Wir bitten um Ihr Verständnis

(down below in english) Heute habe ich ausgeschlafen und es fühlte sich herrlich an, denn Schlaf kam in letzter Zeit wirklich zu kurz. Der ganze Tripp ist nämlich, auch das musste ich lernen, viel anstrengender als ich dachte und kostet manchmal die letzte Kraft.

Dennoch sind wir froh, dass wir unterwegs sind, denn nie war das Leben reicher und vielfältiger als im vergangenen knappen halben Jahr.

Aber dann kommen auch die Momente, wo morgens als erstes die Nachricht auftaucht: Wo ist dein Blog? Nicht dass es mich nicht ungemein freut, dass meine Zeilen und Gedanken vermisst werden, ja, ich will sogar sagen, dafür schreibe ich, aber in dieser Frage spiegelt sich die gesamte Problematik unserer Reise. Wir müssen funktionieren, jeden Tag, denn man verlässt sich auf uns, aber: Auf wen können wir uns verlassen?

Manchmal scheint es, als dürfe man von uns, nur weil wir uns im Traum vieler befinden, alles erwarten. „Schließlich haben die ja die ganze Zeit Urlaub.“

Aber wir sind nicht im Urlaub, wir leben nur woanders. Ja, wir haben uns entschieden, in die Sonne zu wandern, oder ihr hinterher, aber wir haben nicht 24 Stunden frei wie jene, die hier zwei Wochen all inklusive buchen.

Wir leben, arbeiten, lieben und streiten im Jürmann. Das ist schon ohne Job nicht selten harte Arbeit. Aber zur Belastung wird es erst, wenn einen das Gefühl umschleicht, dass man ausschließlich in der Bringschuld ist. Wir haben zu liefern, täglich, aber wehe, wir erwarten. Und ich rede nicht von Wundern, sondern von vereinbartem Deal.

Selbst auf 4 Quadratmeteren kostet das Leben Geld, nur dürfen und können wir damit oft nicht rechnen. Denn“du weißt ja, ich bekomme erst am 25.“ Oder: „Wir zahlen meist um den 10.“ Von Blogspenden rede ich da gar nicht und auch nicht davon, dass man nicht mehr bereit ist zu lesen, wenn ich Werbung posten würde. Dann heißt es „der denkt ja nur an Geld und ist ja gar kein Idealist“. Ich habe es genauso erlebt.

Mein Stundenlohn liegt im Durchschnitt bei 8 Euro brutto, egal ob Weihnachten, Wochenende oder Nacht. Ich kann damit leben, da wir keine Miete zu zahlen haben und weil ich bzw. Wir uns das ausgesucht haben, aber weniger geht auch nicht, denn, ob man es wahrhaben will oder nicht: Liebe allein reicht nicht.

Soll das jetzt heißen: Das war’s? Nein. Ganz im Gegenteil: Das heißt für uns: Jetzt erst Recht.

Nur wollte ich einmal formulieren, wo allgemeine Probleme liegen. Das kleinste Rad wird von den Großen in die Pflicht und beim Wort genommen, man ist ja schließlich Verträge eingegangen, denen man verpflichtet ist, aber wehe wir würden nach 4 Monaten gern 150 Euro vom ADAC wiederbekommen. Dann heißt es wie so oft nur : „Aufgrund einer Vielzahl von Anfragen, kann es zu Verzögerungen kommen. Wir bitten um ihr Verständnis.“ Das schreibe ich Visa morgen auch mal.

Bis morgen und bitte nicht böse sein. Ich will keinen brüskieren, sondern fühle mich nur der Aufgabe meines Blogs verpflichtet: Daily Shit in guten wie in schlechten Zeiten.

Euer Ulf

We ask for your understanding
I slept in today and it felt wonderful, because sleep has really been in short supply lately. The whole trip is much more exhausting than I thought and sometimes takes the last of my strength.

Nevertheless, we are glad that we are on the road, because life has never been richer and more varied than in the past six months.

But then there are also those moments when the first thing that pops up in the morning is the news: Where’s your blog? Not that I’m not immensely pleased that my lines and thoughts have been missed, I’d even like to say that’s why I write, but this question reflects the whole problem of our journey. We have to function, every day, because we rely on and, but who can we rely on?

