Siga, siga

(down below in english) Seit wir im Land der Helen sind, bin ich langsamer geworden. Ich sitze oft wie Heraklit am Wasser und denke „man kann nicht zweimal in den gleichen Fluss springen“, und auch Epicur, der Einmalige, mit seinem genügsamen Hedonismus ist seit einiger Zeit weit mehr als nur ein weiser Theoretiker.

Ich spüre in diesem dünn besiedelten Land, wie der Geist der Philosophie omnipräsent ist. Griechenland ist Natur, die zum Verweilen einlädt. Und die Griechen, die sich stolz Anhänger der Göttin Helena nennen, versuchen nur selten, das Rad der Zeit ein bisschen schneller zu drehen, denn sie spüren die Endlichkeit und relativieren alles an ihr.

Nichts ist ewig, keiner unsterblich und wenn einer die Natur besiegt, dann kann sie es nur selbst sein.

Hier, wo Aristoteles (der Beste), Platon, der Flache, (wegen seiner Pläte) und Sokratis, der mir hier sogar als Mechaniker begegnete, sich seit über 2400 Jahren den Schirlingsbecher (Giftbecher) in die Hand geben, werde auch ich wieder zum Sterblichen. Aber nicht von der Medizin oder Politik, sondern von der Zeit, die im Wechsel der Positionen von Sonne, Wolken, Mond und Sterne, der hier schneller von Statten geht als überall wo ich bisher war.

Man spürt, dass man nur einige dieser Phänomene sehen kann. Dass es vor einem so war und nach einem so sein wird. Ob Orkan, Weltkrieg oder vielleicht irgendwann als Erfinder einer Zeitmaschine.

Dein Sein ist endlich, weil Du nie alles erleben kannst. Und diese Endlichkeit, nur sie allein, macht nur für Dich, Dein Leben und alles darin und daran besonders.

Und hier in Griechenland spürt man, wenn man das verstanden hat, braucht man weder ewig leben noch schnell sein, denn der Lauf der Zeit, die nur ein Steigbügel der Fantasie zum Begreifen des Ichs ist, lässt sich weder überlisten noch beeinflussen.

Der Fluss wechselt sein Wasser und der Mensch sich, ob Letzterer eingreift oder nicht, weil nur das Notwendigkeit des Seins ist.

Bis morgen,

Euer Ulf

Siga, Siga (slow, slow)



Since we’ve been in the land of Helena, I’ve slowed down. I often sit by the water like Heraclitus and think: „You can’t jump into the same river twice“, and even Epicurus, the one and only, with his simple hedonism, has long been much more than a wise theorist.

In this sparsely populated country, I have the feeling that the spirit of philosophy is omnipresent. Greece is a nature that invites you to linger. And the Greeks, who proudly call themselves followers of the goddess Helena, rarely try to turn the wheel of time a little faster, because they sense finiteness and relativize everything around them.

Nothing is eternal, no one is immortal, and if anyone can conquer nature, it can only be him.

Here, where Aristotle (the best), Plato the Flat (because of his platitudes) and Socrates, whom I even met here as an engineer, have been shaking hands for over 2400 years, I become mortal again. But not through medicine or politics, but through time, which passes faster here with the changing position of the sun, the clouds, the moon and the stars than anywhere I’ve been before.

You have the feeling that you can only see some of these phenomena. That it was like this before you and will be like this after you. Be it a hurricane or a world war, or maybe one day as the inventor of a time machine.

Your existence is finite because you can never experience everything. And this finiteness, that alone, makes your life and everything it contains something special.

And here in Greece, you feel that once you understand this, you don’t have to live forever or be fast, because time, which is just a stirrup for the imagination to catch, cannot be fooled or influenced.

The river changes its water and man changes himself, whether he interferes or not, for that alone is the necessity of existence.

See you tomorrow,

Your Ulf

Palace Hotel Ballroom im Norden

Frühstück von Jiannis Guitare Murphy

(down below in english) Es war ein besonderer Tag, der erste März 2024. Denn wir waren endlich wieder im Waschsalon. Es fühlte sich an, als wären wir nach Hause gefahren.
Der bekannte kleine Ort durch den sich zu „boom, boom, boom boom, in Kopf und Herzen,  der Jûrmann vorbei am Opel Astra gleichen Baujahres schob und dann, wie bei Muttern, dieses bekannte Dröhnen der Waschmaschinen, hinter dem unser Matt Guitare Murphy sein Tagwerk erledigte.

