Schlinge um den Hals der Seele

(down below in english) Zwischen Asterix und Autoscooter gelandet, fristeten wir die letzte Nacht, um vor dem Sturm zu flüchten, der dann doch aus blieb.

Erstmalig fühlte es sich bedrückend an,  ein Rolling Stone zu sein, kein Zuhause zu haben, denn ein Parkplatz wie dieser erfüllt alle negativen Gefühlsklischees unseres neuen Lebens.

Man steht auf, öffnet die Tür und sieht Häuser, Schilder und Zäune. Man fühlt den Montag aus Aufgaben und Bürde, ihn meistern zu müssen. Ind der Asphalt der Straße legt sich wie eine Schlingel um den Hals der Seele.

Nichts wie weg. Zurück nach Hause. An den Strand.
Es regnet. Egal. Im Rückspiegel schwarze Wolken: who care’s?! Denn vor uns riecht es schon wieder nach Meer.

Und siehe da, kaum biegen wir um die Kurve mit der abgesackten Teerdecke, da zeigt sich auch schon wieder die Sonne und erwartet uns mit dicken weißen Schaumkronen auf den Wellen, wie eine Familie die uns schon sehnlichst erwartet hat.

Ich will fast sagen, so schlimm kann es gar nicht werden, als dass ich je wieder einen solchen Kompromiss nur aus Angst vor „Wetter“ eingehe.
Aber wir beide wissen jetzt noch gewisser als vorher, wie dringend wir dieses Friedliche Ambiente aus rauschendem Wasser und sich darin spiegelnder Lebenskraft brauchen,um glücklich zu sein.

Stand jetzt ist zumindest bei mir, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann und will, darauf jemals wieder zu verzichten.

Bis morgen,

Euer Ulf

Rope around the neck of the soul
Landed between Asterix and the bumper cars, we spent the last night fleeing from the storm, which then failed to materialize.

For the first time, it felt depressing to be a Rolling Stone, to have no home, because a parking lot like this fulfills all the negative emotional clichés of our new life.

You get up, open the door and see houses, signs and fences. You feel the Monday of tasks and the burden of having to master them and the asphalt of the road wraps itself around your soul like a snare.

Let’s get out of here. Back home. To the beach.

It’s raining. No matter. Black clouds in the rear-view mirror: who cares? Because ahead of us it smells like the sea again.

And lo and behold, as soon as we turn the corner with the sagging tarmac, the sun appears again and awaits us with thick white whitecaps on the waves, like a family that has been eagerly awaiting us.

I almost want to say that it can’t get that bad for me to make such a compromise again just for fear of the „weather“, but we both know even more than before how much we need this peaceful ambience of rushing water and the life force reflected in it to be happy.

As things stand now, at least for me, I can’t and won’t imagine doing without it anymore.

See you tomorrow,

Your Ulf

Warten auf Sokratis

(down below in english) Die Nacht war bescheiden. Ironischerweise wahrscheinlich deshalb, weil ich gestern zur Entspannung mal wieder gelesen habe „das egoistische Gen“ von Richard Dawkins.

Ein sehr interessantes Buch und in Bezug auf die philosophische Interpretation biologischer Selektion eines der wichtigsten und besten die je geschrieben wurden. Aber eben auch eines über Selektion und nicht Inklusion.

In den beeindruckenden Bildern und Beschreibungen erzählt und erklärt der Autor, warum die Welt ist, wie sie ist, ohne den Egoismus zu bewerten, aber er spricht ihm eine genetische Relevanz zu.

Ich hatte nie Zeit für dieses Werk und habe mich gestern so darauf gefreut, im Sonnenschein den lang gehegten Wunsch endlich wahr werden zu lassen, diesen Wälzer verschlingen zu können.

Aber ich merkte schnell, dass es mich nicht beflügelt, sondern belastet, zu verstehen. Denn ich bin wohl das, was er selbst eine genetische Fehlmutation genannt hätte, denn im klassischen Sinne habe ich wohl nichts vom darwinistischen „survival of the fittest“, denn ich funktioniere nicht wie die anderen. Ich bin sensibel, wo man hart sein soll, selbstlos, wo Egoismus gefragt ist und mit Geld (Ressourcen), kann ich auch nicht umgehen.

