Lächeln in meine Richtung, wofür ich mich nicht selten mit „danke, das hätte ich grad noch nicht geschafft“, bedanke.

Ich bin mir sicher, dass ich noch nie in meinem Leben so wenig gefrustet und wütend war. Meine Mama würde sich wundern, wie gut ich Still sein gelernt habe.

Silvana und ich kennen uns so genau, wissen in kleinsten Regungen, was die Stunde beim anderen geschlagen hat und reagieren, indem wir akzeptieren, manchmal tolerieren und selten schlucken, aber immer bemüht sind uns daran zu erinnern, das der jeweils andere nicht aus seiner Haut kann, weil seine Welt grad ist wie sie ist und der andere nicht schuld, sondern manchmal einfach nur auch da ist.

Zum Glück, denn ohne einander können wir uns das Leben nicht mehr vorstellen.

Wir sind zu Jürmann geworden, ohne unsere Individualität aufzugeben. Gibt es was Schöneres?

Bis morgen,

Euer

Ulf

Peace needs closeness

Tomorrow we will have been on the road for six months and last night we realized how much we have changed.

We have merged into an indescribable unit that can function like clockwork, because even though there is of course anger in the air from time to time, we hardly ever argue. We feel that this is impossible because we are so dependent on each other. One needs all the qualities of the other and vice versa. Where would I be without Silvana’s structure and calm and she without my humor?

When things go wrong, we laugh and sometimes we avoid each other by keeping quiet, making malicious comments and nipping escalation in the bud. Then I sit at the front and write while Silvana sulks behind me or goes for a walk on the beach and an hour or so later Silvana usually comes back and manages to smile in my direction, for which I often say „thank you, I couldn’t have done that just yet“.

I’m sure I’ve never been so frustrated and angry in my life. My mom would be amazed at how well I’ve learned to be quiet.

Silvana and I know each other so well, we know in the smallest of ways what the other’s mood is and react by accepting, sometimes tolerating and rarely swallowing, but always trying to remember that the other can’t get out of their own skin because their world is just the way it is and the other is not to blame, but sometimes just there too.

Fortunately, because we can no longer imagine life without each other.

We have become Jürmann without giving up our individuality. Is there anything more beautiful?

See you tomorrow,

Your

Ulf

Ich könnte singen

(down below in Englisch) Schule, Einkaufen, Apotheke schreiben, Wasser holen und Regen, nicht nur unsere physischen Akkus sind leer, sondern auch die Lithium gehen auf dem Zahnfleisch, kurz:

Sehr geehrte Fahrgäste, der Intermaster Jürmann von Horstmar um die Welt über Patras, Jiannistown und Izmir verspätet sich um etwas 24 Stunden. Grund für die Verzögerung ist einfach noch keine Lust.

Denn es ist grad sooooooo schön hier! Die Sonne scheint ich hab frei und der Herr sah, dass es gut war/ist.

Frühstück, auch wenn es aktuell nur Kippe und Kaffee ist, am Meer, geblendet von der Sonne, die immer gute Laune hat (gut, Silvana sagt: Die kann ja auch kommen und gehen wann sie will“).

Meine Inbrunst will “ Die Sonne, die Sonne und Du, gehörn dazuhuhuhu“ singen, aber ich möchte mit meim Günther Gabriel Organ nicht alles kaputt machen.

„Ja, sche is, gell Spatzerl?“
„Spatzerl?“

(Leichtes Schnarchen aus dem Schlafwagenabteil)

Ich schenk mir besser das „die Fahrscheine bitte und betrachte dabei „Deine Spuren im Sand“.

Bis morgen,

Ihr ewiger Stenz

Aber „oder so“ ginge

I could sing


School, shopping, writing to the chemist, fetching water and rain, not only are our physical batteries empty, but the lithium is also running on empty, in short:

Dear passengers, the Intermaster Jürmann from Horstmar around the world via Patras, Jiannistown and Izmir is delayed by about 24 hours. The reason for the delay is simply that we are not in the mood yet.

Because it’s sooooooo beautiful here right now! The sun is shining, I’m free and the Lord saw that it was/is good.

Breakfast, even if it’s currently just a fag and coffee, by the sea, dazzled by the sun, which is always in a good mood (well, Silvana says: „It can come and go whenever it wants“).

