Emanzipation

(down below in english) Tief in mir brodelt es noch immer und wenn ich genau darüber nachdenke, brodelt es schon lange. Ich hab es nur nicht gemerkt. Ignorant und selbstverliebt habe ich mit drei Kilo Hirn gedacht, dass ich besser weiss was mein Körper braucht, als die etwa 75 anderen Kilo.

Schokolade, Bier, Fleisch, Cola: Ich kann das nicht mehr, weil alles in mir nach Erlösung schreit. Bitte nicht!

Und dennoch habe ich nichts geändert. Aber seit einiger Zeit horche ich tiefer in mich rein, Frage mich wie ich Hunger haben kann, obwohl ich so voll bin, dass ich kaum laufen kann.

Mein Mikrobiom schreit aus Leibeskräften nach Alternativen und mein Ego versucht unentwegt lauter zu sein.

Jetzt ist Schluss damit. Wenn ich nach zwei Bier Tags drauf matschig im Kopf bin, dann werde ich sie jetzt weglassen und wenn ich nachts nicht schlafen kann, liegt das nicht an Problemen, kann es nicht, denn ich habe keine. Allein mein Körper fleht um Gnade: Bitte vergiftet mich nicht weiter.

Mag sein, dass das am Alter liegt, aber ich glaube nicht nur. Denn ist es nicht logisch, dass man und Frau am Meer nach Fisch verlangen statt nach Salami?

Alle Angeln und ich fresse Kuh, überall wachsen Orangen, aber mein Zucker ist Schokolade und die Luft ist so frisch wie im Labor künstlich produziert und ich rauche. Und weil es mir dann Abends notwendigerweise schlecht geht,nehm ich ein Bier zum beruhigen oder so.

Geht es noch ignoranter?!

Damit ist jetzt Schluss. Ab heute höre ich auf mich und nicht auf meinen Kopf. Kaufe wie gestern einen gebrauchten Replay Pullover für einen Euro im Vintage Store, arbeite am besten Rechner den ich je hatte, einem Gebrauchten und verzichte mit jedem Tag mehr auf die tägliche Dosis Gift.

Mag sein, dass das für Adi das Richtige war, aber Ulf kann darauf verzichten.

Nicht als bester Verzichtet der Welt von jetzt auf gleich, sondern als Mensch in seiner Kontingenz; immer ein bisschen mehr. Ich muss einfach nur auf mich hören.

Bis morgen,

Euer Ulf

Emancipation


It’s still bubbling deep inside me and if I think about it carefully, it’s been bubbling for a long time. I just didn’t realize it. Ignorant and self-absorbed, I thought with three kilos of brain that I knew better what my body needed than the 75 or so other kilos.

Chocolate, beer, meat, cola: I can’t do it anymore because everything inside me is screaming for release. Please don’t!

And yet I haven’t changed anything. But for some time now I’ve been listening deeper into myself, asking myself how I can be hungry even though I’m so full I can hardly walk.

My microbiome is screaming at the top of its lungs for alternatives and my ego is constantly trying to be louder.

Now it’s over. If I’m muddy in the head after two beers the next day, then I’ll leave them out now and if I can’t sleep at night, it’s not because of problems, it can’t be because I don’t have any. It’s just my body begging for mercy: please don’t poison me any more.

It may be due to age, but I don’t think it’s just that. After all, isn’t it logical that men and women by the sea crave fish instead of salami?

Everyone fishes and I eat cow, oranges grow everywhere, but my sugar is chocolate and the air is as fresh as if it were artificially produced in a laboratory and I smoke. And because I necessarily feel bad in the evening, I take a beer to calm down or something.

Could it get any more ignorant?

That’s over now. From today onwards, I’ll listen to myself and not my head. Like yesterday, I’ll buy a second-hand Replay sweater for one euro at the vintage store, work on the best computer I’ve ever had, a second-hand one, and do without the daily dose of poison more and more every day.

Maybe that was the right thing for Adi, but Ulf can do without it.

Not as the best renunciate in the world from now on, but as a human being in his contingency; always a little more. I just have to listen to myself.

See you tomorrow,

Your Ulf

Opfer und Täter

(down below in english) Silvana und ich kommen eigentlich aus völlig verschiedenen Welten, aber wie sagt man über das Verhältnis von Hund und Herrchen: Man wird sich mit der Zeit immer ähnlicher.