Ich teile mir Bedürftigen und nicht nur mit jenen, von dessen Wohlwollen ich profitieren kann. Meine Schulstunden sind oft länger als sie bezahlt werden, weil es mir wichtig ist, das jeder versteht und Silvana und ich helfen mit Busti kets, wo Menschen allein hilflos wären.

Wir werden Oli wahrscheinlich nicht wieder sehen und wenn, dann nicht um Geld einzutreiben, sondern, um einen lieb gewonnenen Menschen wieder zu sehen.

Und ich bin so naiv, dass ich glaube, dass die meisten Menschen so sind. Ich glaube an das Prinzip von Karma, wenn jeder hilft wo er kann, ist jedem geholfen und wenn alle mehr an den nächsten denken, gibt es weniger Leid.

Interessant ist, dass es auf dieser Reise plötzlich zu funktionieren scheint. Hier wird mir und uns von Fremden geholfen, die sich zumindest keinen Nutzen davon versprechen können oder könnten, uns zu unterstützen und dennoch waren und sind Jannis, Jens Peter und Antonius in Albanien für uns da. Immer? Nicht immer, aber immer, wenn sie können und deshalb möchte ich auch, dass der Name Antonius ein gutes Omen war, denn meine Mama steckte mich mit der Hoffnung an den heiligen Antonius, den Schutzheiligen an und auch deshalb will ich auch, dass es kein Zufall ist, dass der Mechaniker der uns gleich abholt, Sokratis heißt.

Gewiss, das muss nicht so sein, aber wie sagte der verstorbene Papst Benedikt zu Henrik MBroder in Bezug auf Gott und Glauben so schön: Tun sie doch einfach so.

Bis morgen,
Euer und Ihr Ulf

Waiting for Sokratis
It was a modest night. Ironically, probably because yesterday I read „The Selfish Gene“ by Richard Dawkins again to relax.

A very interesting book and, in terms of the philosophical interpretation of biological selection, one of the most important and best ever written. But also one about selection and not inclusion.

In the impressive pictures and descriptions, the author tells and explains why the world is the way it is, without judging selfishness, but giving it a genetic relevance.

I never had time for this work and yesterday I was so looking forward to finally fulfilling my long-cherished wish to devour this tome in the sunshine.

But I quickly realized that it doesn’t inspire me, but burdens me to understand. Because I am probably what he himself would have called a genetic mutation, because in the classic sense I probably have nothing of the Darwinian „survival of the fittest“, because I don’t function like the others. I’m sensitive where you have to be tough, selfless where selfishness is required and I can’t handle money (resources) either.

I share with those in need and not just with those whose goodwill I can benefit from. My school hours are often longer than they are paid for because it is important to me that everyone understands and Silvana and I help with Busti kets where people would be helpless on their own.

We probably won’t see Oli again and if we do, it won’t be to collect money, but to see a loved one again.

And I am so naive that I believe that most people are like that. I believe in the principle of karma, if everyone helps where they can, everyone is helped and if everyone thinks more about the next person, there is less suffering.

It is interesting that it suddenly seems to work on this trip. Here I and we are being helped by strangers who at least cannot or could not expect any benefit from supporting us and yet Jannis, Jens Peter and Antonius were and are there for us in Albania. Always? Not always, but always when they can and that’s why I want the name Antonius to be a good omen, because my mom infected me with the hope of St. Antonius, the patron saint, and that’s also why I want it to be no coincidence that the mechanic who is about to pick us up is called Sokratis.

Of course, it doesn’t have to be that way, but as the late Pope Benedict said to Henrik MBroder in relation to God and faith: just pretend.

See you tomorrow,
Yours and yours Ulf

Ein Wetter zum Bäume ausreißen

Kein ernsthaftes Beispiel für heute Nacht

(down below in english) Mir ist entfallen, wie oft ich schon einen Blogbeitrag mit dem Wort „eigentlich“ begonnen habe, aber heute wäre wieder eine gute Gelegenheit gewesen, die ich nur aus literarischer Disziplin vermeide. Denn „eigentlich“ klingt so „irgendwie“. Und nicht so „wow“ wie es der vergangene Tag und das Naturphänomen verdient haben.

