Von Biohazard zu Roy Black

(down below in english) Seit nunmehr etwa drei Monaten darf ich euch und Ihnen von unserem Ritt auf der Waiküre berichten, aber heute ist der erste Tag, an dem es sich nicht aufdrängt zu schreiben. Denn obwohl gestern wieder so viel Schönes passiert ist, bin ich von jener Zufriedenheit überwältigt, nach der ich so lange gegiert habe. Weit länger, als der kleine rollings stone oder Herr Rossi aus Westfalen, unterwegs ist.

Seit ich denken kann, bin ich auf der Suche, nach Anerkennung in Form von Geld oder Lob und seit dem 25. März 1976 war ich jeden Tag unzufrieden. Warum sonst, bin ich bereits mit vier das erste Mal abgehauen, oder auf Luftmatratze oder einem Boot meinem Leben entflohen? Mehr als einmal musste ich wohl gerettet werden, weil ich bei meiner Neugierde auf das Leben und die welt in Gefahr geraten bin. Mal holte man mich aus einer Tankerfahrrinne in der Nordsee, ein anderes Mal musste mich ein Kapitän in Spanien von einer kleinen Insel zurück nach Mallorca bringen, weil ich ohne zu fragen auf ein Glas-Bottom-Boot gestiefelt bin und einfach wegfuhr.

In der Grundschule habe ich die Rommekasse meiner Mutter geplündert und bin wieder abgehauen und mit zehn wollte ich auf ein Internat, weil es mir zu Hause nicht passte. Weg, weg, weg. Das hat mich im Laufe der Jahre an viele Orte gebracht und in viele Aufgaben geführt, in denen ich ein Heil suchte, Ob Amerika oder Mexiko, als Schauspieler oder Werbekonzeptioner, als Ehemann und Vater oder einsamer Wolf, wenn es eine neue Gelegenheit gab, mich zu verändern, griff ich zu.

Selten hatte ich eine Ahnung was ich tat, aber immer war ich von einem inneren Selbstbewusstsein erfüllt, dass mich mutig vor keiner Herausforderung zurückschrecken ließ. Das dachte ich zumindest, denn erst jetzt weiss ich, dass es kein Selbstbewusstsein war, sondern Unzufriedenheit. Ich war so unzufrieden mit mir und der Welt, dass mir kein Preis zu hoch war, um alles zu ändern.

Als Legastheniker Texter zu werden, ist dabei wohl das passenste Bild, um dieses ewige Dilemma meiner Seele zu beschreiben.

Man sieht also, dass es mir nicht an Fleiss fehlte, was mir oft vorgeworfen wurde, sondern an Orientierung. Weil ich keine Ahnung hatte wer ich war und was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen sollte, verlor ich mich in einem sein aus Optionen, dessen Konstanz allein darin bestand, dass es diese nicht gab. Bis jetzt!

Denn seit ich mit Silvana im Jürmann unterwegs bin, habe ich eine Ahnung von dem, was ich in meinem Leben immer schon vermisst habe. Selbstwertgefühl, dass auf sicheren Boden gebaut ist. Ein Bewussein meiner selbst, das sich aus Wissen über das was ich kann und auch aus dem was ich nicht kann zusammensetzt.

Erst jetzt fange ich an morgens zu erwachen und nicht zu denken: „Just another victom kick!“ sondern „schön ist es auf der Welt zu sein!“ Von Biohazard zu Roy Black. Das nenne ich jetzt eine Rolle vorwärts und nicht rückwärts.

Meine Aufgabe besteht nicht mehr darin zu überleben, sondern zu erleben, obwohl Ersteres nie schwieriger war. Unser Geld reicht nur für die Basics, aber diese sind hier in Griechenland und auf dem Weg dorthin endlich nicht mehr Ray Ban, Ralph Lauren oder Porsche, sondern Friede, Freude Eierkuchen; ok, Letzteren mag ich auch heute noch nicht.

Wenn der Jürmann klingt wie eine Dampfmaschine und Silvana mit anlächelt, bin ich glücklich. Und wenn dazu noch eine Nachricht von Zoé kommt, könnte das Glück nicht schöner sein.

Ich habe aufgehört unentwegt zu gieren und zu erwarten, das Heil ausschließlich im Nächsten und immer wieder Neuen zu suchen. Seit Kalamata ist Jetzt das Beste. Nicht weil ich es mir nicht anders vorstellen kann, sondern weil ich froh bin, es erleben zu dürfen.

Bis morgen,

euer Ulf

From Biohazard to Roy Black

For about three months now, I’ve been able to tell you about our ride on the Waiküre, but today is the first day on which it doesn’t feel like writing. Even though so many wonderful things happened yesterday, I am overwhelmed by the satisfaction I have been longing for. Far longer than the little rolling stone or Mr. Rossi from Westphalia has been on the road.

For as long as I can remember, I have been searching for recognition in the form of money or praise and I have been dissatisfied every day since March 25, 1976. Why else did I run away for the first time at the age of four, or escape my life on an air mattress or a boat? I must have had to be rescued more than once because my curiosity about life and the world put me in danger. Once I was rescued from a tanker in the North Sea, another time a captain in Spain had to bring me back to Mallorca from a small island because I stepped onto a glass-bottom boat without asking and simply sailed away.