Gut, ich werde nicht in ein paar Monaten zur Frau und Silvana nicht zum Männlein, aber es ist auch an uns zweifelsfrei erkennbar, wie wir uns einander annähern. Am stärksten merkt man das beim Humor.

Natürlich haben wir in mancherlei Hinsicht gemeinsam notwendigen Sarkasmus entwickelt, aber nicht nur das, wir spüren, wenn ein Lachen notwendig ist und setzten gezielt wie ein Chirurg sein Skalpell im Alltag Pointen, die dem Leben die richtige Würze geben.

Friktionen dafür gibt es genug und Anlässe auch, denn immerhin leben wir in einem antiken Van. Logisch, dass man sich da nicht selten auf die Füsse tritt, weshalb das beim Witz eigentlich nicht mehr passieren kann, denn jede Schwachstelle in, an und um uns musste zwangsläufig dabei schon einmal mit einem dreckigen Lacher geehrt werden.

Graue Haare, Falten, Brüste, ihre wie meine und Hygiene, meine fehlende und ihre leidenschaftliche.

„Weißt Du eigentlich wie sehr ich die Sonne vermisst habe“ wird von ihr mit einem “ die Dusche leider nicht“ gekontert und wenn ich einfach nicht in den Quark komme, weißt sie mich darauf hin, dass ich ihr bitte nicht zu ähnlich werden soll.

Und gestern, als ich hunderte Male von Nominativ und Subjekt sprach, meinte sie dass ich das Objekt zu oft vergessen, woraufhin ich meinte, dass sie kein Objekt, sondern mehr eine adverbiale Bestimmung sei.

Dann gibt es einen Lacher und im Anschluss eine Nackenschelle, oft auch umgekehrt, aber Ärger gibt es dann so gut wie nie, denn wir beide wissen, wie wichtig Lachen ist und wie sehr wir den anderen brauchen, nicht nur als Stichwortgeber.

Apropos, heute ist in Griechenland Weiberfastnacht, Mal schauen, wer unser Opfer wird, hier sieht man ja fast nur Männer.

Bis morgen,

Euer Ulf

Victim and perpetrator
Silvana and I actually come from completely different worlds, but as they say about the relationship between dog and master: We become more and more alike over time.

Well, I won’t become a woman in a few months and Silvana won’t become a man, but there’s no doubt that we’re getting closer to each other. This is most noticeable in our sense of humor.

Of course, we have developed the necessary sarcasm together in some respects, but not only that, we can sense when a laugh is needed and, like a surgeon using a scalpel, we make targeted puns in everyday life that add the right spice to life.

There are enough frictions and occasions for this, because after all, we live in an antique van. Logically, it’s not uncommon to step on each other’s toes, which is why this can’t really happen with jokes anymore, because every weak spot in, on and around us has inevitably had to be honored with a dirty laugh.

Grey hair, wrinkles, breasts, hers like mine and hygiene, my lack of it and her passionate one.

„Do you know how much I’ve missed the sun“ is countered by her with „unfortunately not the shower“ and when I just can’t get into the swing of things, she tells me not to be too much like her.

And yesterday, when I talked about nominative and subject hundreds of times, she said that I forget the object too often, whereupon I said that she is not an object, but more of an adverbial determination.

Then there’s a laugh and then a neck slap, often the other way round, but there’s hardly ever any trouble because we both know how important laughter is and how much we need each other, not just as a cue.

Speaking of which, today is Women’s Carnival in Greece, so let’s see who will be our victim, as you almost only see men here.

See you tomorrow,

Your Ulf

Guten Morgen, liebe Leute,

(down below in english) Ich bin heute etwas knautschig, weil irgendwie Sand im Getriebe ist.wir scheinen unterwegs zu sein, ohne voran zu kommen. Der Unterricht läuft, der Jürmann ist wieder frei geschaufelt und Silvana kann sogar was für Jannis nähen und dennoch überwiegt ein Gefühl der Unzufriedenheit.

Es scheint, als müssen wir weiter, aber vorher gilt es noch Dinge zu erledigen. Und ich hasse diese „aber vorher“s. Denn ich bin ein Mann der Tat, den man auch nicht unberechtigt Bollerkopf nennt.

Wenn es pressiert, wie der Bayer sagt, dann fühl ich mich wie ein Vogel im Käfig oder ein Hund an der Kette. Wir wollen dann nicht Sicherheit genießen, sondern Abenteuer erleben.