Am liebsten hätte ich gerufen „ma’am, ich hätte gerne zwei trockene Scheiben Toast, zwei gebratene Brathähne und eine Cola“ und wie im Film hat sich Jiannis umgedreht und uns mit einem breiten Lächeln und offenen Armen empfangen „Scheiße, die Blues Brothers!“

Wir haben uns vorher erst einmal gesehen, vor etwa vier Monaten und uns danach, wie vor hundert Jahren näher kennen gelernt, mit erst kleinen und dann längeren Nachrichten, die wir, motiviert von meinem Blog, sukzessive täglich austauschten.

Ich hab seine Aretha Franklin Aristhea nie gesehen, aber kannte sie gefühlt schon so genau, als hätte Jiannis sie auf einer Tour durch die Nacht mit uns kennengelernt.

Aber sie befürchtet zu Recht nicht, das wir ihren Mann entführen wollten, auch wenn bei der Umarmung von uns Vieren James Brown gerufen hätte „Siehst Du dieses Licht“ und alle im Chor geantwortet hätten „Die Bänd, wir bringen die Bänd wieder zusammen“.

Es gibt nicht viele Leute, deren Anwesenheit ich jemals so genossen habe wie die von Jiannis, seiner Frau, seiner Mutter und dem kauzig lächelnden Vater. Alle schienen zu wissen, das wir im Auftrag des Herrn unterwegs sind und das es gut ist, die good old Blues Brothers Boys band wieder spielen zu sehen, denn everybody, needs Somebody to Love und alle so „i need you you you“.

Bis morgen,

Euer


Ulf

Palace Hotel Ballroom up north


It was a special day, the first of March 2024, because we were finally back at the laundrette. It felt like we had gone home.
The familiar little town through which the Jûrmann pushed past the Opel Astra of the same model year to the sound of „boom, boom, boom boom“ in my head and heart and then, just like at my mother’s, the familiar roar of the washing machines behind which our Matt Guitare Murphy was doing his daily work.

I would have loved to shout „ma’am, I’d like two slices of dry toast, two fried roosters and a Coke“ and just like in a movie, Jiannis turned around and welcomed us with a broad smile and open arms „Shit, the Blues Brothers!“

We’d only seen each other once before, about four months ago, and then got to know each other better, like a hundred years ago, with first short and then longer messages that we gradually exchanged every day, motivated by my blog.

I never saw his Aretha Franklin Aristhea, but I felt I already knew her as well as if Jiannis had met her on a tour through the night with us.

But she rightly didn’t fear that we were going to kidnap her husband, even if, as the four of us embraced, James Brown had shouted „See that light“ and everyone had replied in chorus „The band, we’re getting the band back together“.

There are not many people whose presence I have ever enjoyed as much as that of Jiannis, his wife, his mother and the oddly smiling father. Everyone seemed to know that we are on a mission from the Lord and that it’s good to see the good old Blues Brothers Boys band playing again, because everybody, needs Somebody to Love and everybody is like „i need you you you“.

See you tomorrow,

Your
Ulf

Lecka!

Ein guter Tag für Richard III

(down below in english) Jeder auch noch so große König hat mal einen schlechten Tag und heute ist meiner.
Das ewige vorm Rechner sitzen fordert seinen Tribut in Rückenschmerzen, das Wetter ist mal wieder grau, mir ist kalt und ich muss Pippi.
Geben wir dem Kind den Namen Montag.

Aber ich kann gleich von Zuhause arbeiten, meine Schülerinnen und Schüler sind wirklich nett und bin nicht in Deutschland, auch wenn alles danach schreit, denn Regnen soll es nachher auch noch.

Früher konnte ich wenigstens gepflegt irgendeinen Unschuldigen der mir über den Weg läuft dafür verantwortlich machen und pöbeln, aber erstens ist grad keiner da und zweitens sind die Griechen meist so nett, dass selbst mir zu besten Adi Zeiten ein gepflegtes „Halt die Backen“ wie ein Klos im Hals stecken geblieben wäre.