At elementary school, I plundered my mother’s Romme fund and ran away again and when I was ten, I wanted to go to boarding school because I didn’t like it at home. Away, away, away. Over the years, this has taken me to many places and led me to many jobs in which I sought salvation, whether in America or Mexico, as an actor or advertising designer, as a husband and father or lone wolf, whenever there was a new opportunity to change myself, I grabbed it.

I rarely had any idea what I was doing, but I was always filled with an inner self-confidence that made me brave enough not to shy away from any challenge. At least that’s what I thought, because only now do I know that it wasn’t self-confidence, but dissatisfaction. I was so dissatisfied with myself and the world that no price was too high for me to change everything.

Becoming a copywriter as a dyslexic is probably the most fitting image to describe this eternal dilemma of my soul.

So you can see that I wasn’t lacking in diligence, which I was often accused of, but in orientation. Because I had no idea who I was and what I was supposed to do with my life, I got lost in a world of options whose only consistency was that they didn’t exist. Until now!

Because since I’ve been out and about with Silvana at Jürmann, I’ve had an inkling of what I’ve always been missing in my life. Self-esteem that is built on solid ground. An awareness of myself that is made up of knowledge about what I can and cannot do.

Only now am I starting to wake up in the morning and not think: „Just another victory kick!“ but „It’s nice to be in the world!“ From Biohazard to Roy Black. Now that’s what I call a roll forward and not backwards.

My job is no longer to survive, but to experience, although the former has never been more difficult. Our money is only enough for the basics, but here in Greece and on the way there, they are finally no longer Ray Ban, Ralph Lauren or Porsche, but peace, joy and pancakes; ok, I still don’t like the latter.

When Jürmann sounds like a steam engine and Silvana smiles at me, I’m happy. And when there’s also a message from Zoé, I couldn’t be happier.

I’ve stopped constantly craving and expecting to find salvation only in what’s next and always new. Since Kalamata, now is the best. Not because I can’t imagine it any other way, but because I’m happy to be able to experience it.

See you tomorrow,

your Ulf






12 Kommentare

  1. Avatar von pk 🌎 pk 🌎 sagt:

    Nice post ♥️💚💓 Wish you a happy day and a merry Christmas 🎄 I wish that we continue sharing comments and likes and continue GROWING AND LEARNING TOGETHER. GREETINGS AND BLESSINGS 👋🇪🇸

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  2. Avatar von PlatonischerRebell Peter Maywald sagt:

    Ich wünsch euch eine schöne Zeit …[🌴….🏃]…

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  3. Avatar von Gazelle3 afrikafrau sagt:

    Wie du über dein Leben schreibst zutiefst beeindruckend, selbstkritisch liebevoll,
    und vor allen Dingen, wo du jetzt angekommen bist, Deine Erkenntnisse, deine Einstellung, einige teile ich mit dir und Silvana. Respekt……..

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    1. Vielen Dank für deinen liebevollen Kommentar. Es ist eine große Freude , für Dich und immer mehr Leser schreiben zu dürfen. Euch allen, Frohe Weihnachten!

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  4. Avatar von Antje Antje sagt:

    Lieber Ulf, deine Zeilen erinnern mich in etwa an meine Kindheit. Und nun weiß ich, warum ich deinen Blog mag – Du und Silvana, ihr lebt den Traum meiner Träume. Wenn ich keine Familie hätte, wäre ich ausgewandert. Ich wäre nicht in Deutschland geblieben. Meine Wahlheimat wären die Kanadischen Wälder gewesen. Ich liebe die Einsamkeit und bürde mir selbst gerne Ziele auf, von denen ich nicht weiß, ob ich sie schaffen kann. Eigentlich ist mir kein Weg zu lang und kein Berg zu hoch, aber meine Familie hält mich fest und klein. Verstehe es noch falsch – ich liebe meine Familie, sie ist alles für mich.
    Lieber Ulf, lebe weiter deinen Traum und genieße das Leben, denn es ist einfach zu kurz. Und ehe du dich versiehst, blickst du eines Morgens in den Spiegel, siehst deine Falten und Augenringe und fragst dich, was du all die Jahre geschaffen hast.
    Morgen ist heilig Abend und an diesem Abend danke ich den Naturkräften, dass ich gesund bin und es mir gut geht. Das wünsche ich dir und Silvana ebenso.
    Liebe Grüße Antje

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    1. Liebe Antje, deine Worte berühren mich sehr, denn genau das war heimlich mein Ziel. Keinen Blog für Glamper, siondern für Menschen wie mich und Silvana schreiben. Es geht nicht darum, allen zu sagen, dass mein Weg der beste und schon gar nicht für alle, aber mein Weg ist, machen, was das Herz sagt und das Leben lieben, wenn es passiert. Ich wünsche Dir und den Deinen jedenfalls frohe Weihnachten und wer weiss, vielleicht sehen wir uns ja irgendwann in Canada oder sonstwo auf der Welt, wer weiss? Weihnachtliche Grüße, Ulf

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  5. Avatar von Adelheid Adelheid sagt:

    I see your experiences as adventures of a lifetime. But always stay safe. 🙏🏻
    Tomorrow is Christmas, and I wish you and Silvana a merry and peaceful one. 🎄

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    1. You are so right and I am so thankful for your warm words and whishes. Thanks for reading my blogs, even with the view mistakes. So all the best for you and your beloved ones. A Merry peaceful Christmas to you and all the others who support me by reading!

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      1. Avatar von Adelheid Adelheid sagt:

        You are most welcome, my friend.

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      2. Thank you so much!

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