Aber auf dieser Fahrt habe ich von Silvana gelernt zu warten, die Unruhe zu ertragen. Zumindest weniger zu fluchen und in einem wenig gemochten Jetzt die Perspektive zu wechseln. Meinen Fokus von „es ist kalt“ auf „die Sonne scheint (dennoch)“ zu wechseln. Durchzuatmen und neu mit allen Sinnen zu begreifen, dass nur ich für mein Lebensglück verantwortlich bin.

Ich muss glücklich sein wollen, um glücklich zu sein. Selbst das größte Übel hat eine interessante, ja lebenswerte Perspektive und somit liegt es immer nur an mir, sie einzunehmen.

Freilich ist mein Leben just bei Weitem alles andere als ein Übel. Wenn überhaupt bin ich es, der oder dem, hoffentlich nur ein wenig, übel ist. Und jetzt, da ich mir das in Erinnerung zurück gerufen habe, sehe ich auch schon wieder mehr Sonne, freue mich auf Ausflüge mit Silvana, Gespräche mit Jiannis und sogar wieder aufs Chatten. Und in zwei Wochen geht es ja dann auch endlich wieder weiter.

Bis morgen,

Euer

Ulf

copywrite.ulf@gmail.com

Good morning everyone,
I’m a bit crumpled today because somehow there’s sand in the gears.we seem to be on the move without making any progress. Classes are running, the Jürmann has been shoveled free again and Silvana can even sew something for Jannis and yet a feeling of dissatisfaction prevails.

It seems like we have to move on, but there are still things to do first. And I hate these „but first“ things. Because I’m a man of action, who is not unjustifiably called Bollerkopf.

When things get busy, as the Bavarian says, I feel like a bird in a cage or a dog on a chain. We don’t want to enjoy safety, we want to experience adventure.

But on this trip, Silvana taught me to wait, to put up with the restlessness. At least to swear less and to change my perspective in a now that I don’t like very much. To change my focus from „it’s cold“ to „the sun is shining (nevertheless)“. To take a deep breath and realize anew with all my senses that only I am responsible for my happiness in life.

I have to want to be happy in order to be happy. Even the greatest evil has an interesting, even worthwhile perspective and so it is always up to me to take it.

Of course, my life is anything but an evil. If anything, I am the one who is, hopefully only a little, evil. And now that I’ve reminded myself of this, I can see more sunshine again, I’m looking forward to outings with Silvana, conversations with Jiannis and even chatting again. And in two weeks‘ time, we’ll finally be back on the road again.

See you tomorrow,

Your

Ulf

Palace Hotel Ballroom im Norden

Frühstück von Jiannis Guitare Murphy

(down below in english) Es war ein besonderer Tag, der erste März 2024. Denn wir waren endlich wieder im Waschsalon. Es fühlte sich an, als wären wir nach Hause gefahren.
Der bekannte kleine Ort durch den sich zu „boom, boom, boom boom, in Kopf und Herzen,  der Jûrmann vorbei am Opel Astra gleichen Baujahres schob und dann, wie bei Muttern, dieses bekannte Dröhnen der Waschmaschinen, hinter dem unser Matt Guitare Murphy sein Tagwerk erledigte.

Am liebsten hätte ich gerufen „ma’am, ich hätte gerne zwei trockene Scheiben Toast, zwei gebratene Brathähne und eine Cola“ und wie im Film hat sich Jiannis umgedreht und uns mit einem breiten Lächeln und offenen Armen empfangen „Scheiße, die Blues Brothers!“

Wir haben uns vorher erst einmal gesehen, vor etwa vier Monaten und uns danach, wie vor hundert Jahren näher kennen gelernt, mit erst kleinen und dann längeren Nachrichten, die wir, motiviert von meinem Blog, sukzessive täglich austauschten.

Ich hab seine Aretha Franklin Aristhea nie gesehen, aber kannte sie gefühlt schon so genau, als hätte Jiannis sie auf einer Tour durch die Nacht mit uns kennengelernt.

Aber sie befürchtet zu Recht nicht, das wir ihren Mann entführen wollten, auch wenn bei der Umarmung von uns Vieren James Brown gerufen hätte „Siehst Du dieses Licht“ und alle im Chor geantwortet hätten „Die Bänd, wir bringen die Bänd wieder zusammen“.

Es gibt nicht viele Leute, deren Anwesenheit ich jemals so genossen habe wie die von Jiannis, seiner Frau, seiner Mutter und dem kauzig lächelnden Vater. Alle schienen zu wissen, das wir im Auftrag des Herrn unterwegs sind und das es gut ist, die good old Blues Brothers Boys band wieder spielen zu sehen, denn everybody, needs Somebody to Love und alle so „i need you you you“.