Sometimes it seems as if we are expected to do everything just because we are in the dream of many. „After all, they’re on vacation all the time.“

But we’re not on vacation, we just live somewhere else. Yes, we have decided to wander off into the sun, or after it, but we don’t have 24 hours free like those who book two weeks all-inclusive here.

We live, work, love and argue at Jürmann. Without a job, it’s often hard work. But it only becomes a burden when you get the feeling that you are solely responsible for delivering. We have to deliver, every day, but woe betide us if we expect anything. And I’m not talking about miracles, but about an agreed deal.

Even on 4 square meters, life costs money, but we often can’t and can’t count on it. Because „you know, I don’t get paid until the 25th“. Or: „We usually pay around the 10th“. I’m not even talking about blog donations or the fact that people are no longer willing to read if I post advertising. Then they say „he’s only thinking about money and isn’t an idealist at all“. I’ve had the same experience.

My average hourly wage is 8 euros gross, regardless of whether it’s Christmas, weekend or night. I can live with it because we don’t have to pay rent and because I or we have chosen it, but less is not possible because, whether you want to admit it or not, love alone is not enough.

Does that mean that’s it? No. Quite the opposite: for us it means: now more than ever.

I just wanted to formulate where the general problems lie. The smallest bike is taken to task and taken at its word by the big ones – after all, we have entered into contracts to which we are bound, but woe betide us if we want to get 150 euros back from the ADAC after 4 months. Then, as is so often the case, we are told that there may be delays due to a large number of requests. We ask for your understanding. I’ll write the same thing to Visa tomorrow.

See you tomorrow and please don’t be angry. I don’t want to offend anyone, I just feel committed to the mission of my blog: Daily Shit in good times and bad.

Your Ulf

Was soll das alles?

(down below in english) Seit einiger Zeit fühle ich mich von einer kritischen Frage in die Enge gedrängt: Was ich hier, in diesem Blog überhaupt mache.

Für ein Reisetagebuch hat es zu wenig Reise, für ein philosophisches Buch zu wenig Philosophie und für ein Selbsthilfebuch zu viel Humor. Außerdem rede ich ständig nur von mir und dennoch thematisiere und kritisiere ich die Selbstsucht in der Gesellschaft.

Alle diese Fragen oder Anmerkungen sind berechtigt und lassen mich selbst an der Sinnhaftigkeit dieses Blogs hadern.

Warum schreibe ich also was ich schreibe?

Heute Versuche ich allen Lesern und mir als Autor darauf eine Antwort zu geben:

Man kann mich als gescheiterte Existenz bezeichnen. Als einen, wie ich mich bereits nannte, „rollong Stone“. Nicht ein reicher und berühmter Musiker, sondern als sensibler Flüchtling durch das Leben. Einen Mann der nirgendwo zu Hause ist und dennoch täglich weiter machen muss.

Nicht dass man mich falsch versteht, es soll nicht der Eindruck erweckt werden, als wolle ich Mitleid, es geht in meinem Blog darum, eine sehr persönliche Perspektive auf die Welt als ein Leben von abermillarden zu thematisieren.

Dabei versuche ich mit Buchstaben zu malen,wie ein Impressionist. Nicht möglichst detailgetreu darzustellen, was sich vor meinen Augen gestaltet, sondern wie ich alles wahrnehme.

Vor einer Säule in Olympia denke ich nicht in Zoll oder Metern an die exakte Höhe des Gesteins, sondern realisiere meine Mikrogkeit und wenn ich an Stränden Flanieren, kann ich nicht über Sonnenuntergänge schreiben, wenn unter meinen Füssen das Plastik von zig weggeworfenen Flaschen knarrt.

Es ist mir nicht vergönnt, meine Kritik auszublenden, was nicht heißt, das ich mich dieser Kritik entziehe.

Wie kann ich an Reisen denken, wenn um mich herum fahrende. Einfamilienhäuser deutschen Idealismus predigen? Wie könnte ich leichtfüssig von rosa Wolke zu rosa Wolke hüpfen, wenn ich ständig von Rechnungen gemaßregelt werde, aber sich keiner mir gegenüber verpflichtet fühlt (Ausnahmen bestätigen freilich die Regel)?

