Sonne, Strand und Küsschen

(down below in english) Ich weiss, es ist schon beinahe ekelig, wie glücklich wir sind. Jeden Morgen dieses “ die unfassbar schöne Sonne am traumhaften Strand“, ich hätte schon aufgehört, mich zu lesen, weil ich uns wie eines dieser Youtubepaare gesehen hätte.

Aber deshalb schreibe ich auch von anderen Dingen, denn natürlich ist hier nicht nur eitler Sonnenschein, oder anders gesagt: Hier finden auch Friktionen statt, aber eben meist zu Sonnenschein, der es der Seele einfach unmöglich macht, lange zu granteln.

Das Schönste ist aber, dass man hier unter Gleichgesinnten ist: Punks, Weltreisender Frauen mit geheimnisvollen Tattoos, Bankkauffrauen, die auf modernste Weise Liebe und Autonomie in ihrem Mercedes Sprinter verbinden, Lebenstrainer aus Polen, die unter britischer Flagge ihre Einsamkeit suchen und eine Portugisin, die 500 Meter weiter ihre Einsamkeit sucht ohne das andere Gleichgesinnte dabei im Weg sind

Man sieht sich beim spazieren, plauscht mal kürzer, mal länger bei Frühstück oder Kaffee, tauscht Erfahrungen aus und lauscht ganz ohne Vorbehalte, was andere motiviert hat, diesen oder einen ähnlichen Lebensweg zu beschreiten.

Man kennt sich kaum und spricht dennoch über Probleme oder Steuern, als sei man gemeinsam aufgewachsen.
Schaut morgens kurz, was der ein oder andere Wegabschnittsgefährte grad erlebt und freut sich ganz neidfrei über fremdes Glück oder leidet mit denen, denen es nicht so gut geht. Meist kann man nichts tun, außer das Gefühl zu geben oder anzunehmen, auf dieser Art von Lebensweg nicht allein zu sein.

Mut zusprechen, Wärme teilen und helfen wo man kann. So einfach kann es sein, wenn man sich einfach von Pseudopflichten im Kopf befreit.
Klar, auch hier müssen die Menschen Geld verdienen, aber weit weniger als in der jeweiligen Heimat. Hier wird der Job nicht zu einer skalaren Orientierung, in die man sich einzuordnen hat, sondern zu einem spannenden Gesprächsthema und manchmal gar zur Inspiration. Interessant, wie oder was Du machst.

Und dazu Sonne, Strand und Küsschen. Was will man mehr?

Bis morgen,

Euer Ulf

Sun, beach and kisses
I know, it’s almost disgusting how happy we are. Every morning this „the unbelievably beautiful sun on the gorgeous beach“, I would have stopped reading myself already because I would have seen us like one of those Youtube couples.

But that’s why I write about other things, because of course it’s not all vain sunshine here, or to put it another way: there’s friction here too, but mostly sunshine that simply makes it impossible for the soul to grumble for long.

But the best thing is that you are among like-minded people here: punks, globetrotting women with mysterious tattoos, bank clerks who combine love and autonomy in their Mercedes Sprinter in the most modern way, life coaches from Poland looking for solitude under the British flag and a Portuguese woman looking for solitude 500 meters away without other like-minded people in the way

You see each other on a walk, chat sometimes for a short time, sometimes longer over breakfast or coffee, share experiences and listen without reservations to what motivated others to take this or a similar path in life.

You hardly know each other and yet you talk about problems or taxes as if you had grown up together.
You take a quick look in the morning to see what one or the other fellow traveler is currently experiencing and, without envy, rejoice in other people’s happiness or suffer with those who are not doing so well. In most cases, there is nothing you can do except give or accept the feeling that you are not alone on this kind of life journey.

Encourage, share warmth and help where you can. It can be that simple if you just free yourself from pseudo obligations in your head.
Sure, people have to earn money here too, but far less than in their home country. Here, the job doesn’t become a scalar orientation that you have to fit into, but an exciting topic of conversation and sometimes even an inspiration. It’s interesting how or what you do.

Plus sun, beach and kisses. What more could you want?

See you tomorrow,

Your Ulf

Geld kann ja jeder

(down below in english) Sie schläft noch, während ich einen kleinen Plausch mit der Sonne halte und daran denke, dass ich schon so lange nicht mehr über die Frau geschrieben habe, die das alles hier möglich macht. Mich trägt und erträgt, mir wie kein Mensch zuvor vertraut und darüber die Kraft gibt, an mich und uns zu glauben.

Meine Frau, Silvana, die den ganzen Laden zusammenhält. Kocht, putzt, den Jürmann inspiziert und repariert und mit ihrer liebenswürdigen Art Nachbarn animiert uns Plätzchen und Kuchen zu bringen sowie ganz nebenbei deren und meine Hosen näht und Kleider stopft.

Meine mutige, toughe, liebenswerte und tapfere Ehefrau, mehr als Fels in der Brandung, Lieblingsmensch oder angetraute. Denn ohne sie wären wir nicht hier und ich nicht so glücklich und motiviert wie noch nie in meinem Leben.

Ich mache Fehler, sie macht weiter. Ich bin krank und sie mir eine Wärmflasche. Ich verdiene ein paar Kröten, aber sie kauft für uns davon alles und mehr, was wir für ein schönes Leben brauchen.