Bis morgen,

Euer


Ulf

Palace Hotel Ballroom up north


It was a special day, the first of March 2024, because we were finally back at the laundrette. It felt like we had gone home.
The familiar little town through which the Jûrmann pushed past the Opel Astra of the same model year to the sound of „boom, boom, boom boom“ in my head and heart and then, just like at my mother’s, the familiar roar of the washing machines behind which our Matt Guitare Murphy was doing his daily work.

I would have loved to shout „ma’am, I’d like two slices of dry toast, two fried roosters and a Coke“ and just like in a movie, Jiannis turned around and welcomed us with a broad smile and open arms „Shit, the Blues Brothers!“

We’d only seen each other once before, about four months ago, and then got to know each other better, like a hundred years ago, with first short and then longer messages that we gradually exchanged every day, motivated by my blog.

I never saw his Aretha Franklin Aristhea, but I felt I already knew her as well as if Jiannis had met her on a tour through the night with us.

But she rightly didn’t fear that we were going to kidnap her husband, even if, as the four of us embraced, James Brown had shouted „See that light“ and everyone had replied in chorus „The band, we’re getting the band back together“.

There are not many people whose presence I have ever enjoyed as much as that of Jiannis, his wife, his mother and the oddly smiling father. Everyone seemed to know that we are on a mission from the Lord and that it’s good to see the good old Blues Brothers Boys band playing again, because everybody, needs Somebody to Love and everybody is like „i need you you you“.

See you tomorrow,

Your
Ulf

Lecka!

Ein guter Tag für Richard III

(down below in english) Jeder auch noch so große König hat mal einen schlechten Tag und heute ist meiner.
Das ewige vorm Rechner sitzen fordert seinen Tribut in Rückenschmerzen, das Wetter ist mal wieder grau, mir ist kalt und ich muss Pippi.
Geben wir dem Kind den Namen Montag.

Aber ich kann gleich von Zuhause arbeiten, meine Schülerinnen und Schüler sind wirklich nett und bin nicht in Deutschland, auch wenn alles danach schreit, denn Regnen soll es nachher auch noch.

Früher konnte ich wenigstens gepflegt irgendeinen Unschuldigen der mir über den Weg läuft dafür verantwortlich machen und pöbeln, aber erstens ist grad keiner da und zweitens sind die Griechen meist so nett, dass selbst mir zu besten Adi Zeiten ein gepflegtes „Halt die Backen“ wie ein Klos im Hals stecken geblieben wäre.

Aber als Lehrer hab ich noch einen kleinen Trumpf im Ärmel: Diktat üben. Mal gucken wie lange ich durchhalte, Richard der III zu bleiben.

Bis morgen,

Euer Ulf

Good day for Richard III


Every king, no matter how great, has a bad day and today is mine.
Sitting in front of the computer all day is taking its toll in the form of back pain, the weather is gray again, I’m cold and I have to pee.
Let’s give the child the name Monday.

But I can work from home, my students are really nice and I’m not in Germany, even if everything is screaming for it, because it’s supposed to rain later.

In the past, I could at least blame some innocent person I came across and rant about it, but firstly, there’s no one around at the moment and secondly, the Greeks are usually so nice that even in my best Adi days a neat „Shut your cheeks“ would have stuck in my throat like a loo.

But as a teacher, I still have a little trump card up my sleeve: Practicing dictation. Let’s see how long I can keep Richard the III going.

See you tomorrow,

Your Ulf

Frieden braucht Nähe

(down below in english) Morgen sind wir nun schon ein halbes Jahr unterwegs und wir haben gestern Abend festgestellt, wie sehr wir uns verändert haben.

Wir sind zu einer unbeschreiblichen Einheit verschmolzen, die wie ein Uhrwerk funktionieren kann, denn auch wenn natürlich hin und wieder Ärger in der Luft liegt, streiten wir uns kaum. Wir spüren, dass das unmöglich ist, da wir beiden so aufeinander angewiesen sind. Der Eine braucht alle Qualitäten des anderen und umgekehrt. Was wäre ich nur ohne Silvanas Struktur und Ruhe und sie ohne meinen Humor?