Wie kann ich täglich schreiben, ohne das zu thematisieren, was mir täglich begegnet, nämlich ich mir selbst. Und ich bin es, der sich auf dieser Reise mehr verändert als es meine Umgebung je könnte. Eine Palme bleibt eine Palme, aber aus Adi ist Ulf geworden.

Ja, ich könnte zu dem Schluss kommen, weniger und seltener zu schreiben und dadurch objektiv relevanter zu erzählen, aber machen das nicht schon genug andere?

Gibt es nicht schon ausreichend Reportage bemühte Amateure und Profis, die in adäquater Sprache zielgruppenorientiert Reiseführer widerkeuen? Braucht es da noch einen.

Ich persönlich denke „nein“ und der ein oder andere Leser oder Leserin vielleicht “ aber deinen Scheiss auch nicht“. Legitime Ansicht, doxa, Meinung, aber ist nicht die Aufgabe eines Schriftstellers, für den ich mich dteisterweise halte, subjektiver Chronist seiner Zeit zu sein?

Wenn meinem Blog also der klare rote Faden fehlt, ist das dann nicht auch eine Reminiszenz an das Problem unserer Gesellschaft, den Faden verloren zu haben. Nicht zu wissen, was man will und was noch wichtig ist,vor lauter Pflicht zu leben vergessen, warum wir eigentlich da sind?

Mach ich nicht genau das? Ist dieser Blog nicht insofern stereotypisch für unsere. Zeit, dass sich alle zum kommentieren von allem genötigt fühlen, ohne ernsthaft was konstruktives beisteuern zu können, um all den Problemen des Jetzt hilfreich und sinnreich zu begegnen?

Ich denke nur, dass ich als einer von den oben Beschriebenen das ein oder andere besser in Worte fassen kann, sonst nichts. Wer Geld verdienen kann, verdient und wer formulieren kann, der schreibt.

Nicht um das beste Buch der Welt zu schreiben, sondern um sprachlich zu handeln, denn irgendwas muss man ja tun. Oder?

Bis morgen,

Euer Ulf

What is all this about?
For some time now, I have felt cornered by a critical question: What am I even doing here, in this blog?

It has too little travel for a travel diary, too little philosophy for a philosophical book and too much humor for a self-help book. Besides, I’m always talking about myself and yet I address and criticize selfishness in society.

All these questions and comments are justified and make me question the usefulness of this blog.

So why do I write what I write?

Today I try to give all readers and myself as an author an answer to this question:

You can call me a failed existence. As what I have already called myself, a „rollong stone“. Not a rich and famous musician, but a sensitive fugitive through life. A man who is not at home anywhere and yet has to carry on every day.

Don’t get me wrong, I don’t want to give the impression that I want pity, my blog is about a very personal perspective on the world as a life of billions and billions.

I try to paint with letters, like an impressionist. Not to depict in as much detail as possible what is unfolding before my eyes, but how I perceive everything.

In front of a column in Olympia, I don’t think about the exact height of the rock in inches or metres, but realize my microcosm, and when I stroll along beaches, I can’t write about sunsets when the plastic of dozens of discarded bottles creaks under my feet.

I am not allowed to hide my criticism, which does not mean that I avoid it.

How can I think about traveling when I’m surrounded by driving. Single-family homes preach German idealism? How could I hop light-footedly from pink cloud to pink cloud when I am constantly being reprimanded by bills but no one feels obliged to me (exceptions prove the rule, of course)?

How can I write every day without addressing what I encounter every day, namely myself? And it is me who changes more on this journey than my surroundings ever could. A palm tree remains a palm tree, but Adi has become Ulf.

Yes, I could come to the conclusion that I should write less and less often and therefore tell more objectively relevant stories, but aren’t enough others already doing that?

Aren’t there already enough amateurs and professionals who are committed to reportage and write travel guides in appropriate language for their target groups? Do we need another one?

Personally, I think „no“ and one or two readers might think „but not your shit either“. Legitimate opinion, doxa, opinion, but isn’t it the job of a writer, which I consider myself to be, to be a subjective chronicler of his time?

So if my blog lacks a clear thread, isn’t that also a reminiscence of the problem of our society, of having lost the thread? Not knowing what we want and what is still important, forgetting why we are actually here because of our duty to live?