Aber als Lehrer hab ich noch einen kleinen Trumpf im Ärmel: Diktat üben. Mal gucken wie lange ich durchhalte, Richard der III zu bleiben.

Bis morgen,

Euer Ulf

Good day for Richard III


Every king, no matter how great, has a bad day and today is mine.
Sitting in front of the computer all day is taking its toll in the form of back pain, the weather is gray again, I’m cold and I have to pee.
Let’s give the child the name Monday.

But I can work from home, my students are really nice and I’m not in Germany, even if everything is screaming for it, because it’s supposed to rain later.

In the past, I could at least blame some innocent person I came across and rant about it, but firstly, there’s no one around at the moment and secondly, the Greeks are usually so nice that even in my best Adi days a neat „Shut your cheeks“ would have stuck in my throat like a loo.

But as a teacher, I still have a little trump card up my sleeve: Practicing dictation. Let’s see how long I can keep Richard the III going.

See you tomorrow,

Your Ulf

Frieden braucht Nähe

(down below in english) Morgen sind wir nun schon ein halbes Jahr unterwegs und wir haben gestern Abend festgestellt, wie sehr wir uns verändert haben.

Wir sind zu einer unbeschreiblichen Einheit verschmolzen, die wie ein Uhrwerk funktionieren kann, denn auch wenn natürlich hin und wieder Ärger in der Luft liegt, streiten wir uns kaum. Wir spüren, dass das unmöglich ist, da wir beiden so aufeinander angewiesen sind. Der Eine braucht alle Qualitäten des anderen und umgekehrt. Was wäre ich nur ohne Silvanas Struktur und Ruhe und sie ohne meinen Humor?

Wenn was nicht läuft, dann lachen wir und manchmal gehen wir uns auch aus dem Weg, indem wir schweigen, uns böswillige Kommentare schenken und so die Eskalation im Keim ersticken. Dann sitz ich vorne und schreibe, während Silvana hinter mir schmollt oder am Strand spazieren geht und eine Stunde oder so später kommt meist Silvana zurück und überwindet sich zu einem Lächeln in meine Richtung, wofür ich mich nicht selten mit „danke, das hätte ich grad noch nicht geschafft“, bedanke.

Ich bin mir sicher, dass ich noch nie in meinem Leben so wenig gefrustet und wütend war. Meine Mama würde sich wundern, wie gut ich Still sein gelernt habe.

Silvana und ich kennen uns so genau, wissen in kleinsten Regungen, was die Stunde beim anderen geschlagen hat und reagieren, indem wir akzeptieren, manchmal tolerieren und selten schlucken, aber immer bemüht sind uns daran zu erinnern, das der jeweils andere nicht aus seiner Haut kann, weil seine Welt grad ist wie sie ist und der andere nicht schuld, sondern manchmal einfach nur auch da ist.

Zum Glück, denn ohne einander können wir uns das Leben nicht mehr vorstellen.

Wir sind zu Jürmann geworden, ohne unsere Individualität aufzugeben. Gibt es was Schöneres?

Bis morgen,

Euer

Ulf

Peace needs closeness

Tomorrow we will have been on the road for six months and last night we realized how much we have changed.

We have merged into an indescribable unit that can function like clockwork, because even though there is of course anger in the air from time to time, we hardly ever argue. We feel that this is impossible because we are so dependent on each other. One needs all the qualities of the other and vice versa. Where would I be without Silvana’s structure and calm and she without my humor?

When things go wrong, we laugh and sometimes we avoid each other by keeping quiet, making malicious comments and nipping escalation in the bud. Then I sit at the front and write while Silvana sulks behind me or goes for a walk on the beach and an hour or so later Silvana usually comes back and manages to smile in my direction, for which I often say „thank you, I couldn’t have done that just yet“.

I’m sure I’ve never been so frustrated and angry in my life. My mom would be amazed at how well I’ve learned to be quiet.

Silvana and I know each other so well, we know in the smallest of ways what the other’s mood is and react by accepting, sometimes tolerating and rarely swallowing, but always trying to remember that the other can’t get out of their own skin because their world is just the way it is and the other is not to blame, but sometimes just there too.