Denn gestern verbrachten Silvana, Irina und ich einen wunderbaren Tag miteinander. Er war nicht spektakulär schön, in dem Sinne, dass wir gemeinsam Achterbahn fuhren oder im teuersten Restaurant der Stadt das beste Steak aßen, sondern so, dass wir die Zeit miteinander genossen, während wir bei schönstem Sonnenschein zum Waschsalon spazierten und uns freuten, alte Bekannte wieder zu treffen. Denn im Oktober lernten wir uns am Strand von Sagiada, an der Grenze zu Albanien kennen.

Später, als die Klamotten trocken und die China Mall sowie Lidl geschlossen waren, wollten wir den Tag dann als gemütlichen Abend an unserem Lieblingsstrand beenden und fuhren also zum „Long beach“.

Dort angekommen fühlte es sich wie an der Nordsee an. Die Wellen wurden vom Wind so hoch gepeitscht, dass Silvana statt nur mit den Füßen gleich ganz von den Fluten gepackt wurde und vor Freude jauchzend in meine Arme fiel, während Irina und ihr Hund Lullu in ihrem Nugget Mücke dafür sorgten dass die Hundeleine nicht zur Drachenschnur wurde.

In der Bibel würde man wohl sagen „und Gott sah, dass es gut war. Nächster Tag“.

Aber wir sind ja in Griechenland und nicht in einem schriftlichen Kompromiss von Kaiser Konstantin, deshalb ist die Geschichte an dieser Stelle noch nicht zu Ende, sondern springt direkt weiter zur Sinnflut, denn im Internet erfuhren wir, dass es nicht bei Böhen bleiben sollte, sondern Stark“Winde“ mit bis zu 97 km/h erwartet wurden.

Wir täten also gut daran, die flatternde Wäsche und den Hund von den wehenden Leinen zu nehmen und uns in Sicherheit zu begeben, denn laut Universalgenie Dr. Google könnte das Lüftchen beim Tanzen in der Nacht durchaus Lust auf Bäume ausreißen bekommen.

So landeten wir schließlich an einem alten Sportplatz mit Blick auf die Brandung und genossen bei Bohnen mit Tomatensauce und glutenfreien Keksen Rotwein und Gespräche wie lange nicht mehr und vergaßen beinahe, dass es der Wind war, der alles zum Wackeln brachte und nicht nur der Rotwein.

Aber bevor wir den Abend beendeten, riskieren wir noch einen Blick auf die Naturgewalten, die sich in fünf bis sechs Meter hohen Wellen die am Pier wie in einem Bild von William Turner selbst zelebrierten. Spektakulär.

Bis morgen,

Euer Ulf

Weather to tear out trees
I can’t remember how many times I’ve started a blog post with the word „actually“, but today would have been another good opportunity, which I only avoid out of literary discipline. Because „actually“ sounds so „kind of“. And not as „wow“ as the past day and the natural phenomenon deserved.

Because yesterday Silvana, Irina and I spent a wonderful day together. It wasn’t spectacularly beautiful in the sense that we rode a rollercoaster together or ate the best steak in the most expensive restaurant in town, but rather that we enjoyed our time together while we walked to the laundrette in the most beautiful sunshine and were happy to meet up with old friends again. Because in October we met on the beach in Sagiada, on the border with Albania.

Later, when our clothes were dry and the China Mall and Lidl were closed, we wanted to end the day with a relaxing evening on our favorite beach, so we drove to „Long beach“.

Once there, it felt like being on the North Sea. The waves were whipped so high by the wind that Silvana was grabbed by the waves instead of just her feet and fell into my arms, whooping with joy, while Irina and her dog Lullu in their nugget mosquito made sure that the dog leash didn’t turn into a kite string.

In the Bible we would probably say „and God saw that it was good. Next day“.