Isn’t that exactly what I’m doing? Isn’t this blog stereotypical of our time? Time that everyone feels compelled to comment on everything without being able to seriously contribute anything constructive to meet all the problems of the now in a helpful and meaningful way?

I just think that as one of the people described above, I can put one or two things into words better, nothing else. If you can earn money, you earn and if you can formulate, you write.

Not to write the best book in the world, but to act linguistically, because you have to do something. Or do you?

See you tomorrow,

Your Ulf

Metamorphose

(down below in english)Es ist vollbracht, 2023 ist zu Ende. 365 mal 24 Stunden die für uns wirklich alles hatten, was man in ein Jahr packen kann.

Aufbruchstimmung zu Beginn, als weder Silvana noch ich eine Ahnung davon hatten, was uns erwarten würde. Der Jürmann stand noch in der Nähe von Düsseldorf, das Geld war noch auf unserem Konto und all die Bilder, die wir jetzt im Kopf haben, waren noch unkonkretes Wirrwarr.

Silvester 2022 war Silvester 23 noch nicht einmal theoretisch vorhanden. Florenz, Padua, Slowenien, Montenegro, Kroatien, Bosnien, Albanien und Griechenland waren verschiedenfarbige Flecken im Atlas oder Videotitel bei YouTube und kein Kupplungsschaden in Dubrovnik oder Turboproblem 200 Kilometer vor Thirana.

Vor einem Jahr waren Silvana und Ulf noch die, die mit der verrückten Idee, „die niemals funktionieren würde“, weil „wir ja gar keine Ahnung haben und eh viel zu wenig Geld hatten“ und Kalamata war eine Stadt, die für uns noch nicht einmal des Suchens auf einem Globus würdig war.

Bei shunt dachten wir, das jemand vom Klo spricht (in Anlehnung an das westfälisch umgangssprachlichen Synonym Schont). Und 4000 Kilometer nach Griechenland waren noch circa 2500 Meilen geradeaus. Eigentlich ganz einfach.

Aber wir kultivierten unsere Naivität, mieden Infos über Katastrophen und Probleme, denn wir waren auch damals schon über 40 und somit im gefährlichen Angsthasenzyklus a la “ wenn das passiert, drehen wir aber sofort wieder um“. Vor einem Jahr war das Ehepaar, das wir heute sind, noch Männlein und Frau mit Strom aus der Steckdose und 104 Quadratmetern, um sich bei Stress aus dem Weg zu gehen.

Zitronen gab es in grünen Säckchen und nicht Honigmelonengroß an Bäumen, die sogar in Hinterhöfen wuchsen, Weihnachtsmärkte brauchten lange Unterhosen und keine Sonnenbrillen, Calimero war ein Vogel mit Eierschale auf dem Kopf und kein griechisches „guten Tag, dass sich am Ende mit „a“ schreibt und Epicur ein weiser Mann dessen Name dicke Bücher titulierte und kein Tempelbesitzer, dessen Pfade wir mit 2,5 Tonnen Zuhause zu erklimmen versuchten.

Am 31. Dezember letzten Jahres konnten wir uns nicht vorstellen, wie Wellen unserem Van wahrhaftig den Boden unter den Füssen wegreissen können und das Deutschland wirklich das analogste Land der Welt zu sein scheint. Als 2022 endete, dachte ich noch, ich sei angstfrei und Silvana, dass Sie mit 100 PS und Handschaltung überfordert wäre.

Heute parkt sie in drei Zügen mit dem Jürmann rückwärts ein und ich heule in der Ecke, weil ich mir eine Steigung von 25 Prozent nicht zutraue. Heute sagt sie „Stell Dich nicht an“ und ich interveniere ein „Aber“.

Heute stehen wir an einem der schönsten Strände der Welt und liegen nicht auf einer Couch in Horstmar. Jetzt ist ein Jahr vorbei und hat zwei alte Ichs mitgenommen, mit denen wir nur noch äusserlich Ähnlichkeit haben. Aus dem Philosophiestudenten wurde ein Lehrer und aus der Bäckereierkäuferin eine selbstbewusste Frau, die unseren Jürmann komplett selbst ausbaute. Heute sagt sie zu alten weissen Männern nicht aus Prinzip oder Angst, „Du hast Recht“, sondern, „Sei nicht böse, aber. Ich mach das anders“.