My fervor wants to sing „Die Sonne, die Sonne und Du, gehörn dazuhuhuhu“, but I don’t want to ruin everything with my Günther Gabriel organ.

„Yes, it is, right Spatzerl?“
„Spatzerl?“

(Light snoring from the sleeping compartment)

I’d better give myself the „tickets please and look at „your tracks in the sand“.

See you tomorrow,

Your eternal Stenz

Sonne, Strand und Küsschen

(down below in english) Ich weiss, es ist schon beinahe ekelig, wie glücklich wir sind. Jeden Morgen dieses “ die unfassbar schöne Sonne am traumhaften Strand“, ich hätte schon aufgehört, mich zu lesen, weil ich uns wie eines dieser Youtubepaare gesehen hätte.

Aber deshalb schreibe ich auch von anderen Dingen, denn natürlich ist hier nicht nur eitler Sonnenschein, oder anders gesagt: Hier finden auch Friktionen statt, aber eben meist zu Sonnenschein, der es der Seele einfach unmöglich macht, lange zu granteln.

Das Schönste ist aber, dass man hier unter Gleichgesinnten ist: Punks, Weltreisender Frauen mit geheimnisvollen Tattoos, Bankkauffrauen, die auf modernste Weise Liebe und Autonomie in ihrem Mercedes Sprinter verbinden, Lebenstrainer aus Polen, die unter britischer Flagge ihre Einsamkeit suchen und eine Portugisin, die 500 Meter weiter ihre Einsamkeit sucht ohne das andere Gleichgesinnte dabei im Weg sind

Man sieht sich beim spazieren, plauscht mal kürzer, mal länger bei Frühstück oder Kaffee, tauscht Erfahrungen aus und lauscht ganz ohne Vorbehalte, was andere motiviert hat, diesen oder einen ähnlichen Lebensweg zu beschreiten.

Man kennt sich kaum und spricht dennoch über Probleme oder Steuern, als sei man gemeinsam aufgewachsen.
Schaut morgens kurz, was der ein oder andere Wegabschnittsgefährte grad erlebt und freut sich ganz neidfrei über fremdes Glück oder leidet mit denen, denen es nicht so gut geht. Meist kann man nichts tun, außer das Gefühl zu geben oder anzunehmen, auf dieser Art von Lebensweg nicht allein zu sein.

Mut zusprechen, Wärme teilen und helfen wo man kann. So einfach kann es sein, wenn man sich einfach von Pseudopflichten im Kopf befreit.
Klar, auch hier müssen die Menschen Geld verdienen, aber weit weniger als in der jeweiligen Heimat. Hier wird der Job nicht zu einer skalaren Orientierung, in die man sich einzuordnen hat, sondern zu einem spannenden Gesprächsthema und manchmal gar zur Inspiration. Interessant, wie oder was Du machst.

Und dazu Sonne, Strand und Küsschen. Was will man mehr?

Bis morgen,

Euer Ulf

Sun, beach and kisses
I know, it’s almost disgusting how happy we are. Every morning this „the unbelievably beautiful sun on the gorgeous beach“, I would have stopped reading myself already because I would have seen us like one of those Youtube couples.

But that’s why I write about other things, because of course it’s not all vain sunshine here, or to put it another way: there’s friction here too, but mostly sunshine that simply makes it impossible for the soul to grumble for long.

But the best thing is that you are among like-minded people here: punks, globetrotting women with mysterious tattoos, bank clerks who combine love and autonomy in their Mercedes Sprinter in the most modern way, life coaches from Poland looking for solitude under the British flag and a Portuguese woman looking for solitude 500 meters away without other like-minded people in the way

You see each other on a walk, chat sometimes for a short time, sometimes longer over breakfast or coffee, share experiences and listen without reservations to what motivated others to take this or a similar path in life.

You hardly know each other and yet you talk about problems or taxes as if you had grown up together.
You take a quick look in the morning to see what one or the other fellow traveler is currently experiencing and, without envy, rejoice in other people’s happiness or suffer with those who are not doing so well. In most cases, there is nothing you can do except give or accept the feeling that you are not alone on this kind of life journey.