But we are in Greece and not in a written compromise by Emperor Constantine, so the story doesn’t end here, but jumps straight on to the Sinnflut, because we found out on the internet that it wasn’t going to stay with gusts, but that strong „winds“ of up to 97 km/h were expected.

We would therefore be well advised to take the flapping laundry and the dog off the blowing leashes and head for safety, because according to universal genius Dr. Google, the breeze might well feel like ripping out trees while dancing in the night.

So we ended up at an old sports field overlooking the surf, enjoying red wine and conversation over beans with tomato sauce and gluten-free cookies like we hadn’t in a long time, almost forgetting that it was the wind that was making everything shake and not just the red wine.

But before we ended the evening, we risked a look at the forces of nature, which celebrated themselves in five to six meter high waves on the pier like in a painting by William Turner. Spectacular.

See you tomorrow,

Your Ulf

96 Stunden ohne Ausweg

(down below in english) In letzter Zeit wurden die Regentage mehr und mehr, bis sie heute den Punkt erreicht haben, an dem das friesische das karibische Wetter überwiegt.

Das ist eigentlich gar nicht so unschön, denn die Wellen sind atemberaubend schön und der Wind saust um den Jürmann, dass es drinnen beinahe knistert wie vor einem Lagerfeuer.

Ungünstig ist, dass wir kein Vorzelt haben und das schmuddelige Nass den Eingang völlig unter Wasser stellt.

Wie also rein und raus, ohne aus unserem Zuhause eine Schlammgrube zu machen und: wie geht man sich auf vier Quadratmetern aus dem Weg, wenn das Wohnzimmer nicht betreten werden kann?

Gar nicht. Man muss sich zusammen kuscheln und sich bemühen, wenig zu reden. Denn Stress schwängert die Atmosphäre. Man kann sich einfach nicht aus dem Weg gehen und die verhangenen Fenster verschließen neben den Ritzen auch den Horizont, den die Seele doch so dringend zum Atmen braucht.

Und wenn ich wie gleich im Schlafzimmer 1,5 Stunden Nachhilfe geben muss, kann Silvana nur daneben sitzen, weil wir kein Schlauchboot haben, um den Strand als Ausweg zu nutzen.

Aber wir sind ja schwierige Situationen gewöhnt und haben uns auch schon eine neue Disputkultur angewöhnt, aber vier Tage Regen sind 96 Stunden Schitwetter und das ist viel Potential um gute Vorsätze schon Mal zu vergessen.

Aber wir haben es uns gemütlich gemacht und genießen auch die Qualität der Stille, in der man trotz Enge und gegenseitigem auf den Füßen stehen, einfach dem Plätschern der Tropfen lauschen kann ohne alles zu kommentieren.

Man kann sagen, wir haben uns verändert und sind an den Herausforderungen gewachsen, aber der Strom hier im Hippiebunker und die Reminiszenz Internet der Moderne gepaart mit Kopfhörern helfen auch, wenn man sich mal vorne auf dem Beifahrersitz oder hinten im Bett einfach in sich zurück ziehen will, denn auch das geduldigeste Herz kann zwar viel ertragen, aber keine 24 Stunden ABBA.

Bis morgen,

Euer Ulf

96 hours with no way out
Lately, the rainy days have become more and more frequent, until today they have reached the point where the Frisian outweighs the Caribbean weather.

It’s actually not so bad, because the waves are breathtakingly beautiful and the wind is whipping around the Jürmann, making it almost crackle inside like a campfire.

The unfortunate thing is that we don’t have an awning and the dingy water completely submerges the entrance.

So how do we get in and out without turning our home into a mud pit and: how do we get out of each other’s way on four square meters if we can’t enter the living room?

Not at all. You have to cuddle up together and try not to talk too much. Because stress impregnates the atmosphere. You simply can’t avoid each other and the past windows close off not only the cracks but also the horizon that the soul so urgently needs to breathe.

And when I have to tutor for 1.5 hours in the bedroom, as I’m about to do, Silvana can only sit next to me because we don’t have an inflatable boat to use the beach as an escape route.