Jeden Tag gehen wir bei Chez Silvana Essen und im Hotel SiLVANa schlafen. Sie bringt mich sogar dazu freiwillig zu Duschen, weil wir eine richtig geil komfortable Nasszelle mit heißem Wasser haben und wenn ich zu hibbelig bin für den technischen Aufbau meiner digitalen Lehrstunden, macht sie aus unserem Schlafzimmer mein Büro und geht anschließend am Strand Englisch lernen.

Was für ein Glück, was für ein Mensch, was für eine Frau? Das einzige was meiner Silvana noch fehlt ist, dass sie selbst begreift wie unbeschreiblich sie ist.

Ich liebe Dich und jeden Tag mehr, mit jeder Faser und allem was du hast und bist. Dein Gang, Dein Lächeln und meist sogar Deine schlechte Laune, wenn Du denn mal welche hast. Du würdest nie aufzählen, um mir Deine Liebe zeigen zu wollen.

Du kommst plötzlich irgendwann einfach lachend in meine Arme und küsst mich wie nur Du es kannst und wisperst, beinahe nebenbei ich liebe Dich.

Wenn ich es nicht schon getan hätte ich würde Dich jeden Tag wieder heiraten; aber Du schläfst ja noch,


Dein Ulf

Anyone can have money
She’s still asleep while I have a little chat with the sun and think about how it’s been so long since I’ve written about the woman who makes all of this possible. She carries me and puts up with me, trusts me like no other person before and gives me the strength to believe in myself and us.

My wife, Silvana, who holds the whole place together. She cooks, cleans, inspects and repairs the Jürmann and, with her kind nature, encourages neighbors to bring us cookies and cakes as well as sewing their and my pants and darning clothes.

My courageous, tough, lovable and brave wife, more than a rock in the surf, a favorite person or a loved one. Because without her, we wouldn’t be here and I wouldn’t be as happy and motivated as I’ve never been in my life.

I make mistakes, she carries on. I’m ill and she gives me a hot water bottle. I earn a few bucks, but she buys everything and more for us that we need for a good life.

Every day we eat at Chez Silvana and sleep at the Hotel SilSILVANa. She even makes me take a shower voluntarily because we have a really cool, comfortable wet room with hot water and when I’m too fidgety for the technical set-up of my digital lessons, she turns our bedroom into my office and then goes to learn English on the beach.

What luck, what a person, what a woman? The only thing missing from my Silvana is that she herself realizes how indescribable she is.

I love you more and more every day, with every fiber and everything you have and are. Your walk, your smile and usually even your bad mood, if you ever have one. You would never list to show me your love.

At some point, you suddenly just come into my arms laughing and kiss me as only you can and whisper, almost incidentally, that I love you.

If I hadn’t already done so, I would marry you again any day; but you’re still asleep,


Your Ulf

(Mit) Meer arbeiten

(down below in english) Heute haben wir Kassensturz gemacht. Fakt ist: Ich rauche zu viel und an Keksen könnten wir auch sparen, aber ich habe auch zu viel gearbeitet, was Kompensation fordert, Also Nikotin, Schokolade und Feierabendbier.

Man glaubt gar nicht, wie schnell man auch im Paradies in alte Trotte verfällt. Plötzlich, beinahe ohne es zu merken, sagt man zu diesem Job ja und zu anderen, das kann man auch noch machen. Nicht gut.

Aber gut ist, das man Kassensturz macht, nur dass am Strand daraus eine Reflexion wird. Es ist nicht mehr wie früher, als ich nur darüber schimpfte, wie erbärmlich manche Bezahlung ist, sondern hier schaue ich in erster Linie darauf, wie ich mein oder besser gesagt wir unser Leben ändern müssen, damit es besser wird.

Natürlich werde ich jetzt ein bisschen mehr Fleiss als geplant investieren müssen, aber ich muss auch darauf achten, dass ich mich nicht stressen lasse, denn Stress ist der größte Kostenfaktor.

Wenn die Wellen rauschen und ich im Sonnenschein durchatme, überfällt mich eine solche Genügsamkeit, dass ich auch zwei Stunden danach noch entspannter bin. Ergo, darf ich die Pausen nicht vergessen, damit ich nicht unnötig viel konsumieren muss, um zu erarbeiten, was uns dieser Stress zusätzlich kostet.

Machen wir uns nichts vor, auch hier hat die Arbeitswoche 40 Stunden und seien wir auch ehrlich, die Bezahlung ist jenseits von Mindestlohn angesiedelt, aber dafür müssen wir das nicht in einer städtischen Wohnung ertragen. Wir dürfen am Strand Mittagspause machen und nach der letzten Sitzung um 21 Uhr in ein Himmelszelt voller Sterne blicken.

Und auch wenn gleich noch Bewerbungen zu schreiben sowie in der Nacht einsame Herzen zu trösten sind, können wir viermal die Woche ausschlafen.

Das schönste an diesem Leben ist wohl, dass man endlich den Aberglauben besiegt, dass immer mehr Geld, die einzige Lösung ist. Deshalb geh ich jetzt auch erst einmal zu Silvana, ein bisschen knutschen und nicht arbeiten und bevor wieder Umsatz gemacht wird, werde ich erst an meinem Buch weiter schreiben, denn wir sind ja nicht zum Arbeiten hier.

Bis morgen,

Euer Ulf

Working (with) the sea

Today we did a cash check. The fact is: I smoke too much and we could save on cookies, but I’ve also worked too much, which demands compensation, i.e. nicotine, chocolate and after-work beer.