Encourage, share warmth and help where you can. It can be that simple if you just free yourself from pseudo obligations in your head.
Sure, people have to earn money here too, but far less than in their home country. Here, the job doesn’t become a scalar orientation that you have to fit into, but an exciting topic of conversation and sometimes even an inspiration. It’s interesting how or what you do.

Plus sun, beach and kisses. What more could you want?

See you tomorrow,

Your Ulf

Geld kann ja jeder

(down below in english) Sie schläft noch, während ich einen kleinen Plausch mit der Sonne halte und daran denke, dass ich schon so lange nicht mehr über die Frau geschrieben habe, die das alles hier möglich macht. Mich trägt und erträgt, mir wie kein Mensch zuvor vertraut und darüber die Kraft gibt, an mich und uns zu glauben.

Meine Frau, Silvana, die den ganzen Laden zusammenhält. Kocht, putzt, den Jürmann inspiziert und repariert und mit ihrer liebenswürdigen Art Nachbarn animiert uns Plätzchen und Kuchen zu bringen sowie ganz nebenbei deren und meine Hosen näht und Kleider stopft.

Meine mutige, toughe, liebenswerte und tapfere Ehefrau, mehr als Fels in der Brandung, Lieblingsmensch oder angetraute. Denn ohne sie wären wir nicht hier und ich nicht so glücklich und motiviert wie noch nie in meinem Leben.

Ich mache Fehler, sie macht weiter. Ich bin krank und sie mir eine Wärmflasche. Ich verdiene ein paar Kröten, aber sie kauft für uns davon alles und mehr, was wir für ein schönes Leben brauchen.

Jeden Tag gehen wir bei Chez Silvana Essen und im Hotel SiLVANa schlafen. Sie bringt mich sogar dazu freiwillig zu Duschen, weil wir eine richtig geil komfortable Nasszelle mit heißem Wasser haben und wenn ich zu hibbelig bin für den technischen Aufbau meiner digitalen Lehrstunden, macht sie aus unserem Schlafzimmer mein Büro und geht anschließend am Strand Englisch lernen.

Was für ein Glück, was für ein Mensch, was für eine Frau? Das einzige was meiner Silvana noch fehlt ist, dass sie selbst begreift wie unbeschreiblich sie ist.

Ich liebe Dich und jeden Tag mehr, mit jeder Faser und allem was du hast und bist. Dein Gang, Dein Lächeln und meist sogar Deine schlechte Laune, wenn Du denn mal welche hast. Du würdest nie aufzählen, um mir Deine Liebe zeigen zu wollen.

Du kommst plötzlich irgendwann einfach lachend in meine Arme und küsst mich wie nur Du es kannst und wisperst, beinahe nebenbei ich liebe Dich.

Wenn ich es nicht schon getan hätte ich würde Dich jeden Tag wieder heiraten; aber Du schläfst ja noch,


Dein Ulf

Anyone can have money
She’s still asleep while I have a little chat with the sun and think about how it’s been so long since I’ve written about the woman who makes all of this possible. She carries me and puts up with me, trusts me like no other person before and gives me the strength to believe in myself and us.

My wife, Silvana, who holds the whole place together. She cooks, cleans, inspects and repairs the Jürmann and, with her kind nature, encourages neighbors to bring us cookies and cakes as well as sewing their and my pants and darning clothes.

My courageous, tough, lovable and brave wife, more than a rock in the surf, a favorite person or a loved one. Because without her, we wouldn’t be here and I wouldn’t be as happy and motivated as I’ve never been in my life.

I make mistakes, she carries on. I’m ill and she gives me a hot water bottle. I earn a few bucks, but she buys everything and more for us that we need for a good life.

Every day we eat at Chez Silvana and sleep at the Hotel SilSILVANa. She even makes me take a shower voluntarily because we have a really cool, comfortable wet room with hot water and when I’m too fidgety for the technical set-up of my digital lessons, she turns our bedroom into my office and then goes to learn English on the beach.

What luck, what a person, what a woman? The only thing missing from my Silvana is that she herself realizes how indescribable she is.

I love you more and more every day, with every fiber and everything you have and are. Your walk, your smile and usually even your bad mood, if you ever have one. You would never list to show me your love.