But we’re used to difficult situations and have already got used to a new culture of debate, but four days of rain is 96 hours of skiing weather and that’s a lot of potential for forgetting good intentions.

But we’ve made ourselves comfortable and enjoy the quality of the silence, in which you can simply listen to the splashing of the drops without commenting on everything, despite the close quarters and standing on each other’s feet.

You could say we’ve changed and grown to meet the challenges, but the electricity here in the hippie bunker and the reminiscence of the modern Internet paired with headphones also helps when you just want to withdraw into yourself in the front passenger seat or in the back of the bed, because a patient heart can endure a lot, but not 24 hours of ABBA.

See you tomorrow,

Your Ulf

Hurra, wir leben noch!

Am Tag danach, als wäre nichts gewesen.

(down below in english) Der Jürmann bog sich förmlich in den Winden und versuchte mit letzter Kraft ein bisschen Standfestigkeit zu bewahren, während der Regen aus allen Richtungen auf ihn einprasselte und dieses Decresendo der Naturgewalten uns aus dem Schlaf riss.

„Nichts Neues“, dachten wir uns, von den Erfahrungen der letzten Wochen geschult und riskieren nur einen beiläufigen Blick aus dem kleinen Fenster, um das Spektakel der Blitze in den Bergen zu bestaunen.

Wir sahen jedoch keine Blitze, sondern nur Baumreste und anderen Morast von Wind und Wellen zum tanzen gebracht. „Weg, weg, wir müssen hier sofort weg!“, rief ich Panik erfüllt zu Silvana, während diese, cool wie eine alte Hühnerglucke, ihren kleinen Ulf mit „bleib ruhig, Schatz!“ Zur Besinnung mahnte und sich anzog.

Ich konnte also nicht wie früher durchdrehen und in wilden Aktionismus verfallen, sondern mich nur mit Pullover, Hose und Schuhwerk bewaffnen, um im Anschluss mit aller Gewalt die vom Sturm verriegelte Tür zu öffnen.

Es war beängstigend und großartig zugleich, sich auf vormals festem Boden wie auf hoher See zu fühlen, nur das man hier nicht verzweifelt mit einem Eimer das Deck vom Wasser versucht zu befreien, sondern sich vorsichtig durch tiefe Pfützen am Jürmann entlang in die Fahrerkabine zu kämpfen hatte.

Zum Glück ließ uns der Motor nicht im Stich und sprang sofort an, aber an vorwärtskommen war nicht zu denken. Also im Rückwärtsgang, beinahe blind in den Schutzhafen der Saisonhütten für Badegäste, wo wir erstmalig nach gefühlten Stunden (,es können nur Minuten gewesen sein), durchatmen konnten.

Als die Sonne dann schließlich mühsam einige Strahlen durch die dicke Wolkendecke bohrte, beruhigte sich auch die See ein wenig, aber es regnete weiterhin sogar von unten.

Irgendwann folgte ich Capitänin Jürgens Anweisungen und erkundete den einzig möglichen Fluchtweg in die Freiheit. Denn wir wollten auf keinen Fall mit den Bewohnern wie auf Guilligens Insel hier länger als nötig verweilen.

„Ja, es sind noch große und tiefe Pfützen zu überwinden, aber die größten Hürden hab ich beseitigt“, rapportierte ich und erntete einen dicken Schmatzer zum Dank dafür.

„Also los“, beschloss Silvana,“ die Wellen cruisen sich hoch ein. Jetzt oder nie!“

Und. Während ich nervös ein Kreuzzeichen schlug, befestigte die Frau meiner Träume, die mich also auch in Alpträumen nicht allein ließ, unser Hab und Gut im Jürmann.

Dann stellten wir uns der Natur mit 2.5 Tonnen auf 100 PS.

Es wackelte und schaukelte. Aber jedem Abrutschen könnte entgegen gelenkt werden, bis wir, mit Schutzblech auf dem Bett wieder in Sicherheit waren.

Durchatmen, umarmen und knutschen, bis die Anspannung langsam nachließ. „Besser hätte man es nicht machen können“, schlug ich mir selbst auf die Schultern. Nur Silvana fand dann doch noch ein Haar in der Suppe “ Wir haben den Handfeger vergessen“.