Wenn was nicht läuft, dann lachen wir und manchmal gehen wir uns auch aus dem Weg, indem wir schweigen, uns böswillige Kommentare schenken und so die Eskalation im Keim ersticken. Dann sitz ich vorne und schreibe, während Silvana hinter mir schmollt oder am Strand spazieren geht und eine Stunde oder so später kommt meist Silvana zurück und überwindet sich zu einem Lächeln in meine Richtung, wofür ich mich nicht selten mit „danke, das hätte ich grad noch nicht geschafft“, bedanke.

Ich bin mir sicher, dass ich noch nie in meinem Leben so wenig gefrustet und wütend war. Meine Mama würde sich wundern, wie gut ich Still sein gelernt habe.

Silvana und ich kennen uns so genau, wissen in kleinsten Regungen, was die Stunde beim anderen geschlagen hat und reagieren, indem wir akzeptieren, manchmal tolerieren und selten schlucken, aber immer bemüht sind uns daran zu erinnern, das der jeweils andere nicht aus seiner Haut kann, weil seine Welt grad ist wie sie ist und der andere nicht schuld, sondern manchmal einfach nur auch da ist.

Zum Glück, denn ohne einander können wir uns das Leben nicht mehr vorstellen.

Wir sind zu Jürmann geworden, ohne unsere Individualität aufzugeben. Gibt es was Schöneres?

Bis morgen,

Euer

Ulf

Peace needs closeness

Tomorrow we will have been on the road for six months and last night we realized how much we have changed.

We have merged into an indescribable unit that can function like clockwork, because even though there is of course anger in the air from time to time, we hardly ever argue. We feel that this is impossible because we are so dependent on each other. One needs all the qualities of the other and vice versa. Where would I be without Silvana’s structure and calm and she without my humor?

When things go wrong, we laugh and sometimes we avoid each other by keeping quiet, making malicious comments and nipping escalation in the bud. Then I sit at the front and write while Silvana sulks behind me or goes for a walk on the beach and an hour or so later Silvana usually comes back and manages to smile in my direction, for which I often say „thank you, I couldn’t have done that just yet“.

I’m sure I’ve never been so frustrated and angry in my life. My mom would be amazed at how well I’ve learned to be quiet.

Silvana and I know each other so well, we know in the smallest of ways what the other’s mood is and react by accepting, sometimes tolerating and rarely swallowing, but always trying to remember that the other can’t get out of their own skin because their world is just the way it is and the other is not to blame, but sometimes just there too.

Fortunately, because we can no longer imagine life without each other.

We have become Jürmann without giving up our individuality. Is there anything more beautiful?

See you tomorrow,

Your

Ulf

Liebe Grüße aus Mytikas

(down below in english) Liebe Grüße aus Mytikas,
Freunde der Sonne, die gerade von den Wolken noch etwas geärgert wird, aber schon andeutet, dass wir sie gleich in voller Pracht sehen werden.
Das letzte Mal als wir hier waren, hab ich einen lustigen Blog von einem Rentnerparadies fabuliert, in dem wir waschen waren, heute stehen wir etwa zehn Kilometer nördlich von Wanderstöcken und Mosaikpflaster an einem Strand, der Seinesgleichen sucht. Direkt an einer Palme, die wie Ihr geneigter Autor zwar etwas zu klein geraten ist, aber das Ambiente erst richtig gemütlich macht.

Wir haben es Ende Februar und hier zeigt der Sommer, wenn er nicht wie vorletzte Nacht verregnet wird, schon all sein paradiesisches Können mit felsigen Sandstrand und Wellen wie aus dem Bilderbuch. Unfassbar schön. Wenn ich ehrlich bin, ist der Strand sogar schöner als der in Kalamata; aber wer will schon bei einem so dekadenten Leben wie wir es führen vergleichen?!

Hier tanzen sogar Nachts noch die Schmetterlinge und die ersten Mücken künden schon vom Sommer. Nur ein paar Motorräder stören hin und wieder die Idylle, denn die Straße hinter uns ist zwar relativ unbeliebt, aber so lang und gerade, dass sie regelrecht zum lebensgefährlichen Heizen einläd.

Aber wir schauen ja nicht hinter uns, sondern nach vorn und da befindet sich hundert Meter Küste mit Reisekatalogfeeling, das ich am Jürmann lehnend in mich einsauge wie ein trockener Schwamm.

Deshalb beschließe ich jetzt mein Kleinod Poesie mit einem kleinen Limmerik

Es lehnte ein Mann aus Deutschland
An einem Bus aus Frankreich
Das Rauschen der Wellen vergisst er nie
Weil er das Paradies hier fand

In seiner schwarzen Seele.