Fortunately, because we can no longer imagine life without each other.

We have become Jürmann without giving up our individuality. Is there anything more beautiful?

See you tomorrow,

Your

Ulf

Tief aus der Seele

(down below in english) Wir sind heute hoch gefahren. Sehr hoch, beinahe bis zum Anfang unserer Tour in Griechenland und je näher wir unserem Ziel kamen, desto schlimmer wurde es. Erst überholte man uns rechts, dann das Selbe mit 90 in einer 30 Zone, dann mit Lichthupe. In Patras waren wir dann so verwirrt von all dem Ehrgeiz, dass wir die Fähre nicht finden sollten. Wir sollten nicht günstig reisen oder gar genießen, wir sollen zahlen. Deshalb werden wir geduldet. 150 Kilometer und 60 Euro gebühren und den Sprit mussten wir auch noch zahlen.

Die 60 Euro hätte ich gern Jiannis gegeben, in bar, weil er braucht sie, aber Griechenland geht mit seinen Ärmsten um wie Europa mit Griechenland, ausnehmen, bis nichts mehr da ist. Fahrt über Autobahnen für viel Geld zu Euren Scheissjobs, hasst  Euer Leben, glorifiziert die Dekadenz, kauft Euch als Erdbeerpflücker Marlboro aber lauft zur Arbeit oder haust in Baracken.

Feiert unsern Ruhm mit Eurer Armut, kauft und konsumiert, was Ihr Euch nicht leisten könnt, damit wir denken auf dem richtigen Weg zu sein. Giert nach Mehr, was ihr nie bekommt und braucht, denn nur so können wir uns darüber freuen es zu haben. Wir brauchen keinen Porsche, sondern nur Euren Neid. Und damit ihr auch wisst, dass ihr es nicht verdient habt, nicht mal mit Arbeit, zahlt ihr 25 Prozent Mehrwertsteuer, die wir uns auf den Fidschies sparen.

Seid stolz auf Geld, nicht auf Euch, verkauft Eure Seele für unseren Status Quo, giert vom Boden und betet uns an. Uns, die dem Geld den Wert geben, indem wir ihm diesen entziehen. Wir geben Euch den Namen Inflation dafür, damit ihr nicht auf die Idee kommt es Betrug zu nennen.

Füllt mit Eurer Gier nach Utopia unser Paradies mit Reichtum, den wir nur brauchen, damit wir von Euch unterscheidbar bleiben.

Denn, wir sind wie ihr, aber solange ihr glaubt, das wir anders sind, können alle so weitermachen wie es ist. Und sein wie ehrlich, das wollen wir doch beide.

Euer Ulf

Deep from the soul
We drove up today. Very high, almost to the start of our tour in Greece and the closer we got to our destination, the worse it got. First we were overtaken on the right, then the same thing at 90 in a 30 zone, then with headlights flashing. In Patras, we were so confused by all the ambition that we couldn’t find the ferry. We. Shouldn’t travel cheaply or even enjoy it, we should pay. That’s why we are tolerated. 150 kilometers and 60 euros in fees and we also had to pay for the fuel.

I would have liked to give Jiannis the 60 euros, in cash, because he needs them, but Greece treats its poorest like Europe treats Greece, ripping them off until there’s nothing left. Drive on highways for a lot of money to your shitty jobs, hate your life, glorify decadence, buy Marlboro as a strawberry picker but walk to work or live in shacks.

Celebrate our glory with your poverty, buy and consume what you can’t afford to make us think we’re on the right track. Crave for more of what you never get and need, because only then can we be happy to have it. We don’t need a Porsche, we just need your envy. And to let you know that you don’t deserve it, not even with work, you pay 25 percent VAT, which we save in Fiji.

Be proud of money, not of yourselves, sell your soul for our status quo, crave the. Soil and worship us. Us, who give money its value by taking it away. We give you the name inflation so that you won’t think of calling it fraud.

With your greed for utopia, fill our paradise with wealth, which we only need so that we remain distinguishable from you.

Because we are like you, but as long as you believe that we are different, we can all carry on as we are. And let’s be honest, that’s what we both want.

