Du liest mich, also bin ich

(Down below in english) Es gibt viele, beinahe unendlich viele Menschen, die sich auf den Weg machten und machen, um die Welt zu entdecken oder sich selbst zu finden und es gibt wohl nur wenige, die das nicht in die Welt tragen.

Bilder, Videos, Kommentare und Blogs auf Instagram, Tik,Tok, Facebook und WordPress sind eindrückliche Beweise dafür.

Unzählige Synonyme wie „Vanlife happylife“ oder „unserrittaufderwaiküre“ zeugen von dieser Sehnsucht und dem Mut, der damit verbunden ist oder scheint. Aber sie sind auch Reminiszenz einer mitteilungsbedürftigen Gesellschaft, die sich zurückgelassen oder vergessen fühlt. „Hey ihr da, sehr ihr, was ich Tolles mache?“ Schreit es täglich von diversen social Media Seiten an die vermeintlich unglücklich Zuhausegeblieben.

Einzig wichtig scheint, dass die Bilder beeindrucken. Höher, schneller, weiter und immer mit einem grinsenden Gesicht als Ausdruck purer Glückseeligkeit. Denn wann sieht man schon mal einen Motorschaden, Mechaniker,leere Kassen oder Streit?

Nur dann, wenn man sich auch davon ein lukratives Geschäft verspricht. „10 Gründe, warum wir nie wieder Vanlifen“ oder „die fünf besten Tipps, damit die Reise im Wohnmobil keine Katastrophe wird“, heißt es da in Überschriften auf YouTube und immer mit dem Verweis “ was haltet ihr davon? Schreibt es in die Kommentare und vergesst auch nicht zu liken, damit ihr auch beim nächsten Mal dabei seid“, wenn es wieder heißt: ich habe ein Ego oder Geldproblem.

Ich bin da keine Ausnahme, denn auch ich habe das Netz mit meinem Bullshit in der Hoffnung geflutet, damit Geld zu verdienen. Ich mache es ja sogar in diesem Moment und es gibt nicht das kleinste Gegenargumente, dass diese negative Seite meines Blogs entkräften könnte.

Für mich zeigt das, dass ich immer noch nicht da bin, wo ich sein will. In einer Selbstzufriedenheit, die einer inszenierten Darstellung erübrigt. Solange ich schreibe, ob kritisch oder freundlich, weiss jeder, dass ich ein Problem mit mir habe.

Ja, es stimmt, es ist nicht mehr so groß wie zu Beginn der Reise, aber das es kleiner wurde liegt nicht an meinem Blog, sondern einzig an der Reise, die mich mit Momenten konfrontiert, die meine Seele zur selbstreflektierten Genesung zwingen.

Und ja, das Schreiben hilft mir, aber das Posten hat mit der Selbstheilung Nichts zu tun. Ich möchte beinahe sagen, es steht mir im Weg.
Denn solange ich öffentlich mache, was mich bewegt, will ich auch wissen, ob man das auch an anderer Stelle gut findet. Und ist es nicht eigentlich das jenes, von dem ich mich befreien wollte?

Aber ich bin ein Mensch, also zumindest heute ein lieb gemeint es:

Bis morgen,

Euer Ulf

You read me, therefore I am
There are many, almost infinitely many people who have set out to discover the world or to find themselves and there are probably only a few who do not bring this to the world.

Pictures, videos, comments and blogs on Instagram, Tik,Tok, Facebook and WordPress are impressive proof of this.

Countless synonyms such as „Vanlife happylife“ or „unserrittaufderwaiküre“ bear witness to this longing and the courage that is or seems to be associated with it. But they are also reminiscent of a society in need of communication that feels left behind or forgotten. „Hey you there, do you know what great thing I’m doing?“ It is shouted daily from various social media sites to the supposedly unhappy people who have stayed at home.

The only thing that seems to matter is that the pictures impress. Higher, faster, further and always with a grinning face as an expression of pure bliss. Because when do you ever see engine damage, mechanics, empty tills or arguments?

Only when you expect to make a lucrative business out of it. „10 reasons why we’ll never vanlift again“ or „the five best tips to ensure your motorhome trip isn’t a disaster“ are the headlines on YouTube, always with the link „What do you think? Write it in the comments and don’t forget to like it so that you’ll be there next time too“ when it says again: I have an ego or money problem.

I am no exception, because I too have flooded the net with my bullshit in the hope of earning money with it. I’m even doing it right now and there’s not the slightest counterargument that could invalidate this negative side of my blog.

For me, this shows that I’m still not where I want to be. In a self-satisfaction that makes a staged presentation unnecessary. As long as I write, whether critically or kindly, everyone knows that I have a problem with myself.