At some point, you suddenly just come into my arms laughing and kiss me as only you can and whisper, almost incidentally, that I love you.

If I hadn’t already done so, I would marry you again any day; but you’re still asleep,


Your Ulf

Happy Birthday lieber Jürmann

(down below in english) Du Ulf auf Rädern, der in kürzester Zeit vom Transporter zum Zuhause wurde. Du, wiedergeboren in Horstmar und in Dubrovnik von den Toten auferstanden bist, hast uns nicht nur in Dir, manche unruhige Nacht gekostet. Wir haben uns wie zu junge Eltern auf Dich gefreut, Dich mit jeder Kinderkrankheit lieber gewonnen und gegen alle Widerstände auf die Straßen gebracht, die unsere Welt bedeuten sollten.

In sechs Monaten wurde aus Dir, einem alten Transporter, nahe Düsseldorf ein meist beweglicher Lebensmittelpunkt für verlorene Seelen, die noch nicht wussten, was Du für eine Aufgabe sein wirst.

Unser letztes Geld haben wir auf über 4000 Kilometern in Dich gesteckt, und dabei nicht nur viel über uns, sondern auch über Dich gelernt. Wie groß du kleiner Transporter sein kannst und wie sensibel Deine Bremsen, Dein Getriebe, Turbo und Keilriemen ist.

An und in Dir würde Silvana zur Mechatronikerin und ich zum Lehrer.

Auf mikrigster Bodenfläche hast Du uns gelehrt, wie man sich bei schlechter Laune aus dem Weg gehen kann, ohne Dich zu verlassen und wie man mit einem langsamen Rechner Geld verdient.

Durch Östereich, Italien, Slowenien, Bosnien, Kroatien, Montenegro und Albanien hast du uns nach Griechenland gebracht und streckst die Schnauze schon wieder Richtung Türkei.

Oh Jürmann, Du französisches Problemkind gepaart mit Deutscher Improvisationskunst. Wie sehr lieben wir Dich, dank der von Silvana eingebauten Heizung, auch wenn Du uns in Kloster Andechs den Küchenschrank zu Füßen legtest und mit munterem Lichtspiel immer wieder gezeigt hast, wie sehr Du Dir unsere Aufmerksamkeit wünscht.

Nein, der TüV mag Dich nicht, aber mach Dir nichts daraus immer sagen Deine Leute Du siehst doch viel jünger aus. Mit Deinen schmuddeligen Knien, wenn Deine Holme Wasser ziehen, nehmen ich mir eine Zigarette wenn Abschleppseil legt Dich an Kette, ja Deine Beulen hier und da, waren vor einem Jahr noch gar nicht da.

Aber auch nicht das Wasser, warm, und im Becken Dein Spülhahn, die Batterien Lithium, brachten mein Schatzi beinahe um. Solaranlage viele Kabel alles liegt auf Deiner Gabel, die trotz wengen Pferdestärken uns Deine Willenskraft ließ merken.

An Hängen und im tiefstem Kiesbett träge, standest Du manchmal recht schräge. Wer will schon einen Hymer haben, wenn er sich kann an Jürmann laben?

So hoffen wir, trotz der Blessuren, das Du mit uns noch manche Spuren, in diese Welt gedenkst zu machen und immer wieder bringst zum lachen. Denn was wären, Sie und ich, ohne Rappelkiste Dich.

Dein Ulf

Happy Birthday dear Jürmann
You Ulf on wheels, who went from van to home in no time at all. You, reborn in Horstmar and resurrected from the dead in Dubrovnik, cost us many a restless night, and not only in you. We looked forward to you as if you were too young, we loved you more with every childhood illness and, against all odds, took you onto the streets that were to be our world.

In six months, you, an old van near Düsseldorf, became a mostly mobile center of life for lost souls who did not yet know what you would be.

We invested the last of our money in you, driving over 4000 kilometers, and learned a lot not only about ourselves, but also about you. How big you little transporter can be and how sensitive your brakes, gearbox, turbo and V-belt are.

On and in you, Silvana would become a mechatronics engineer and I would become a teacher.

You taught us how to get out of the way in a bad mood without leaving you and how to earn money with a slow computer.