Your Ulf

Start the engine

Reminiszenz an das Kind im Manne, unsere Dusche

(down below in english) Es ist soweit, wir fahren weiter. Der Faulpelz schreit „neeiiiin“ aber die kleine Silvana und der kleine Ulf wollen endlich los. Wie Kinder bei denen endlich die Sommerferien begonnen haben, hopsen sie auf imaginären Betten und freuen sich „Wir fahren heute zu den Wasserfällen, wir fahren heute zu den Wasserfällen“, während Mama und Papa Bär alles aufzählen, was eine Weiterfahrt verzögern könnte,“ich bin noch gar nicht richtig wach“ und “ ich brauche erstmal einen Kaffee“, aber der kleine Ulf grinst freundlich „Hier, hab ich schon gemahacht“

Und bevor ich es noch sagen kann, liegt auch schon die Morgenzigarette samt Feuerzeug an der Tür. Ich merke, wie mich die Euphorie ansteckt, das breite Lächeln auf dem dicklichen Gesicht, dem es egal ist, das wir vorher noch Wasser holen und den Van richten müssen.

Ein beinahe nervtötendes „ich helfe Dir“ und überambitioniertes „soll ich schon mal die Powerbox anschließen?“ wird dabei von Silvana mit buddhistischer Ruhe ertragen und der Frust über so viel Energie in die Decken geflüstert. Denn eigentlich haben die Kleinen ja Recht, weiss sie.

Erst gestern Abend haben sich beide in einem Gespräch noch einmal über die Reise, ihre Ziele und Intentionen unterhalten. In der Nacht noch schwor man sich „der Worte sind genug gewechselt, nun lasset endlich Taten folgen“, aber der Unterschied zu 20-jährigen ist, das die Trägheit kultiviert wurde „noch fünf Minuten“ oder „gleich, ja?“ Sind zu Allzweckwaffen geworden, die jeden Impuls im Keim zerstören können.

Nur gut, dass wir uns vor knapp sechs Monaten schon ganz anders aufgerafft haben, die Leinen der Routinen lösten und einfach losfuhren, denn dies ist grad das stärkste Moment, um sich selbst zu überzeugen. „Es lohnt sich“ wissen wir, schauen in die Sonne, streicheln den kleinen Ichs über den Kopf und genießen den Kaffee. Aber fünf Minuten haben wir noch.

Bis morgen,

Euer Ulf

Start the engine


The time has come, we’re driving on. The lazy one screams „nooooo“ but little Silvana and little Ulf finally want to get going. Like children who have finally started their summer vacation, they hop on imaginary beds and are happy „We’re going to the waterfalls today, we’re going to the waterfalls today“, while mummy and daddy bear list everything that could delay the journey „I’m not really awake yet and need a coffee first“ but little Ulf grins friendly „Here, I’ve already made it“

And before I can say it, the morning cigarette and lighter are already at the door.I notice how the euphoria infects me, the broad smile on the chubby face, who doesn’t care that we have to fetch water and fix the van first.

An almost annoying „I’ll help you“ and an overambitious „Shall I plug in the power box?“ Silvana endures this with Buddhist calm and whispers her frustration about so much energy into the blankets, because she knows that the little ones are actually right.

Just last night, the two of them had another conversation about the trip, their goals and intentions. That night, they swore „enough words have been exchanged, now let’s finally take action“, but the difference to 20-year-olds is that the inertia has been cultivated „five more minutes“ or „right away, yes?“. Have become all-purpose weapons that can destroy any impulse in the bud.

It’s just as well that we pulled ourselves together in a completely different way almost six months ago, loosened the ropes of our routines and simply set off, because this is the strongest moment to convince ourselves. „It’s worth it“, we know, looking into the sun, stroking the little me over the head and enjoying the coffee. But we still have five minutes left.

See you tomorrow,

Your Ulf

Ich könnte singen

(down below in Englisch) Schule, Einkaufen, Apotheke schreiben, Wasser holen und Regen, nicht nur unsere physischen Akkus sind leer, sondern auch die Lithium gehen auf dem Zahnfleisch, kurz:

Sehr geehrte Fahrgäste, der Intermaster Jürmann von Horstmar um die Welt über Patras, Jiannistown und Izmir verspätet sich um etwas 24 Stunden. Grund für die Verzögerung ist einfach noch keine Lust.