Am 31. Dezember2023 ist aus Silvana eine Globetrotterin geworden und aus mir ihr Mann. Im vergangenen Jahr wurde aus uns eine Einheit, die nichts mehr trennen kann.

Und dabei sind wir genau genommen bei unserer ganzen Tour doch eigentlich erst am Anfang.

Und von diesem Anfang im Mittendrin eines Ritts auf der Waiküre, wünschen wir allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Euer Ulf

P.S. Jetzt ist es doch ein Rückblick geworden. Aber morgen ist der 1. Januar und da wird ja bekanntlich wirklich alles ganz anders.

Metamorphosis

It’s done, 2023 is over. 365 times 24 hours that really had everything you can pack into a year.

A spirit of optimism at the beginning, when neither Silvana nor I had any idea what to expect. The Jürmann was still near Düsseldorf, the money was still in our account and all the images we now have in our heads were still a vague jumble.

New Year’s Eve 2022 was not even a theoretical New Year’s Eve 23. Florence, Padua, Slovenia, Montenegro, Croatia, Bosnia, Albania and Greece were different colored spots in the atlas or video titles on YouTube and no clutch damage in Dubrovnik or turbo problem 200 kilometers before Thirana.

A year ago, Silvana and Ulf were the ones with the crazy idea that would never work because we had no idea and far too little money anyway, and Kalamata was a city that wasn’t even worth looking for on a globe.

When we heard the word shunt, we thought someone was talking about the toilet (based on the Westphalian colloquial synonym Schont). And 4000 kilometers to Greece was still about 2500 miles straight ahead. Actually quite easy.

But we cultivated our naivety, avoided information about disasters and problems, because we were already over 40 at the time and therefore in the dangerous „if that happens, we’ll turn around immediately“ cycle. A year ago, the couple we are today were still man and wife with electricity from the socket and 104 square meters to avoid each other in times of stress.

Lemons came in green bags and not the size of honeydew melons on trees that even grew in backyards, Christmas markets needed long johns and not sunglasses, Calimero was a bird with an eggshell on its head and not a Greek „good day“ that ends in „a“ and Epicur was a wise man whose name was the title of thick books and not a temple owner whose paths we tried to climb at home with 2.5 tons.

On December 31st last year, we couldn’t imagine how waves could really tear the ground out from under our van and that Germany really seemed to be the most analog country in the world. When 2022 ended, I still thought I was fearless and Silvana thought she would be overwhelmed with 100 hp and a manual gearbox.

Today, she parks backwards in three moves with the Jürmann and I’m crying in the corner because I don’t trust myself with a 25 percent incline. Today she says „Don’t start“ and I inject a „But“.

Today we are standing on one of the most beautiful beaches in the world and not lying on a couch in Horstmar. A year has now passed and has taken with it two old selves with whom we only bear an outward resemblance. The philosophy student has become a teacher and the baker’s egg buyer has become a self-confident woman, who has completely built our Jürmann herself. Today, she doesn’t say „You’re right“ to old white men out of principle or fear, but „Don’t be angry, but. I’ll do it differently“.

On December 31, 2023, Silvana became a globetrotter and I became her husband. Last year, we became a unit that nothing can separate.

And yet we are actually only at the beginning of our entire tour.

And from this beginning in the middle of a ride on the Waiküre, we wish all our readers a happy new year.

Your Ulf

P.S. Now it has become a review after all. But tomorrow is January 1st and, as we all know, everything really does change.

Oh black Lady

(Down below in english) Aufwachen an diesem Strand ist wie sich jeden Tag an einem anderen Platz zu befinden. Denn hier ist die Wassermasse des Mittelmeers immer wieder eine andere.

Als wir ankamen, war sie türkisblau und der Strand karibisch schön. Hell weiche Sandmassen so weit das Auge reichte und Wellen so freundlich schön, dass kein Foto die Einmaligkeit festhalten konnte.

Kurze Zeit später zeigte Poseidon, wie viel Kraft in ihm stecken kann. Gestein, in Massen, als hätten unzählige Radlader ihre Schaufeln nachts ununterbrochen mit Kieseln gefüllt, säumten den Strand und verliehen der Atmosphäre den Klang von Eiswürfeln in einem Whiskyglas. Gluckgluckgluckgluckgluck.Gluckgluckgluckgluckgluck.