You wouldn’t believe how quickly you fall into old ruts, even in paradise. Suddenly, almost without realizing it, you say yes to this job and yes to others, you can do that too. Not good.

But it’s good to take stock, except that on the beach it becomes a reflection. It’s no longer like before, when I only complained about how miserable some of the pay is, but here I’m looking first and foremost at how I need to change my life, or rather our lives, so that it gets better.

Of course, I will now have to put in a little more effort than planned, but I also have to make sure that I don’t let myself get stressed, because stress is the biggest cost factor.

When the waves are crashing and I’m breathing deeply in the sunshine, I’m overcome by such a sense of contentment that I’m still more relaxed two hours later. So I mustn’t forget to take breaks so that I don’t have to consume unnecessarily in order to work out what this stress is costing us.

Let’s not kid ourselves, the working week here is also 40 hours and let’s be honest, the pay is above minimum wage, but we don’t have to put up with it in an urban apartment. We can take our lunch break on the beach and look up at a sky full of stars after the last meeting at 9 pm.

And even if there are still job applications to write and lonely hearts to comfort at night, we can sleep in four times a week.

The best thing about this life is that you finally overcome the superstition that more and more money is the only solution. That’s why I’m going to go to Silvana’s for now, have a little snog and not work, and before we start making sales again, I’m going to continue writing my book, because we’re not here to work.

See you tomorrow,

Your Ulf


Happy Birthday lieber Jürmann

(down below in english) Du Ulf auf Rädern, der in kürzester Zeit vom Transporter zum Zuhause wurde. Du, wiedergeboren in Horstmar und in Dubrovnik von den Toten auferstanden bist, hast uns nicht nur in Dir, manche unruhige Nacht gekostet. Wir haben uns wie zu junge Eltern auf Dich gefreut, Dich mit jeder Kinderkrankheit lieber gewonnen und gegen alle Widerstände auf die Straßen gebracht, die unsere Welt bedeuten sollten.

In sechs Monaten wurde aus Dir, einem alten Transporter, nahe Düsseldorf ein meist beweglicher Lebensmittelpunkt für verlorene Seelen, die noch nicht wussten, was Du für eine Aufgabe sein wirst.

Unser letztes Geld haben wir auf über 4000 Kilometern in Dich gesteckt, und dabei nicht nur viel über uns, sondern auch über Dich gelernt. Wie groß du kleiner Transporter sein kannst und wie sensibel Deine Bremsen, Dein Getriebe, Turbo und Keilriemen ist.

An und in Dir würde Silvana zur Mechatronikerin und ich zum Lehrer.

Auf mikrigster Bodenfläche hast Du uns gelehrt, wie man sich bei schlechter Laune aus dem Weg gehen kann, ohne Dich zu verlassen und wie man mit einem langsamen Rechner Geld verdient.

Durch Östereich, Italien, Slowenien, Bosnien, Kroatien, Montenegro und Albanien hast du uns nach Griechenland gebracht und streckst die Schnauze schon wieder Richtung Türkei.

Oh Jürmann, Du französisches Problemkind gepaart mit Deutscher Improvisationskunst. Wie sehr lieben wir Dich, dank der von Silvana eingebauten Heizung, auch wenn Du uns in Kloster Andechs den Küchenschrank zu Füßen legtest und mit munterem Lichtspiel immer wieder gezeigt hast, wie sehr Du Dir unsere Aufmerksamkeit wünscht.

Nein, der TüV mag Dich nicht, aber mach Dir nichts daraus immer sagen Deine Leute Du siehst doch viel jünger aus. Mit Deinen schmuddeligen Knien, wenn Deine Holme Wasser ziehen, nehmen ich mir eine Zigarette wenn Abschleppseil legt Dich an Kette, ja Deine Beulen hier und da, waren vor einem Jahr noch gar nicht da.

Aber auch nicht das Wasser, warm, und im Becken Dein Spülhahn, die Batterien Lithium, brachten mein Schatzi beinahe um. Solaranlage viele Kabel alles liegt auf Deiner Gabel, die trotz wengen Pferdestärken uns Deine Willenskraft ließ merken.

An Hängen und im tiefstem Kiesbett träge, standest Du manchmal recht schräge. Wer will schon einen Hymer haben, wenn er sich kann an Jürmann laben?

So hoffen wir, trotz der Blessuren, das Du mit uns noch manche Spuren, in diese Welt gedenkst zu machen und immer wieder bringst zum lachen. Denn was wären, Sie und ich, ohne Rappelkiste Dich.

Dein Ulf

Happy Birthday dear Jürmann
You Ulf on wheels, who went from van to home in no time at all. You, reborn in Horstmar and resurrected from the dead in Dubrovnik, cost us many a restless night, and not only in you. We looked forward to you as if you were too young, we loved you more with every childhood illness and, against all odds, took you onto the streets that were to be our world.

In six months, you, an old van near Düsseldorf, became a mostly mobile center of life for lost souls who did not yet know what you would be.

We invested the last of our money in you, driving over 4000 kilometers, and learned a lot not only about ourselves, but also about you. How big you little transporter can be and how sensitive your brakes, gearbox, turbo and V-belt are.

On and in you, Silvana would become a mechatronics engineer and I would become a teacher.

You taught us how to get out of the way in a bad mood without leaving you and how to earn money with a slow computer.

Through Austria, Italy, Slovenia, Bosnia, Croatia, Montenegro and Albania, you brought us to Greece and are already stretching your snout towards Turkey again.