Bis morgen,

Euer Ulf

Greetings from Mytikas,

Friends of the sun, which is still being teased a little by the clouds, but is already hinting that we are about to see it in all its glory.
The last time we were here, I wrote a funny blog about a pensioner’s paradise where we went for a wash, today we are standing a little over ten kilometers north of walking sticks and mosaic paving on a beach that is second to none. Right next to a palm tree which, like you, the author, is a little too small but makes the ambience really cozy.

It’s the end of February and, if it doesn’t rain like the night before last, summer is already showing off all its paradisiacal skills with a rocky sandy beach and picture-book waves. Unbelievably beautiful. If I’m honest, the beach is even more beautiful than the one in Kalamata; but who wants to compare with a life as decadent as the one we lead?

The butterflies still dance here at night and the first mosquitoes are already heralding the arrival of summer. Only a few motorcycles disturb the idyll from time to time, because the road behind us is relatively unpopular, but so long and straight that it’s downright life-threatening.

But we’re not looking behind us, we’re looking ahead and there’s a hundred meters of coastline with a travel catalogue feeling, which I soak up like a dry sponge leaning against the Jürmann.

So I’ll end my little gem of poetry with a little Limmerik

A man from Germany was leaning
On a bus from France
He never forgets the sound of the waves
Because he found paradise here

In his black soul.

See you tomorrow,

Your Ulf

Start the engine

Reminiszenz an das Kind im Manne, unsere Dusche

(down below in english) Es ist soweit, wir fahren weiter. Der Faulpelz schreit „neeiiiin“ aber die kleine Silvana und der kleine Ulf wollen endlich los. Wie Kinder bei denen endlich die Sommerferien begonnen haben, hopsen sie auf imaginären Betten und freuen sich „Wir fahren heute zu den Wasserfällen, wir fahren heute zu den Wasserfällen“, während Mama und Papa Bär alles aufzählen, was eine Weiterfahrt verzögern könnte,“ich bin noch gar nicht richtig wach“ und “ ich brauche erstmal einen Kaffee“, aber der kleine Ulf grinst freundlich „Hier, hab ich schon gemahacht“

Und bevor ich es noch sagen kann, liegt auch schon die Morgenzigarette samt Feuerzeug an der Tür. Ich merke, wie mich die Euphorie ansteckt, das breite Lächeln auf dem dicklichen Gesicht, dem es egal ist, das wir vorher noch Wasser holen und den Van richten müssen.

Ein beinahe nervtötendes „ich helfe Dir“ und überambitioniertes „soll ich schon mal die Powerbox anschließen?“ wird dabei von Silvana mit buddhistischer Ruhe ertragen und der Frust über so viel Energie in die Decken geflüstert. Denn eigentlich haben die Kleinen ja Recht, weiss sie.

Erst gestern Abend haben sich beide in einem Gespräch noch einmal über die Reise, ihre Ziele und Intentionen unterhalten. In der Nacht noch schwor man sich „der Worte sind genug gewechselt, nun lasset endlich Taten folgen“, aber der Unterschied zu 20-jährigen ist, das die Trägheit kultiviert wurde „noch fünf Minuten“ oder „gleich, ja?“ Sind zu Allzweckwaffen geworden, die jeden Impuls im Keim zerstören können.

Nur gut, dass wir uns vor knapp sechs Monaten schon ganz anders aufgerafft haben, die Leinen der Routinen lösten und einfach losfuhren, denn dies ist grad das stärkste Moment, um sich selbst zu überzeugen. „Es lohnt sich“ wissen wir, schauen in die Sonne, streicheln den kleinen Ichs über den Kopf und genießen den Kaffee. Aber fünf Minuten haben wir noch.

Bis morgen,

Euer Ulf

Start the engine


The time has come, we’re driving on. The lazy one screams „nooooo“ but little Silvana and little Ulf finally want to get going. Like children who have finally started their summer vacation, they hop on imaginary beds and are happy „We’re going to the waterfalls today, we’re going to the waterfalls today“, while mummy and daddy bear list everything that could delay the journey „I’m not really awake yet and need a coffee first“ but little Ulf grins friendly „Here, I’ve already made it“

And before I can say it, the morning cigarette and lighter are already at the door.I notice how the euphoria infects me, the broad smile on the chubby face, who doesn’t care that we have to fetch water and fix the van first.