Bis morgen,

Euer Ulf

Hooray, we’re still alive!


The Jürmann was literally bending in the winds, trying with his last ounce of strength to maintain a bit of stability while the rain pelted down on him from all directions and this decresendo of the forces of nature tore us from our sleep.

„Nothing new,“ we thought to ourselves, trained by the experiences of the last few weeks, and only risked a casual glance out of the small window to marvel at the spectacle of lightning in the mountains.

However, we didn’t see any lightning, just the remains of trees and other debris made to dance by the wind and waves. „Away, away, we have to get out of here now!“ I shouted in panic to Silvana, while she, cool as an old hen’s cluck, urged her little Ulf to calm down with „stay calm, darling!“ and got dressed.

So I couldn’t go crazy and go into wild actionism like I used to, I could only arm myself with a sweater, trousers and shoes and then force open the door that had been locked by the storm.

It was scary and great at the same time to feel like you were on the high seas on previously solid ground, except that here you didn’t have to desperately try to clear the deck of water with a bucket, but had to carefully fight your way through deep puddles along the Jürmann into the driver’s cab.

Fortunately, the engine didn’t let us down and started immediately, but there was no way of moving forward. So we reversed, almost blindly, into the shelter of the seasonal cabins for bathers, where we were able to take a deep breath for the first time after what felt like hours (it could only have been minutes).

When the sun finally managed to pierce a few rays through the thick cloud cover, the sea calmed down a little, but it was still raining, even from below.

At some point, I followed Captain Jürgen’s instructions and explored the only possible escape route to freedom. We didn’t want to stay here longer than necessary with the inhabitants of Guilligen’s Island.

„Yes, there are still large and deep puddles to overcome, but I’ve cleared the biggest hurdles,“ I reported and received a big pat in return.

„So let’s go,“ Silvana decided, „the waves are getting high. It’s now or never!“

And. While I nervously made the sign of the cross, the woman of my dreams, who wouldn’t leave me alone even in my nightmares, secured our belongings in the Jürmann.

Then we faced nature with 2.5 tons at 100 hp.

It wobbled and rocked. But we were able to counteract any slippage until we were safe again with a protective sheet on the bed.

We took a deep breath, hugged and smooched until the tension slowly subsided. „It couldn’t have been done any better,“ I slapped myself on the back. Only Silvana found a fly in the ointment: „We forgot the hand brush“.

See you tomorrow,

Your Ulf




Nie wieder Sonnenuntergang

(down below in englisch) Die Welt des Zeus endet am Styx, dem Fluss, der die Lebenden von den Toten trennt. Genau hier findet ergo auch das Reich des Hades seinen Anfang, die Unterwelt.

Wörtlich genommen ist folglich, wenn der Gott der Unterwelt zu seiner geliebten Frau Persephone eilt, oder Orpheus nur mit einer Laute bewaffnet hier seine Eurydike befreien möchte, ein Untergang.

Die symbolische Wortbedeutung, nahm wohl mit  Schiffsuntergängen wie dem der Titanic 1912 ihren Anfang und erreichte mit Zeitenwendepunkten wie dem Ende des Römischen Reiches oder der Regentschaft Napoleons nach seiner Niederlage bei Leipzig 1812, wohl seine ganze (negative) Strahlkraft.

Warum, spricht man also auch bei einem der schönsten Momente die ein Mensch erleben kann, beim Sonnenuntergang  von Untergang und nicht beispielsweise von einem Finale oder dem Sonnenkuss?

Weil sie Abends so einmalig wie ein glückliches Gesicht ins Meer zu tauchen scheint, beinah wie unser Jürmann heute Morgen, als die Wellen ihn sanft untergruben, weshalb wir schnell flüchten mussten und erst jetzt schreiben können.

Hier standen wir

Da war wirklich Untergangsstimmung, weshalb ich zukünftig bei der innigen Berührung von Sonne und Meer von  einem Liebesspiel zweier Planeten sprechen möchte und nie wieder Untergang.