Oh Jürmann, you French problem child paired with German improvisational skills. How much we love you, thanks to the heating installed by Silvana, even though you laid the kitchen cupboard at our feet in Kloster Andechs and showed us again and again how much you wanted our attention with a lively play of light.

No, the TÜV doesn’t like you, but don’t worry, your people always say you look much younger. With your grubby knees, when your spars draw water, I take a cigarette when the tow rope puts you on a chain, yes, your dents here and there weren’t even there a year ago.

But neither was the water, warm, and your tap in the sink, the lithium batteries almost killed my sweetheart. Solar system, many cables, everything is on your fork, which, despite little horsepower, made us realize your willpower.

Sluggish on slopes and in the deepest gravel bed, you sometimes stood at quite an angle. Who wants a Hymer when they can enjoy Jürmann?

So we hope, despite your wounds, that you will continue to make your mark on this world with us and make us laugh again and again. Because what would you and I be without Rappelkiste?

Your Ulf

Geschüttelt, nicht gerührt

Geschüttelt nicht gerührt
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind scheint in die Pubertät gekommen zu sein, denn schon die ganze Nacht rüttelt er am Jürmann, als seien wir auf hoher See.

Gut, dass Udo Lindenberg mit einigen Zeilen vorgesorgt hat, denn zur Melodie von Andrea Andoria und Co schunkeln Silvana und ich in unserer Kajüte und hoffen, dass die Böen nicht noch stärker werden.

Silvan hört schon die Flöhe husten, denn irgendwas unter uns rumpelt und pumpelt wohl, während ich „keine Panik auf der Titanic“ summe und nur das Pfeifen in den Ritzen höre und dem Mobiliar beim Wackeln zuschaue.

Aber ehrlich gesagt finde ich das Wetter gar nicht schlecht, sondern richtig spannend. Ich bin sogar bei der Frühstückszigarette wieder in nordischen „Släng“ verfallen und begrüßte den Morgen mit einem fröhlichen “ Na du Olle Spinatwachtel, tut das Not, dass du hier so’n Stress machen tust?““
„Nej“, pfiff es durch irgendeine undichte Stelle hinten, während die schneebedeckten Bergspitzen im kalten Sonnenlicht erstrahlen, die den Himmel in heroischem Licht einer Schneekönigin eine wahrhaft imposante Würde verleihen.
Im wahrsten Sinne des Wortes „Nordisch bei Nature“ nur hier bei sanften 14 Grad. Wenn wir nicht wüssten, dass heute Nacht das bockige Kind sogar wieder Lust auf Bäume ausreißen bekommen könnte, würden wir bleiben und es nur genießen, aber da unser Jürmann weder Segel noch Flügel hat, riskieren wir das lieber nicht und werden uns wohl nachher ein stilleres Örtchen suchen, damit Mutti sich in Westfalen keine Sorgen machen muss.
In diesem Sinne verkneifen wir uns jetzt einen schönen Rum mit Tee und gönnen uns einen heißen Kaffee mitm büschn Milch, geschüttelt, nicht gerührt, versteht sich.

Bis morgen,

Euer Ulf


Shaken, not stirred


The wind, the wind, the heavenly child seems to have hit puberty, because it shakes the Jürmann all night long as if we were at sea.

It’s a good thing that Udo Lindenberg contributed a few lines, because Silvana and I sway in our cabin to the sounds of Andrea Andoria and co. and hope that the gusts don’t get any louder.

Silvana can already hear the fleas coughing because something must be purring and pumping underneath us, while I hum „no panic on the Titanic“ and only hear the hissing in the cracks and see the furniture shaking.

But to be honest, I don’t think the weather is that bad, I actually find it really exciting. I even returned to my Scandinavian „Släng“ over my morning cigarette and greeted the morning with a cheery „Well, you old spinach quail, is it necessary to make such a fuss here?“.
„Nej,“ he hissed through a leak in the back, while the snowy mountain peaks glowed in the cold sunlight, giving the sky the heroic light of a snow queen with truly imposing dignity.
Literally „Scandinavian by nature“, except that it was a balmy 14 degrees here. If we hadn’t known that the stubborn child might have the urge to uproot trees again tonight, we would have stayed and just enjoyed it, but as our Jürmann has neither sails nor wings, we’d rather not take the risk and will probably look for a quieter spot later so that mom doesn’t have to worry in Westphalia.
With this in mind, we’ll forgo a nice rum and tea and enjoy a hot coffee with a little milk – shaken, not stirred, of course.

See you tomorrow,

Your Ulf

Endlich ich

Auch eine sehr erzählenswerte Geschichte

(down below in english) Vor einigen Tagen bekam ich eine Reaktion auf meinen Blog. „Immer“, so der Schreiber, “ wenn man denkt, jetzt geht es tiefer und würde es interessant, wäre meine kleine Geschichte zu Ende.
„Ich habe das Gefühl, dass Du viel mehr zu sagen und zu erzählen hast“, so die griechische Stimme, „aber du hörst meist an der Oberfläche auf.“
Diese wenigen Sätze meines neuen Freundes haben mich tief bewegt, denn in der Tat habe ich viel mehr zu erzählen, als ich im Blog preisgebe. Ich kann sogar sagen, dass dieser Wunsch zu schreiben ein wesentlicher Grund war, mich auf den Weg zu machen; ich wollte endlich erzählen. Zeit haben, mich dem geschriebenen Wort zu widmen, den Mut aufbringen, die Prioritäten zu wechseln; hauptsächlich schreiben und notwendig viel arbeiten.
Und hätte sich nicht Jannis gemeldet, wäre ich wohl wieder in den alten Trott verfallen. Ja, ich verdiene jetzt unser Geld wieder mit Sprache wie einst als Werbetexter oder Schauspieler, aber bis letzte Woche habe ich mich wieder in erster Linie mit den Worten und Geschichten anderer beschäftigt und nicht mit meinen.