Denn es ist grad sooooooo schön hier! Die Sonne scheint ich hab frei und der Herr sah, dass es gut war/ist.

Frühstück, auch wenn es aktuell nur Kippe und Kaffee ist, am Meer, geblendet von der Sonne, die immer gute Laune hat (gut, Silvana sagt: Die kann ja auch kommen und gehen wann sie will“).

Meine Inbrunst will “ Die Sonne, die Sonne und Du, gehörn dazuhuhuhu“ singen, aber ich möchte mit meim Günther Gabriel Organ nicht alles kaputt machen.

„Ja, sche is, gell Spatzerl?“
„Spatzerl?“

(Leichtes Schnarchen aus dem Schlafwagenabteil)

Ich schenk mir besser das „die Fahrscheine bitte und betrachte dabei „Deine Spuren im Sand“.

Bis morgen,

Ihr ewiger Stenz

Aber „oder so“ ginge

I could sing


School, shopping, writing to the chemist, fetching water and rain, not only are our physical batteries empty, but the lithium is also running on empty, in short:

Dear passengers, the Intermaster Jürmann from Horstmar around the world via Patras, Jiannistown and Izmir is delayed by about 24 hours. The reason for the delay is simply that we are not in the mood yet.

Because it’s sooooooo beautiful here right now! The sun is shining, I’m free and the Lord saw that it was/is good.

Breakfast, even if it’s currently just a fag and coffee, by the sea, dazzled by the sun, which is always in a good mood (well, Silvana says: „It can come and go whenever it wants“).

My fervor wants to sing „Die Sonne, die Sonne und Du, gehörn dazuhuhuhu“, but I don’t want to ruin everything with my Günther Gabriel organ.

„Yes, it is, right Spatzerl?“
„Spatzerl?“

(Light snoring from the sleeping compartment)

I’d better give myself the „tickets please and look at „your tracks in the sand“.

See you tomorrow,

Your eternal Stenz

So isses

(down below in english) In der Stufe des Wagens sitzen und den Morgen nicht zu begrüßen, sondern zu beobachten, ihn einfach auf mich wirken zu lassen, ist ein wahres Geschenk des Himmels.

Hier drängt sich nichts auf, ohne mein Ich. Dann lausche ich meinem Tinnitus, fühle das Alter in den Knochen und sinnieren über Lebensbaustellen.

Aber nicht wie einst mit Gedanken wie „mehr Sport oder weniger Arbeiten“, sondern mit „das bin ich“. Hier, wo just die Wolken vor der Sonne stehen, gibt es nichts, was mich optimieren will oder dazu ermutigt. Ich fühle einfach in mich rein und lerne Genügsamkeit, Verständnis und die Lektion, wie vergänglich alles ist, nur ohne Druck.

Ich spüre, wie ich meinen Kategorienkatalog verändere, meine Wut loslassen kann und die Sehnsucht kultiviere, zufrieden zu sein. Man kann nichts wieder gut machen, nichts besser oder richtig, ja nicht mal anders.

Leben als ich, mit bald 48 Jahren Geschichte, die den kleinen Mann auf diese Stufe setzten, mit einer nießenden Silvana im Hintergrund und  einer kleinen Träne im Auge.

48 Jahre intensives Sein mit unfassbar schönen Momenten und unbeschreiblichen Niederlagen die ich alle so verdient habe, wie sie mir widerfahren sind.

Eigentlich hab ich mich ganz gut geschlagen, so mein Resüme, denn ich bin stolzer Vater, glücklicher Ehemann und Reisender in Griechenland, der es sogar geschafft hat, sich mit seiner Mutter wieder zu versöhnen. Und ab heute ohne die Bürde des Gedankens, einer Reflexion, denn vorbei ist nicht mehr als ein Bild im Kopf, das meinen Blick auf das Jetzt prägt. Und, es gut ist.

Bis morgen,

Euer Ulf

That’s how it is


Sitting on the step of the car and not greeting the morning, but observing it, simply letting it work its magic on me, is a true gift from heaven.