Through Austria, Italy, Slovenia, Bosnia, Croatia, Montenegro and Albania, you brought us to Greece and are already stretching your snout towards Turkey again.

Oh Jürmann, you French problem child paired with German improvisational skills. How much we love you, thanks to the heating installed by Silvana, even though you laid the kitchen cupboard at our feet in Kloster Andechs and showed us again and again how much you wanted our attention with a lively play of light.

No, the TÜV doesn’t like you, but don’t worry, your people always say you look much younger. With your grubby knees, when your spars draw water, I take a cigarette when the tow rope puts you on a chain, yes, your dents here and there weren’t even there a year ago.

But neither was the water, warm, and your tap in the sink, the lithium batteries almost killed my sweetheart. Solar system, many cables, everything is on your fork, which, despite little horsepower, made us realize your willpower.

Sluggish on slopes and in the deepest gravel bed, you sometimes stood at quite an angle. Who wants a Hymer when they can enjoy Jürmann?

So we hope, despite your wounds, that you will continue to make your mark on this world with us and make us laugh again and again. Because what would you and I be without Rappelkiste?

Your Ulf

Endlich ich

Auch eine sehr erzählenswerte Geschichte

(down below in english) Vor einigen Tagen bekam ich eine Reaktion auf meinen Blog. „Immer“, so der Schreiber, “ wenn man denkt, jetzt geht es tiefer und würde es interessant, wäre meine kleine Geschichte zu Ende.
„Ich habe das Gefühl, dass Du viel mehr zu sagen und zu erzählen hast“, so die griechische Stimme, „aber du hörst meist an der Oberfläche auf.“
Diese wenigen Sätze meines neuen Freundes haben mich tief bewegt, denn in der Tat habe ich viel mehr zu erzählen, als ich im Blog preisgebe. Ich kann sogar sagen, dass dieser Wunsch zu schreiben ein wesentlicher Grund war, mich auf den Weg zu machen; ich wollte endlich erzählen. Zeit haben, mich dem geschriebenen Wort zu widmen, den Mut aufbringen, die Prioritäten zu wechseln; hauptsächlich schreiben und notwendig viel arbeiten.
Und hätte sich nicht Jannis gemeldet, wäre ich wohl wieder in den alten Trott verfallen. Ja, ich verdiene jetzt unser Geld wieder mit Sprache wie einst als Werbetexter oder Schauspieler, aber bis letzte Woche habe ich mich wieder in erster Linie mit den Worten und Geschichten anderer beschäftigt und nicht mit meinen.

Aber seit fünf Tagen befasse ich mich endlich wieder mit meiner Leidenschaft, schreibe, was mein Geist mir aufgibt und formuliere, was das Leben mir erzählt hat.

Der Stoff den ich zu Papier bringe, wird dabei nicht erstmalig angegangen, aber erstmalig konstruktiv. Der rote Faden steht, die Inspiration ist da und all meine Leser hier, in diesem Blog, geben mir das notwendig gute Gefühl, das Richtige zu tun.
Jedes Like und jeder Kommentar beflügelt meine Seele und sagt: Du kannst das, trau Dich.

Dafür danke ich jedem einzelnen und ganz besonders Jannis, denn ich fühle mich endlich wie der Mensch der ich immer sein wollte.

Plötzlich kann ich sagen „ich muss schreiben“, ob ich davon leben kann oder nicht und bin endlich auch von meiner deterministischen Geiselhaft befreit, dass ich ja schreiben könne, wenn ich frei habe.

Nein jetzt ist es endlich richtig herum, Arbeiten kann ich, wenn ich nicht schreibe; und es gibt viel zu erzählen.

Bis morgen,

Euer Ulf

Me at last
A few days ago, I received a response to my blog. „Whenever,“ said the writer, „you think now it’s going to go deeper and get interesting, my little story would be over.
„I have the feeling that you have a lot more to say and tell,“ said the Greek voice, „but you usually stop at the surface.“
I was deeply moved by these few sentences from my new friend, because I do indeed have much more to tell than I reveal on the blog. I can even say that this desire to write was a major reason for setting out on my journey; I wanted to finally tell my story. To have the time to dedicate to the written word, to have the courage to change priorities; to write mainly and to work a lot if necessary.
And if it hadn’t been for Jannis getting in touch, I would probably have fallen back into the old rut. Yes, I’m now earning our living with language again, as I once did as a copywriter or actor, but until last week I was again primarily concerned with other people’s words and stories rather than my own.