Aber seit fünf Tagen befasse ich mich endlich wieder mit meiner Leidenschaft, schreibe, was mein Geist mir aufgibt und formuliere, was das Leben mir erzählt hat.

Der Stoff den ich zu Papier bringe, wird dabei nicht erstmalig angegangen, aber erstmalig konstruktiv. Der rote Faden steht, die Inspiration ist da und all meine Leser hier, in diesem Blog, geben mir das notwendig gute Gefühl, das Richtige zu tun.
Jedes Like und jeder Kommentar beflügelt meine Seele und sagt: Du kannst das, trau Dich.

Dafür danke ich jedem einzelnen und ganz besonders Jannis, denn ich fühle mich endlich wie der Mensch der ich immer sein wollte.

Plötzlich kann ich sagen „ich muss schreiben“, ob ich davon leben kann oder nicht und bin endlich auch von meiner deterministischen Geiselhaft befreit, dass ich ja schreiben könne, wenn ich frei habe.

Nein jetzt ist es endlich richtig herum, Arbeiten kann ich, wenn ich nicht schreibe; und es gibt viel zu erzählen.

Bis morgen,

Euer Ulf

Me at last
A few days ago, I received a response to my blog. „Whenever,“ said the writer, „you think now it’s going to go deeper and get interesting, my little story would be over.
„I have the feeling that you have a lot more to say and tell,“ said the Greek voice, „but you usually stop at the surface.“
I was deeply moved by these few sentences from my new friend, because I do indeed have much more to tell than I reveal on the blog. I can even say that this desire to write was a major reason for setting out on my journey; I wanted to finally tell my story. To have the time to dedicate to the written word, to have the courage to change priorities; to write mainly and to work a lot if necessary.
And if it hadn’t been for Jannis getting in touch, I would probably have fallen back into the old rut. Yes, I’m now earning our living with language again, as I once did as a copywriter or actor, but until last week I was again primarily concerned with other people’s words and stories rather than my own.

But for the past five days, I’ve finally gotten back to my passion, writing what my mind tells me and putting into words what life has told me.

The material I am putting down on paper is not being tackled for the first time, but it is being tackled constructively for the first time. The central theme is there, the inspiration is there and all my readers here, on this blog, give me the necessary good feeling of doing the right thing.
Every like and every comment inspires my soul and says: you can do it, dare to do it.

I thank every single one of them and especially Jannis, because I finally feel like the person I always wanted to be.

Suddenly I can say „I have to write, whether I can make a living from it or not and I am finally free from my deterministic hostage that I can write when I have time off.

No, now it’s finally the right way round, I can work when I’m not writing; and there’s a lot to tell.

See you tomorrow,

Your Ulf

Unkraut vergeht nicht

(down below in english) Das kleine Paradies, was wir aktuell ohne Übertreibung unser Zuhause nennen können, wird von einem kleinen Bambusstrauch markiert.
Jedesmal, wenn wir aus der Stadt oder bis letzte Woche aus unserer Aussenstelle an diesen Strand zurückkehren oder kehrten, ist und war dieses beinahe vertrocknete Etwas unser Orientierungspunkt.

Hier funktioniert das Internet am besten und hier können wir so stehen, dass beim Wasser oder andere Dinge zubereiten, der Gaskocher nicht umfällt und wir nicht in Schräglage einschlafen müssen.
Unser Fixpunkt ist also dadurch gekennzeichnet, was man in Griechenland wohl Unkraut nennt. Etwas das gegen alle Widerstände wohl nicht kaputt zu kriegen scheint. Gestern sagte Silvana sogar, dass ihr düngt, der Bambus erhole sich wieder, da links und rechts neue Triebe wachsen.

Hier am Strand, in trockener, Nährstoff ärmster Erde kämpft eine Pflanze wie die Gallier in Frankreich um sein Leben.

Aber ist kämpfen an dieser Stelle das richtige Wort, wenn nichts und niemand einen töten kann? Wäre nicht wenn überhaupt der Mensch derjenige, der seinem Problem Bambusstrauch Herr werden will, indem er es auszugraben versucht? Also er derjenige wäre, der einen endlosen Kampf gegen den Strauch führt, der nur ein kleines Stück funktionstüchtiger Wurzel braucht, um wieder wachsen zu können?
Wie Distel, Brennessel oder Löwenzahn in Deutschland, findet man hier am Strand Bambus und eine hell lilafarbene Alpenrose, wie ich sie nennen möchte, da die so schön ist.

Ob Starkregen oder Trockenperiode, diese beiden Pflanzenarten widersetzen sich allem, das ihre Daseinsberechtigung bedroht. Kein noch so intensives Jäten macht diesen Gewächsen den Gar aus.

