Erwachsen werden

(Down below in Englisch) Heute könnte der Strand nicht einsamer sein. Eine graue Suppe hat sich über uns ergossen, so dick und zähflüssig, dass die Sonne wie mit grobschlächtigen Händen mühsam ein kleines Loch hinein reissen musste, sodass man wenigstens die Hand vor Augen sieht.

Und das Meer vor mir plätschert so leise, als habe es Angst vor diesem faden Nichts. Und beim Stapfen durch den weichen und feuchten Sand rieseln einem kleinen Kiesel in die Socken, als dürfte kein fröhlicher Gedanke aufkommen.

Ich fühle mich wie ein ungebetener Zuschauer, der verbotenerweise durch den Türschlitz des Kinderzimmers den Eltern beim Weihnachtsgeschenke aufbauen zuschaut. Als würde ich etwas sehen, das nicht für meine Augen bestimmt ist. Es ist, als würde auch ich ganz plötzlich erwachsen werden,indem ich eine Wahrheit sehe, die ich lieber nicht gewusst hätte

Auch ich weiss, dass gleich alles wieder gut und freundlich ist. Die Sonne scheint und alles wieder genauso erstrahlt wie im Bilderbuch. Aber ab jetzt weiss ich eben mehr. Ich weiss quasi seit jetzt und für immer, dass es kein Christkind gibt. Und wie der kleine Junge in meiner Metapher, fühle auch ich mich irgendwie betrogen.

Ich sehe nicht den guten Willen, mir ein Freude zu machen. Den Wunsch hinter der Mühe, mich glücklich zu machen, sondern erfahre einzig die bittere Tatsache, dass ich klein und unwissend bin. Noch unendlich viel lernen muss und dass es keine Wunder gibt.

Geschenke, egal ob unterm Weihnachtsbaum oder als paradiesisch gestalteter Strand, sind auch nur ein Produkt aus Ursache und Wirkung.
Kein Sonnenstrahl ist sichtbar, wenn nicht Milliarden und mehr Wassertropfen als Wolken sie zum Strahlen bringen.

Ich vermisse meine Unwissenheit schon jetzt und hätte mir gewünscht, heute etwas länger geschlafen zu haben, denn für diese Wahrheit bin ich einfach noch nicht erwachsen genug.

Bis morgen,

Euer Ulf

Growing up
The beach couldn’t be lonelier today. A gray soup has poured over us, so thick and viscous that the sun had to laboriously tear a small hole in it, as if with rough hands, so that you can at least see your hand in front of your eyes.

And the sea in front of me ripples so quietly, as if it were afraid of this bland nothingness, and as I trudge through the soft, damp sand, small pebbles trickle into my socks as if no cheerful thoughts were allowed to arise.

I feel like an uninvited spectator, watching my parents assembling Christmas presents through the door slit of the children’s room. As if I am seeing something that is not meant for my eyes. It’s as if I too am suddenly growing up, seeing a truth that I would rather not have known

I also know that everything will soon be good and friendly again. The sun is shining and everything is as bright as in a picture book. But from now on I know more. I know now and forever that there is no Christ Child. And like the little boy in my metaphor, I also feel somehow cheated.

I don’t see the good will to make me happy. The desire behind the effort to make me happy, but only the bitter fact that I am small and ignorant. I still have so much to learn and that there are no miracles.

Presents, whether under the Christmas tree or as a paradise-like beach, are also just a product of cause and effect.
No ray of sunshine is visible unless billions more drops of water than clouds make it shine.

I already miss my ignorance and wish I had slept a little longer today, because I’m just not grown up enough for this truth.

See you tomorrow,

Your Ulf

2 Kommentare

  1. Und genau diese Erkenntnis ist der lebende Beweis dafür, dass es das „Christkind“ doch gibt. Think it over.

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    1. Vielleicht hast Du Recht, ich denke drüber nach, danke für die Anregung!

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