An almost annoying „I’ll help you“ and an overambitious „Shall I plug in the power box?“ Silvana endures this with Buddhist calm and whispers her frustration about so much energy into the blankets, because she knows that the little ones are actually right.

Just last night, the two of them had another conversation about the trip, their goals and intentions. That night, they swore „enough words have been exchanged, now let’s finally take action“, but the difference to 20-year-olds is that the inertia has been cultivated „five more minutes“ or „right away, yes?“. Have become all-purpose weapons that can destroy any impulse in the bud.

It’s just as well that we pulled ourselves together in a completely different way almost six months ago, loosened the ropes of our routines and simply set off, because this is the strongest moment to convince ourselves. „It’s worth it“, we know, looking into the sun, stroking the little me over the head and enjoying the coffee. But we still have five minutes left.

See you tomorrow,

Your Ulf

Bauer sucht Frau

(down below in english) und jetzt das Wetter. Es ist bewölkt und diesig bei fiesen Nieselregen und gefühlten 12 Grad. Man könnte auch sagen “ Hallo Niedersachsen“. Deshalb geben wir jetzt auch direkt ab zu Inka Bause. „Hall Inka“ -„Hallo Gerd. Ich bin hier heute in Griechenland in der Nähe von Kalamata, wo man wie immer schon seit sieben auf den Beinen ist, denn so ein Vanleben auf dem Acker nimmt keine Rücksicht auf „Schietwetter“ sagt man hier, nicht wahr?“ – „Jo“. Das neben mir ist übrigens der ungemütliche Ulf, der Tag ein Tag aus mit 100 Pferdestärken dafür sorgt, dass man in der gesamten Republik mit Texten versorgt wird.
Hallo Gerd“ -„Calimera Inka“.
„Calimera, das ist hier die Landessprache und heißt sowas wie Moin, Moin. Ich sag dann auch mal Calimera uriger Ulf. Du suchst also eine Frau, die mit dir an diesem tollen Strand mit echt nordischen Temperaturen morgens Müsli und Kaffee teilt um im Anschluss die Camper zu verscheuchen, stimmt das?“
(Nicken)
„Wie sollte diese Traumfrau denn sein?“
„No jo, sie muss morgens vor mir aufsteh’n, Kaffee machen, mein Büro aufbau’n un nicht so viel snacken, nicht?!“
„Das klingt nach einem echten Aschenputtel das der ungeduldige Ulf sucht. Aber wir wollen an dieser Stelle auch nicht zu viel verraten. Nur soviel, das die sympathische Silvana, eine frohgemute Bäckereiverkäuferin aus Horstmar sich mit dem Jürmann auf den Weg zu unserem Ulf gemacht hat und die beiden gleich hier.auf vier Quadratmetern so manchen Frust ohne Schnaps runter schlucken muss. Bleiben Sie also dran. Ich geb zurück ins Studio.

Bis morgen

Eure Labertasche des Vertrauens

Farmer seeks wife


„And now the weather. It’s cloudy and hazy with a nasty drizzle and what feels like 12 degrees. You could also say „Hello Lower Saxony“. That’s why we’re going straight to Inka Bause. „Hello Inka“ – „Hello Gerd. I’m here today in Greece near Kalamata, where, as always, people have been on their feet since seven, because such a van life in the field doesn’t take „bad weather“ into account, don’t they say here?“ – „Yes.“ By the way, the guy next to me is the uncomfortable Ulf, who works day in, day out with 100 horsepower to ensure that you are supplied with texts all over Germany.
Hello Gerd“ – „Calimera Inka“.
„Calimera, that’s the local language here and means something like Moin, Moin. I’ll say Calimera quaint Ulf. So you’re looking for a woman to share muesli and coffee with you on this great beach with really Nordic temperatures in the morning and then scare the campers away, is that right?“
(Nodding)
„What would this dream woman be like?“
„No yo, she has to get up before me in the morning, make coffee, set up my office and not snack so much, right?“
„That sounds like a real Cinderella that impatient Ulf is looking for. But we don’t want to give too much away at this point. Just so much that the likeable Silvana, a cheerful bakery saleswoman from Horstmar, has made her way to our Ulf with Jürmann and the two of them have to swallow a lot of frustration right here on four square meters without a schnapps. So stay tuned. I’ll return to the studio.

See you tomorrow

Your trusted chatterbox

Die Zeichen stehen auf Abschied

(down below in english) „Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende“, hörte man früher von mir, wenn es Grund zur Klage gab.
Und gestern gab es weiss Gott Grund zur Klage, denn erneut ist uns die Tür aus den Angeln gefallen.