Die Frage ist doch dann, warum sind also Rosen, Tulpen und Nelken die Zier und sogenanntes Unkraut die Pest? Ist es nicht so, dass Mutter Natur der Meinung scheint, als könne man auf jedwede Zierpflanze durchaus verzichten, aber auf Bambus und Distel nicht?
Wenn alles auf der Erde Teil eines Ganzen ist, muss offensichtlich diese Einheit auf Rosen verzichten können, aber auf meine lila Alpenrosen nicht.

Diese Gewächse, hier Nahrungsquelle für unzählige Vögel und Boxio für Hunde sind also mehr als in Japan Baugerüste aus Bambus. Ohne sie würde wohl der ganze Naturkreislauf zusammenbrechen und damit auch der Mensch, als Teil davon, zugrunde gehen.

Kurz bevor meine Oma mit 102 Jahren starb, sagte ich zu ihr “ Oma, wir beide sind wie Unkraut, wir vergehen nicht“ und ich wusste damals nicht, dass das ein Kompliment war, denn zeigen wir dich, als nervige alte Schachtel oder renitenter Giftzwerg der Menschheit nicht, was Unkraut dem Ziergarten beweist: Ihr seid schön, aber wir sind wichtig.

Denn wenn wir nur Pest wären, würde es doch Menschen wie uns schon lange nicht mehr geben. Wir brauchen keinen Spezialdünger, uns reicht ein kleines bisschen lebendige Wurzel, um ewig zu leben. Nicht als die Pflanze, sondern als Art.

Ich erwuchs aus dem Rest meiner Oma und glücklicherweise ist meine Tochter, trotz all ihrer Rosentalente, auch ein kleines bisschen Distel. Kein Grund zur Klage also, sondern zur Freude, oder?

Bis morgen,

Euer Ulf
Weeds never die
The little paradise that we can currently call home without exaggeration is marked by a small bamboo bush.
Every time we return or returned to this beach from the city or, until last week, from our outpost, this almost withered something is and was our point of reference.

This is where the internet works best and where we can stand so that the gas stove doesn’t fall over while we’re preparing water or other things and we don’t have to fall asleep at an angle.
Our fixed point is therefore characterized by what is probably called a weed in Greece. Something that seems to be unbreakable against all odds. Yesterday, Silvana even said that she was fertilizing the bamboo and that it was recovering as new shoots were growing to the left and right.

Here on the beach, in dry, nutrient-poor soil, a plant is fighting for its life like the Gauls in France.

But is fighting the right word here, when nothing and nobody can kill you? If anything, wouldn’t the human being be the one who wants to get to grips with his bamboo bush problem by trying to dig it up? So he would be the one fighting an endless battle against the shrub that only needs a small piece of functioning root to be able to grow again?
Like thistle, stinging nettle or dandelion in Germany, here on the beach you can find bamboo and a bright purple alpine rose, as I like to call it, because it is so beautiful.

Whether it’s heavy rain or a dry spell, these two plant species resist anything that threatens their raison d’être. No amount of intensive weeding will put an end to these plants.

The question then is, why are roses, tulips and carnations the ornamental plants and so-called weeds the plague? Isn’t it the case that Mother Nature seems to think that you can do without any ornamental plant, but not bamboo and thistle?
If everything on earth is part of a whole, this entity must obviously be able to do without roses, but not my purple alpine roses.

These plants, a source of food for countless birds and boxio for dogs, are more than bamboo scaffolding in Japan. Without them, the entire natural cycle would probably collapse and humans, as part of it, would also perish.

Shortly before my grandma died at the age of 102, I said to her, „Grandma, you and I are like weeds, we don’t die“ and I didn’t realize at the time that it was a compliment, because let’s not show you, as an annoying old hag or a recalcitrant poisonous dwarf, what weeds prove to the ornamental garden: You are beautiful, but we are important.

Because if we were just pests, people like us would have ceased to exist a long time ago. We don’t need special fertilizer, a little bit of living root is enough for us to live forever. Not as a plant, but as a species.

I grew from the rest of my grandmother and fortunately my daughter, despite all her rose talents, is also a little bit of thistle. So no reason to complain, but to rejoice, right?

See you tomorrow,

Your Ulf

15 Minuten Ruhm

15 Minuten Ruhm
Die Fenster sind beschlagen wie in einem Altbau, wenn morgens der Wecker klingelt und es kostet ein wenig Überwindung, sich aus der kuscheligen Decke herauszupellen, wenn es Zeit zum Aufstehen ist.
Aber im Gegensatz zu früher, bin ich nicht schlecht gelaunt, sondern fühle mich beinahe täglich wie der kleine Junge vor vielen Jahren, der kurz vor der Bescherung in der Küche meines Opas auf das Glöckchen wartet, dass mir signalisiert: Jetzt geht es los.

Mein Blick wandert noch etwas tapsig umher, nervös, da ich nur weiss, dass mich etwas besonders schönes, ein Glücksgefühl erwartet.

Damals habe ich dann häufig das ewige Licht über der Wohnzimmertür beobachtet. Dieses kleine intensiv rote Flackern unter einem Ikonenimitat. Heute habe ich dafür eine Gasflamme, die unter dem Kaffeewasser bläuchlich seinen Dienst verrichtet.
Auch sie meckert nicht, sondern macht, was sie machen muss, denn was anderes kann und soll sie nicht und dann kommt der einzige Moment im Leben, an dem ich froh bin, Raucher zu sein.
Die Lust auf eine Zigarette drängt mich zur Jürmanntür wie den kleinen Jungen ans Schlüsselloch und mit ein wenig Herzklopfen wage ich es, als hätte ich es Leuten gehört.