Bis morgen,

Euer Ulf

Endlich weder festen Boden unter den Rädern

Never again sunset
The world of Zeus ends at the Styx, the river that separates the living from the dead. This is also where the realm of Hades, the underworld, begins.

Taken literally, therefore, when the god of the underworld rushes to his beloved wife Persephone, or Orpheus, armed only with a lute, wants to free his Eurydice here, it is a downfall.

The symbolic meaning of the word probably began with the sinking of ships such as the Titanic in 1912 and reached its full (negative) radiance with turning points such as the end of the Roman Empire or Napoleon’s reign after his defeat at Leipzig in 1812.

So why do we talk about one of the most beautiful moments a person can experience, the sunset, and not, for example, a finale or the kiss of the sun?

Because in the evening it seems to dive into the sea as uniquely as a happy face, almost like our Jürmann this morning when the waves gently undermined him, which is why we had to flee quickly and are only now able to write.

It really was doom and gloom, which is why in future I would like to speak of the intimate contact between sun and sea as a love match between two planets and never again of doom.

See you tomorrow,

Your Ulf

Here’s Johnny!

(down below in english) Sonnenschein und Gewitter geben sich hier derzeit beinahe täglich die Klinke in die Hand. Das ist wunderschön, denn tagsüber kann man, auch jetzt im November, im T-Shirt an den Strand. Und Abends kuschelt es sich bei Blitz und Donner nochmal so schön.

Manchmal frag ich mich dennoch, was die Wildhunde so treiben, wenn es wie aus Eimern gießt.

Sie hocken vielleicht aneinandergeschmiegt irgendwo in einer Felsspalte oder unter einem Vorsprung und warten mit stoischer Ruhe auf das Ende von Zeus‘ Himmelsspektakel, während wir im Jürmann schlummern dürfen.

Ein Hundewetter sieht für sie wohl anders aus.

Erst morgens, wenn nur noch gigantische Pfützen von Starkregen und brachial gefällte Astgabeln auf Wegen und im Meer von Blitzen zeugen, kommen diese treuen Gefährten langsam wieder aus ihren Löchern gekrabbelt.

Ganz ohne Gebell, als wäre nichts passiert, machen sie sich erneut auf Futtersuche oder sitzen wie ich am Wasser und genießen die Morgensonne.

Es sei denn, es hat durch einen kleinen Schlitz in der Tür rein geregnet, sodass meine Schuhe so nass sind, dass man sie auswringen könnte.

Dann knütter ich mich barfuß über Kieselsteine, die am Ufer wie Eiswürfel in einem Whiskeyglas umherkullern und genieße eine Morgenzigarette.

Aber wenn dann plötzlich Johnny, als wolle er meine Not lindern, mit angespülten Schuhen im Maul vor mir steht und sich auf Streicheleinheiten freut, ist meine schlechte Laune gleich wieder verschwunden. Auch wenn er sich neugierig über meinen Kaffee hermacht.



Ich wünsche allen einen ähnlich schönen guten  Morgen

Euer Ulf

Here’s Johnny!

Sunshine and thunderstorms are almost a daily occurrence here. That’s wonderful, because during the day you can go to the beach in a T-shirt, even now in November. And in the evening, it’s so nice to snuggle up with thunder and lightning.

Sometimes I wonder what the wild dogs are doing when it’s pouring with rain.

They might be huddled together somewhere in a crevice or under a ledge, waiting with stoic calm for the end of Zeus‘ celestial spectacle while we slumber in the Jürmann.

Dog weather probably looks different to them.

Only in the morning, when only gigantic puddles of heavy rain and brute forks of branches on paths and in the sea bear witness to lightning, do these faithful companions slowly come crawling out of their holes again.

Quite without barking, as if nothing had happened, they set off again in search of food or, like me, sit by the water and enjoy the morning sun.

Unless it has rained purely through a small slit in the door, so that my shoes are so wet that you could wring them out.

Then I kneel barefoot over pebbles that roll around on the shore like ice cubes in a whiskey glass and enjoy a morning cigarette.