Yes, it’s true, it’s not as big as it was at the beginning of the journey, but the fact that it’s gotten smaller is not because of my blog, but solely because of the journey, which confronts me with moments that force my soul into self-reflective recovery.

And yes, writing helps me, but posting has nothing to do with self-healing. I almost want to say it gets in my way.
Because as long as I make public what moves me, I also want to know whether it will be appreciated elsewhere. And isn’t that actually what I wanted to free myself from?

But I’m a human being, so at least today I’m a well-meaning one:

See you tomorrow,

Your Ulf

11 Kommentare

  1. Avatar von Reiner Wende Reiner Wende sagt:

    Genau, das liebe Geld treibt uns an. Ich habe es für teure Kleidung gemacht und bessere Urlaube.

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    1. Wer bin „ich“ ? Ernsthaft, aber danke für den Kommentar und fürs Lesen!

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      1. Avatar von Reiner Wende Reiner Wende sagt:

        Damit ich Ruhe habe, habe ich meinen Account auf Instagram aufgegeben. Mit über 75k Followern war es schön, aber die täglichen Videos waren Stress für mich. Jetzt habe ich nur 3K Follower und die Welt ist schön. Nun muss ich aber für Kleidung zahlen

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      2. Ach so. Ich bekomme den Arsch egal wo, bei Followern nicht hoch. Ich muss auch wohl weiter Chatten und online Lehrer sein, aber dafür kann ich auch wirklich Posten was ich will und ehrlich, ich glaub ich freue mich über jeden/r Follower und Ler*in doppelt!

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      3. Avatar von Reiner Wende Reiner Wende sagt:

        Das ist auch schwer. Aber so wie du es machst ist es doch schön. Nur zahlt das keine Rechnung. Dafür bringt es Freude

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      4. Ich werde einfach Mal sehen. Aber mit Sicherheit keine Follower kaufen, dann lieber weiter so. Danke Dir!

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      5. Avatar von Reiner Wende Reiner Wende sagt:

        Stimmt kaufen ist nicht gut

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  2. Avatar von Sabrina Sabrina sagt:

    Hallo Ulf, interessante Denkweise 😄 Natürlich schreibt man für sein Publikum. Da gebe ich dir Recht. Man möchte die Menschen im Inneren bewegen, ihnen einen Mehrwert geben in dieser lauten Gesellschaft. Wer am lautesten brüllt, wird auch wahrgenommen.
    Aber dennoch… wenn man schreibt, vermittelt man eine Nachricht, die wissenswert sein soll, oder? Selbst wenn man persönliche Erfahrungen teilt, kann es doch für einen Dummkopf genau das sein, was er in dem Moment des Lesens braucht 😆
    Ich glaube nicht, dass etwas Vergebens ist und wenn man Geld damit verdienen will, ist das legitim. Warum nicht? Leute geben für alles Mögliche Geld aus. Unternehmen geben für Werbung extrem viel Geld aus, um gesehen zu werden.
    Man sucht Gleichgesinnte, um dieses Gefühl des Dazugehörens bekommt. Wir sind nunmal gesellige Wesen. Aber diese Like-Adrenalin-Kicks können einen auch krank machen.
    Danke für deinen Post und dieser kleinen Gedankenreise 👍
    Liebe Grüße,
    Sabrina

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    1. Ich danke Dir. Und natürlich hast Du(auch) Recht. Mir ist und wahr nur wichtig, kritisch zu bleiben, auch mit mir, denn nur dann bleibt man, so denke ich, wirklich authentisch und ich denke, genau das mag bzw. Mögen Mann und Frau zumindest an meinen Gedanken. Vielen Dank anyway fürs Lesen und kommentieren, das macht mich zwar keinen Cent reicher, aber ehrlich gesagt: sehr glücklich!

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      1. Avatar von Sabrina Sabrina sagt:

        Glück kann man nicht kaufen 😉 Es ist auch schön, Anerkennung zu erhalten. Vielleicht brauchen wir das einfach ab und zu 🤔 Andere Menschen glücklich zu machen ist lohnenswert. Vielleicht ist es ein Segen und Geschenk, mal gedanklich angestupst zu werden, mal die Perspektive zu wechseln oder sich selbst zu hinterfragen.
        So findet man Lösungen 😁 Kreativ sein hat eine heilsame Wirkung. Noch etwas Marketing dazu und schwups, findet man Leser und kann über verschiedene Kanäle Geld verdienen und sich und seinen Lesern treu bleiben 😊👍

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      2. Ich merke, da kann ich noch viel von Dir lernen, danke!!

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