Ich reiße sie auf und alles strahlt, als läge vor mir das Kind in Windeln gewickelt.
Und wâhrend mein Weihrauch dampft und das Kaffeearoma im Hintergrund wie Mürrebslsam den kleinen Raum erfüllt bestaune ich 15 Minuten die Geburt des Goldes, das aller Leben Ursprung ist.

Bis morgen,

Euer Ulf

(Man muss es eben einfach erleben. Kein Wort der Welt kann dieses Wunder adäquat beschreiben)

15 minutes of fame
The windows are fogged up like in an old building when the alarm clock rings in the morning and it takes a little effort to peel myself out of the cozy blanket when it’s time to get up.
But unlike in the past, I’m not in a bad mood, instead I feel almost every day like the little boy many years ago who waits in my grandpa’s kitchen for the little bell to signal me just before the presents: Here we go.

My eyes still wander around a bit clumsily, nervously, because I only know that something particularly nice, a feeling of happiness, awaits me.

Back then, I often watched the eternal light above the living room door. This small, intense red flicker under an imitation icon. Today I have a gas flame instead, which does its job under the coffee water with a bluish glow.
It doesn’t grumble either, but does what it has to do, because it can’t and shouldn’t do anything else, and then comes the only moment in my life when I’m glad to be a smoker.
The desire for a cigarette pushes me towards the door like a little boy towards the keyhole and with a little palpitation I dare to do it, as if I had heard people say it.

I pull it open and everything shines as if the child were wrapped in diapers in front of me.
And while my incense steams and the coffee aroma in the background fills the small room like the aroma of shortbread, I marvel for 15 minutes at the birth of the gold that is the source of all life.

See you tomorrow,

Your Ulf

(You just have to experience it. No word in the world can adequately describe this miracle)

Tabula rasa

(down below in english) Wir mussten gestern umziehen, weg vom Strand mit dem idealen Internet zu dem, der durch seine Ruhe besticht.

Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Denn hier ist es traumhaft. Vereinzelte Vögel am Horizont, Wellenrauschen und eine Sonne, die es nur gut mit einem meint. Kein verlogenes „na wie geht es Dir?“ Keine Nachricht, in der steht, dass man leider umdisponieren muss, weil, keine identitäre Profilierungssucht, die, wenn man selbst ein Problem hat zum Yoga muss und echauffiert ist, wenn der Knecht grad seinen Schreibtisch ordnet.

Eine kleine Wolke aus dem Mund, weil die Nacht noch Spuren der Kälte für den Tag hinterlassen hat und Frieden in der Sprache die jeder versteht und verstehen will: Sonnenstrahlen auf Morgentau.

Hier, in diesem, unserem kleinen Paradies, gibt es keine Wochentage oder Rechnungen, nur andere Reisende, die selbst auf der Suche nach dieser Ruhe sind und in der Ferne ein Schiff, dass symbolisiert, dass irgendwo in der eigenen Seele auch mal eine Sehnsucht nach mehr steckte.

Aber diese Sehnsucht ist in mir gestillt, wie Durst nach einem Kaltgetränk. Nichts weiter als eine Erinnerung an ein Imperfekt, mit dem sich jetzt andere rumzuschlagen haben.

Nie wieder Angst, egal vor was, nie wieder Selbstzweifel, weil andere an einem zweifeln könnten. Ich bin zufrieden mit mir, mit mir im Reinen, wie ich es noch nie war und dieses Glück lasse ich mir von keinem mehr kaputt machen.

Nie wieder.

Lieber gern wenig gezahlt bekommen als ungern viel. Nie wieder Bringschuld. Ich habe immer getan was ich konnte, mehr geht nicht und ich weiss das, und hier, kann ich mich auch endlich damit versöhnen, dass ich damit zufrieden bin.

Und Silvana? Sie fragt mich nur, ob ich auch einen Kaffee will, grüsst im Vorbeigehen kurz unsere gemeinsame Freundin, kuschelt sich wieder in die Decke und haucht sanft: Ist das schön hier.

Mehr geht nicht.

Bis morgen,

Euer Ulf

Tabula rasa
We had to move yesterday, away from the beach with the ideal internet to the one that impresses with its tranquillity.

Sometimes you have to be forced to be happy. Because it’s a dream here. A few birds on the horizon, the sound of the waves and a sun that only means well with you. No mendacious „how are you?“ No messages telling you that you unfortunately have to change your plans because you have to go to yoga when you have a problem and you’re so upset when your servant is tidying his desk.

A small cloud from the mouth, because the night has left traces of the cold for the day, and peace in the language that everyone understands and wants to understand: sunbeams on morning dew.

Here, in this, our little paradise, there are no weekdays or bills, only other travellers who are themselves in search of this peace and a ship in the distance that symbolizes that somewhere in your own soul there was once a longing for more.

But this longing is quenched in me, like a thirst for a cold drink. Nothing more than a reminder of an imperfection that others now have to deal with.

No more fear, no matter what, no more self-doubt because others might doubt you. I’m happy with myself, at peace with myself like I’ve never been before and I won’t let anyone ruin this happiness.

Never again.

I’d rather be paid a little than a lot. No more debt. I’ve always done what I could, I can’t do more and I know that, and here I can finally reconcile myself to the fact that I’m happy with that.