But when suddenly Johnny, as if he wanted to relieve my distress, stands in front of me with washed-up shoes in his mouth, looking forward to being stroked, my bad mood disappears right away. Even when he curiously gets hold of my coffee.

I wish everyone a similarly beautiful good morning

Your Ulf

Apokalypse now!

(Down below in english) Jetzt um 11 erinnert nur noch der feuchte Boden und die unfassbar reine Luft an die Blitze und den Donner, die vor wenigen Stunden noch das friedliche Umland zwischen Berghöhen und  Korfu mit einem Spektakel inszenierten, das meines Erachtens seines Gleichen sucht.

Eigentlich begann alles mit einem unfassbar schönen Sonnenuntergang, der mit einer so selbstverständlichen Ruhe die Wolken in Tiefosa tauchte, dass nicht nur uns der Atem stockte.

Kein Passant, kein Camper, ja selbst die Kellner im benachbarten Fischrestaurant konnten sich diesem Zauber entziehen. Alle standen mit offenen Mündern am Pier und ließen sich von Sonnenstrahlen wie im Märchen verzaubern und nach nur 20 Minuten war alles vorbei und der Himmel dunkel.

Es hatte etwas von Theaterathmosphäre, wenn die Lichter im Saal erlischen und das Publikum tuschelnd auf die Vorstellung wartet, die sich wie im wahren Leben so lang Zeit ließ, bis auch der Letzte sich gesetzt hat um das anstehende Schauspiel nicht unpfleglich zu unterbrechen.

Die ersten Regentropfen ergossen sich dann gegen 10, aber erst nach zwei in der Früh begann sich der Wind zu Böen zu formieren, die wenig später orkanartig ihr Unwesen treiben sollten.

Bühne frei!

Mit einem urplötzlichen KAWUMM!!, das nur Shakespeare annähernd so hätte inszenieren können, erbebte der Boden bis der Jürmann wackelte und das, was bis dato als unschuldige Tröpfchen bekannt war, schmetterte aus allen Richtungen auf alles, was sich der Natur in den Weg zu setzen schien.

Jeder Blitz, ein brennendes Inferno der Lüfte und jeder Donner die Pauke des Allmächtigen.

Flash for fantasy

Wer jetzt noch schlief, der ruhte in Frieden!

Und ich, vom Regen tropfnass und mit eingefrohrenem Lächeln im Gesicht mittendrin, bis gegen sieben die Sonne den Vorhang erzwang und das Saallicht wieder zu entzünden schien.

Zugabe!

Euer Ulf

Wir freuen uns über jede auch noch so kleine Spende, unter:

https://paypal.me/@Silvana379

Apocalypse now!

Now at 11 only the damp ground and the incredibly pure air reminds of the lightning and thunder, which just a few hours ago staged the peaceful surrounding countryside between mountain heights and Corfu with a spectacle that in my opinion is without equal.

Actually, it all began with an incredibly beautiful sunset that bathed the clouds in deep Pink with such a self-evident calm that not only we took our breath away.

No passerby,no camper, yes even the waiters in the neighboring fish restaurant could escape this magic. All stood with open mouths on the pier and let themselves be enchanted by sunbeams like in a fairy tale and after only 20 minutes everything was over and the sky was dark.

It had something of a theater atmosphere when the lights in the hall go out and the audience waits, whispering, for the performance, which took its time, as in real life, until even the last one sat down so as not to interrupt the upcoming spectacle in an uncaring manner.

The first raindrops poured down around 10, but it was only after two in the morning that the wind began to form gusts that were to make hurricane-force winds a little later.

Clear the stage!

With a sudden KAWUMM!!! that only Shakespeare could have staged in such a way, the ground shook until the Jürmann shook and what was known until then as innocent droplets smashed from all directions on everything that seemed to get in the way of nature.

Every flash of lightning, a burning inferno of the air and every thunder the timpani of the Almighty.

Those who were still asleep now, rested in peace!

And I, dripping wet from the rain and with frozen smile in the face in the middle of it, until around seven the sun forced the curtain and seemed to light the hall light again.

Encore!

Your Ulf