But for the past five days, I’ve finally gotten back to my passion, writing what my mind tells me and putting into words what life has told me.

The material I am putting down on paper is not being tackled for the first time, but it is being tackled constructively for the first time. The central theme is there, the inspiration is there and all my readers here, on this blog, give me the necessary good feeling of doing the right thing.
Every like and every comment inspires my soul and says: you can do it, dare to do it.

I thank every single one of them and especially Jannis, because I finally feel like the person I always wanted to be.

Suddenly I can say „I have to write, whether I can make a living from it or not and I am finally free from my deterministic hostage that I can write when I have time off.

No, now it’s finally the right way round, I can work when I’m not writing; and there’s a lot to tell.

See you tomorrow,

Your Ulf

15 Minuten Ruhm

15 Minuten Ruhm
Die Fenster sind beschlagen wie in einem Altbau, wenn morgens der Wecker klingelt und es kostet ein wenig Überwindung, sich aus der kuscheligen Decke herauszupellen, wenn es Zeit zum Aufstehen ist.
Aber im Gegensatz zu früher, bin ich nicht schlecht gelaunt, sondern fühle mich beinahe täglich wie der kleine Junge vor vielen Jahren, der kurz vor der Bescherung in der Küche meines Opas auf das Glöckchen wartet, dass mir signalisiert: Jetzt geht es los.

Mein Blick wandert noch etwas tapsig umher, nervös, da ich nur weiss, dass mich etwas besonders schönes, ein Glücksgefühl erwartet.

Damals habe ich dann häufig das ewige Licht über der Wohnzimmertür beobachtet. Dieses kleine intensiv rote Flackern unter einem Ikonenimitat. Heute habe ich dafür eine Gasflamme, die unter dem Kaffeewasser bläuchlich seinen Dienst verrichtet.
Auch sie meckert nicht, sondern macht, was sie machen muss, denn was anderes kann und soll sie nicht und dann kommt der einzige Moment im Leben, an dem ich froh bin, Raucher zu sein.
Die Lust auf eine Zigarette drängt mich zur Jürmanntür wie den kleinen Jungen ans Schlüsselloch und mit ein wenig Herzklopfen wage ich es, als hätte ich es Leuten gehört.

Ich reiße sie auf und alles strahlt, als läge vor mir das Kind in Windeln gewickelt.
Und wâhrend mein Weihrauch dampft und das Kaffeearoma im Hintergrund wie Mürrebslsam den kleinen Raum erfüllt bestaune ich 15 Minuten die Geburt des Goldes, das aller Leben Ursprung ist.

Bis morgen,

Euer Ulf

(Man muss es eben einfach erleben. Kein Wort der Welt kann dieses Wunder adäquat beschreiben)

15 minutes of fame
The windows are fogged up like in an old building when the alarm clock rings in the morning and it takes a little effort to peel myself out of the cozy blanket when it’s time to get up.
But unlike in the past, I’m not in a bad mood, instead I feel almost every day like the little boy many years ago who waits in my grandpa’s kitchen for the little bell to signal me just before the presents: Here we go.

My eyes still wander around a bit clumsily, nervously, because I only know that something particularly nice, a feeling of happiness, awaits me.

Back then, I often watched the eternal light above the living room door. This small, intense red flicker under an imitation icon. Today I have a gas flame instead, which does its job under the coffee water with a bluish glow.
It doesn’t grumble either, but does what it has to do, because it can’t and shouldn’t do anything else, and then comes the only moment in my life when I’m glad to be a smoker.
The desire for a cigarette pushes me towards the door like a little boy towards the keyhole and with a little palpitation I dare to do it, as if I had heard people say it.

I pull it open and everything shines as if the child were wrapped in diapers in front of me.
And while my incense steams and the coffee aroma in the background fills the small room like the aroma of shortbread, I marvel for 15 minutes at the birth of the gold that is the source of all life.

See you tomorrow,

Your Ulf

(You just have to experience it. No word in the world can adequately describe this miracle)