And Silvana? She just asks me if I want a coffee too, says a quick hello to our mutual friend as we walk past, snuggles back into the blanket and breathes softly: „It’s lovely here.

That’s all I can do.

See you tomorrow,

Your Ulf

Von Adolf und Eva

(Down below in english) Jeden Morgen das Gleiche: Aufstehen, Kaffeewasser anstellen und ab an den Strand. Ja, selbst das Leben im Van hat seine Schattenseiten; nur gut, dass sie hier nie vor einem liegen, denn die Sonne geht in Kalamata immer rechts von uns unter.

Es tut mir leid, heute gab es Clown statt Müsli zum Frühstück. Silvana ist auch schon genervt. Also hab ich mich ans Wasser verzogen, lausche dem Rauschen und genieße die Wärme auf der Haut.

Aber zugegeben, ein bisschen vermisse ich das tägliche Echauffieren über Gott und die Welt schon. Kein Hupen, kein Motzen, kein Regen, also auch kein Aufregen (Tusch) und keine schlechten Nachrichten.

Nicht einmal die deutsche Garantie für Gestöhne, der Wetterbericht, ist hier ein Grund zur Klage. Wer weiss, vielleicht hat Eva nur deshalb zum Apfel am Baum der Erkenntnis im Paradies gegriffen, weil ihr langweilig war?!

Ja, Langeweile ist etwas das man ertragen lernen muss, denn während einer langen Weile können einem viele Gedanken durch den Kopf gehen, Gedanken wie dieser „kommt Eile von Weile oder umgekehrt?“

Konnte also der (Er-)Finder von Eile das Tempo nicht mehr ertragen oder der von Weile die Langsamkeit?

Und was hat diese Weile mit dem Kausaladverberbial „weil“ zu tun? Der Philosoph muss an dieser Stelle unweigerlich an Hegel denken, der 1820 postulierte „Wesen kommt von gewesen“; großartiger Gedanke, oder?

Aber Adam und Eva kannten kein Hegel, also konnten sie auch in mutmaßlich mehr als nur einer langen Weile nicht über ihn nachdenken.

Schaut man übrigens in die Bedeutung des Wortes Langeweile, stößt man auf „nichts zu tun haben“, oder „ohne Aufgabe sein“. Aber wenn man es mal ganz genau nimmt, hat man in Momenten der „Langeweile“nicht vielleicht die schwerste Aufgabe von allen zu bewältigen: Sich selbst ertragen lernen?

Ich denke einfach Mal darüber vor, denn ich habe es ja noch nicht getan, also würde „nachdenken“ ja keinen Sinn ergeben, was auch schon wieder sinnlos ist, denn entweder hat etwas Sinn, um nicht zu sagen ist sinnig, oder nicht, Selbst „Unsinn“, wäre ja schon falsch, weil „Un“ ja eine Vorsilbe als Negation ist und das würde ja das Gegenteil eines Sinns sein, also ein anderer.

Wie schön, dass ich endlich für solche Fragen mehr als nur eine lange Weile Zeit habe und gut, dass es hier keinen Baum der Erkenntnis gibt, denn wenn ich die Antwort von ihm erführe, was würde ich dann mit dem Rest meiner Zeit machen? Mich wahrscheinlich darüber aufregen, dass ich nichts zu tun habe, also darüber, dass ich mit meiner Langeweile nichts anfangen könnte, also mit mir.

Bis morgen,

Euer Ulf (Adolf)

From Adolf and Eva
The same thing every morning: Get up, turn on the coffee water and off to the beach. Yes, even life in a van has its downsides; it’s just a good thing they’re never in front of you here, because the sun always sets to our right in Kalamata.

I’m sorry, today we had clown instead of muesli for breakfast. Silvana is already annoyed too. So I’ve moved to the water, listen to the sound and enjoy the warmth on my skin.

But admittedly, I do miss the daily echoes about God and the world a little. No honking, no grumbling, no rain, therefore no excitement (Tusch) and no bad news.

Not even the German guarantee for moaning, the weather report, is a reason to complain here. Who knows, maybe Eve only reached for the apple on the tree of knowledge in paradise because she was bored!

Yes, boredom (German: Long while) is something you have to learn to endure, because during a long while many thoughts can run through your head, thoughts like this „does hurry come from while or vice versa?“

So could the finder of haste no longer bear the speed or the finder of while the slowness?

And what does this while have to do with the causal adverbial „because“? At this point, the philosopher must inevitably think of Hegel, who postulated in 1820 that „being comes from having been“; great thought, isn’t it?

But Adam and Eve didn’t know Hegel, so presumably they couldn’t have thought about him for more than just a long while.

Incidentally, if you look at the meaning of the word boredom, you come across „having nothing to do“ or „being without a task“. But when you get right down to it, don’t you perhaps have the hardest task of all to master in moments of „boredom“: learning to put up with yourself?

I just think about it, because I haven’t done it yet, so „thinking“ wouldn’t make sense, which is also pointless, because either something makes sense, not to say is meaningful, or it doesn’t, even „nonsense“ would be wrong, because „un“ is a prefix as a negation and that would be the opposite of a meaning, i.e. a different one.

How nice that I finally have more than just a long while for such questions and it’s good that there is no tree of knowledge here, because if I found out the answer from it, what would I do with the rest of my time? Probably get upset that I have nothing to do, i.e. that I couldn’t do anything with my boredom, i.e. with me.

See you tomorrow,

Your Ulf (Adolf)