Nothing imposes itself here, without my ego. Then I listen to my tinnitus, feel the age in my bones and ponder life’s building blocks.

But not with thoughts like „more sport or less work“ as I once did, but with „this is me“. Here, where the clouds stand in front of the sun, there is nothing that wants to optimize me or encourages me to do so. I simply feel inside myself and learn frugality, understanding and the lesson of how fleeting everything is, only without pressure.

I can feel myself changing my catalog of categories, letting go of my anger and cultivating the longing to be content. You can’t make anything right again, nothing better or right, not even different.

Living as me, with almost 48 years of history that put the little man on this level, with a riveting Silvana in the background and a little tear in my eye.

48 years of intense existence with unbelievably beautiful moments and indescribable defeats, all of which I deserved as they happened to me.

Actually, I’ve done quite well, I think, because I’m a proud father, a happy husband and a traveler in Greece who has even managed to reconcile with his mother. And as of today, without the burden of thought, of reflection, because the past is nothing more than an image in my head that shapes my view of the present. And, it is good.

See you tomorrow,

Your Ulf

Bauer sucht Frau

(down below in english) und jetzt das Wetter. Es ist bewölkt und diesig bei fiesen Nieselregen und gefühlten 12 Grad. Man könnte auch sagen “ Hallo Niedersachsen“. Deshalb geben wir jetzt auch direkt ab zu Inka Bause. „Hall Inka“ -„Hallo Gerd. Ich bin hier heute in Griechenland in der Nähe von Kalamata, wo man wie immer schon seit sieben auf den Beinen ist, denn so ein Vanleben auf dem Acker nimmt keine Rücksicht auf „Schietwetter“ sagt man hier, nicht wahr?“ – „Jo“. Das neben mir ist übrigens der ungemütliche Ulf, der Tag ein Tag aus mit 100 Pferdestärken dafür sorgt, dass man in der gesamten Republik mit Texten versorgt wird.
Hallo Gerd“ -„Calimera Inka“.
„Calimera, das ist hier die Landessprache und heißt sowas wie Moin, Moin. Ich sag dann auch mal Calimera uriger Ulf. Du suchst also eine Frau, die mit dir an diesem tollen Strand mit echt nordischen Temperaturen morgens Müsli und Kaffee teilt um im Anschluss die Camper zu verscheuchen, stimmt das?“
(Nicken)
„Wie sollte diese Traumfrau denn sein?“
„No jo, sie muss morgens vor mir aufsteh’n, Kaffee machen, mein Büro aufbau’n un nicht so viel snacken, nicht?!“
„Das klingt nach einem echten Aschenputtel das der ungeduldige Ulf sucht. Aber wir wollen an dieser Stelle auch nicht zu viel verraten. Nur soviel, das die sympathische Silvana, eine frohgemute Bäckereiverkäuferin aus Horstmar sich mit dem Jürmann auf den Weg zu unserem Ulf gemacht hat und die beiden gleich hier.auf vier Quadratmetern so manchen Frust ohne Schnaps runter schlucken muss. Bleiben Sie also dran. Ich geb zurück ins Studio.

Bis morgen

Eure Labertasche des Vertrauens

Farmer seeks wife


„And now the weather. It’s cloudy and hazy with a nasty drizzle and what feels like 12 degrees. You could also say „Hello Lower Saxony“. That’s why we’re going straight to Inka Bause. „Hello Inka“ – „Hello Gerd. I’m here today in Greece near Kalamata, where, as always, people have been on their feet since seven, because such a van life in the field doesn’t take „bad weather“ into account, don’t they say here?“ – „Yes.“ By the way, the guy next to me is the uncomfortable Ulf, who works day in, day out with 100 horsepower to ensure that you are supplied with texts all over Germany.
Hello Gerd“ – „Calimera Inka“.
„Calimera, that’s the local language here and means something like Moin, Moin. I’ll say Calimera quaint Ulf. So you’re looking for a woman to share muesli and coffee with you on this great beach with really Nordic temperatures in the morning and then scare the campers away, is that right?“
(Nodding)
„What would this dream woman be like?“
„No yo, she has to get up before me in the morning, make coffee, set up my office and not snack so much, right?“
„That sounds like a real Cinderella that impatient Ulf is looking for. But we don’t want to give too much away at this point. Just so much that the likeable Silvana, a cheerful bakery saleswoman from Horstmar, has made her way to our Ulf with Jürmann and the two of them have to swallow a lot of frustration right here on four square meters without a schnapps. So stay tuned. I’ll return to the studio.