Aber diesmal nicht ein bisschen, sondern ganz. Sämtliche Schrauben und diverse Muttern haben sich gelöst und einige waren sogar ganz verschwunden. Geübt im Improvisieren und dank unseres netten Nachbarn [Saja] könnten wir aber mit selbst für uns verwunderlich viel Geschick natürlich alles wieder hin bekommen.

Ein souveräner Blick in den Werkzeugkasten, Ersatzschraube und Mutter gesucht, Gelenke eingesetzt, hier und da ein bisschen geruckelt und gedrückt, Zack, war alles wieder so gut wie neu. Danach noch unter die heiße Dusche und im Anschluss bei Feierabendbier und Zauberzigarette ein unfassbar netter Plausch zum Sonnenuntergang.

Und obwohl das alles schon genug Glück für mindestens drei Tage war, hat Silvana Abends sogar noch gekocht und zum Nachtisch gab es Schokopudding und Pläztchen.

Ich fiel glücklich zurück ins Bett und sagte zu Silvana: „Du weißt, was ich früher immer sagte, oder?“ – „Ja“ grinste sie mich an und wir wussten, dass unsere Zeit hier jetzt zu Ende geht. Besser kann es nicht werden, streichelten wir uns seelig in den Schlaf und wurden heute morgen von Tieffliegern geweckt.

Das gibt es hier häufiger, weil ein Flugplatz in der Nähe ist, aber heute störte es mehr als sonst. Ich steckte also die Nase in den Wind und erblickte den leeren Platz von Katharina und erinnerte mich auch an [Sajas] letzte Worte „Morgen fahr ich zu den heißen Quellen“.

Es ist auch für uns Zeit, merkte ich. Nicht weil es plötzlich doof ist, sondern weil die Zeichen auf Abschied stehen. Wir können gehen, weil der Winter vorbei ist und wir im neuen Leben angekommen sind. Jannis, und die Türkei warten und unsere Herzen sind bereit für Neues.

Ja, die Sitzungen bis Donnerstag werden wir hier in Würde und ohne Stress bewältigen, aber am Freitag wird vollgetankt und der Weg Richtung Waschsalon des Vertrauens angegangen. Nicht am Stück, sondern mit dem ein oder anderen Stop an heißen Quellen oder anderen Geheimtipps, die man sich uns im Laufe der Zeit anvertraute, aber wir schnüren die Schnürsenkel, wecken den heiligen Antonius und machen wieder das, was wir uns als Lebensinhalt ausgesucht haben, wir reisen.

Bis morgen,

Euer Ulf

The signs say goodbye

„And if it’s not good yet, then it’s not over yet,“ I used to say when there was reason to complain.
And God knows there was reason to complain yesterday, because the door fell off its hinges again.

But this time not a little, but completely. All the screws and various nuts had come loose and some had even disappeared completely. However, thanks to our friendly neighbor [Saja] and with a surprising amount of skill, we were able to put everything back together again.

A confident look in the toolbox, a search for a replacement screw and nut, inserting the joints, a little tugging and pushing here and there, and bang, everything was as good as new again. Afterwards, a hot shower and then an incredibly nice chat over an after-work beer and a magic cigarette as the sun went down.

And although all that was enough happiness for at least three days, Silvana even cooked in the evening and for dessert we had chocolate pudding and a little snack.

I fell happily back into bed and said to Silvana: „You know what I used to say, don’t you?“ – „Yes“ she grinned at me and we knew that our time here was coming to an end. It couldn’t get any better, we stroked ourselves blissfully to sleep and were woken up this morning by low-flying birds.

This happens more often here because there is an airfield nearby, but today it was more disturbing than usual. So I put my nose to the wind and saw Katharina’s empty seat and also remembered [Saja’s] last words „Tomorrow I’m going to the hot springs“.

It’s time for us too, I realized. Not because it’s suddenly stupid, but because it’s time to say goodbye. We can leave because the winter is over and we have arrived in a new life. Jannis and Turkey are waiting and our hearts are ready for something new.

Yes, we’ll manage the meetings here until Thursday with dignity and without stress, but on Friday we’ll fill up the tank and head for the laundrette we trust. Not in one piece, but with the odd stop at hot springs or other insider tips that have been confided in us over the years, but we’ll lace up, wake up St. Anthony and get back to doing what we’ve chosen as our purpose in life – traveling.

See you tomorrow,

Your Ulf