See you tomorrow

Your trusted chatterbox

Über die Konstruktivität von doofen Ideen

(down below in english) Oh man, wenn ihr mich fragt, bekommt das Leben gerade ein wenig zu viel Alltagsfeeling. Ich arbeite zu viel und genieße zu wenig, weshalb ich auch zwei Tage nicht gechattet habe. Es war einfach mal wieder Zeit, Abends mir Silvana zu sprechen, statt mit jenen, die nicht selten begründet allein sind.

Denn Silvan hört viel zu selten das von mir, was ich allabendlich in Kasernen, Wohn- und Schlafzimmer der Republik sende.

Allerdings fand sie gestern viele meiner Ideen doof, weshalb ich ab heute wohl wieder chattet und meine Liebe wieder mit Talern zum Ausdruck bringe. Strafe muss sein.

Aber gestern konnten wir dennoch unseren Kompass mal wieder richten. Sprachen über unsere Ziele und wie es sie zu erreichen möglich sein könnte, nämlich mit nähen und schreiben. Bis jetzt, so stellten wir fest, haben wir uns eingelebt, Rituale entwickelt und uns in unserem neuen Leben als Vanlifer gefestigt.

Aber nun gilt es, die Autonomie zu nutzen. wieder mehr Zeit im Wohnzimmer zu verbringen und weniger im Büro. Anfangs mussten wir beweisen, dass man so Geld verdienen kann, jetzt heißt es das Wie etwas spinozistischer zu interpretieren und wenn es nur deshalb ist, damit ich weniger oder gar endlich ganz aufhöre zu rauchen, denn das kostet so viel wie mindestens die Hälfte meiner Nächte vorm Rechner.

Bitte versteht mich nicht falsch, der Job macht mir Spaß denn ich liebe das Schreiben, aber der kleine Ulf in mir kann nicht allabendlich die unendliche Einsamkeit ertragen, die meine Gesprächspartner oft deprimiert, vielleicht, weil ich selbst so oft und lange alleine war.

Drei Mal die Woche möchte ich einsamen „formally Ichs“ widmen, aber dreimal will ich auch andere Dinge schreiben und einmal die Woche soll der ganze Tag und Abend Silvana gehören, auch wenn sie meine Ideen doof findet. Wer weiss, vielleicht sind sie es ja wirklich und werden dann wieder besser?

Bis morgen,

Euer Ulf

On the constructiveness of stupid ideas


Oh man, if you ask me, life is getting a little too much of a daily grind right now. I’m working too much and enjoying myself too little, which is why I haven’t chatted for two days. It was just time to talk to Silvana again in the evening instead of those who are often alone for good reason.

Silvana hears far too little of what I say every evening in the barracks, living rooms and bedrooms of the Republic.

However, she found many of my ideas stupid yesterday, which is probably why I’m chatting again from today and expressing my love with coins again. Punishment is necessary.

But yesterday we were still able to set our compass straight again. We talked about our goals and how it might be possible to achieve them, namely by sewing and writing. So far, we realized, we have settled in, developed rituals and established ourselves in our new life as vanlifers.

But now we have to make the most of our autonomy and spend more time in the living room and less in the office. In the beginning, we had to prove that we could earn money this way, but now we have to interpret the how in a more spinozistic way, even if it’s just so that I smoke less or even finally stop smoking altogether, because that costs as much as at least half of my nights in front of the computer.

Please don’t get me wrong, I enjoy my job because I love writing, but the little Ulf in me can’t bear the endless loneliness that often depresses my conversation partners every evening, perhaps because I’ve been alone so often and for so long myself.

Three times a week I want to devote to lonely „formally me“, but three times I also want to write other things and once a week the whole day and evening should belong to Silvana, even if she thinks my ideas are stupid. Who knows, maybe they really are and then they’ll be better again?

See you tomorrow,

Your Ulf