Dann wurde es ruhig, die Wellen, wie glatt gebügelt, bildeten einen dunkelblauen Teppich aus Wasser, der nur die Sonne spiegeln sollte. Und der Strand bildete den Rahmen dieses Kunstwerks aus Milliarden kleiner Körnchen, die alle einst Kiesel oder gar Felsbrocken waren. Kein Plätschern, keine Schaumkrone, einfach nur Spiegel einer unendlichen Schönheit.

Und heute erstrahlt das Meer wie eine Königin der Nacht. Als habe sie die Schwärze der Dunkelheit in sich aufgenommen, um sich von ihr als Seetank zu befreien. Die black Lady spuckt Algen, als müsse sie sich davon wie bei Raucherkatharr befreien.

Jede Woge abertausende Kilo pechschwarzes Etwas, dass den Strand in beängstigender Schönheit erstrahlen lässt. Und die Wolken am Himmel verdunkeln die Sonne, damit sie nicht den düsteren Eindruck mit freundlichem Licht verwässern solle.

Ich weiss nicht, ob das alles eine Reminiszenz an den Klimawandel oder schlicht ein Abbild wechselnder Gezeiten ist, aber in mir ruft das Rauschen heute Warnrufe der Zeit ins Ohr: Pass auf mich auf.

Ich habe Dich gehört und gesehen habe ich die die düsteren Zeichen einer warnenden Natur.
Wir müssen aber gemeinsam Acht geben, dass die Schönheit der Welt nicht dauerhaft vom Ausfluss des Argwohns wütender Meere getrübt wird.

Bis morgen von anderer Stelle,

Euer Ulf

Oh black lady
Waking up on this beach is like standing in a different place every day. Because the waters of the Mediterranean here are always different.

When we arrived, it was turquoise blue and the beach was Caribbean in beauty. Bright, soft masses of sand as far as the eye could see and waves so friendly and beautiful that no photo could capture their uniqueness.

A short time later, Poseidon showed just how much power he can have. Rocks in masses, as if countless wheel loaders had continuously filled their shovels with pebbles at night, lined the beach and lent the atmosphere the sound of ice cubes in a whisky glass. Chortle chuddle chuddle chuddle chuddle chuddle chuddle.

Then it became calm, the waves, as if ironed smooth, formed a dark blue carpet of water that only reflected the sun. And the beach formed the frame of this work of art made of billions of small grains, all of which were once pebbles or even boulders. No ripples, no whitecaps, just a mirror of infinite beauty.

And today the sea shines like a queen of the night. As if she had absorbed the blackness of darkness in order to free herself from it as a sea tank. The black lady spews algae as if she has to rid herself of it like a smoker’s catarrh.

Every wave is thousands of kilos of pitch-black something that makes the beach glow with frightening beauty. And the clouds in the sky darken the sun so that it doesn’t dilute the gloomy impression with friendly light.

I don’t know whether this is all a reminiscence of climate change or simply a reflection of the changing tides, but today the noise calls out to me as a warning of the times: Take care of me.

I have heard you and I have seen the gloomy signs of a warning nature.
But together we must take care that the beauty of the world is not permanently tarnished by the outpouring of the suspicion of angry seas.

See you tomorrow from another place,

Your Ulf

Friedhof der Kuscheltiere auf Rädern


(Down below in english) Gen Abend, wenn sich die Sonne auch hier langsam mit dicken Kumuluswolken zudeckt, verkriechen auch wir uns manchmal schon recht früh in unseren Jürmann, um eine Runde Backgammon zu spielen.

Moment, noch eben die Mücke da oben zur Strecke bringen. und die dahinter. Warte mal, da ist noch eine. Ich mach wohl besser mal das Räucherstäbchen an.

Baust Du schon auf? Silvana? Ich bin hier draussen beim Fliegennetz und suche noch einen Magneten.

Jetzt aber. Bist Du weiss oder schwarz? Ich bin… Klatsch. Schatz, bitte nicht mit meinem Tagebuch. Tut mir leid, ich hatte Grad nichts anderes zur Hand.

So, oder so ähnlich kann ein gemütlicher Abend bei noch knapp 20 Grad in Griechenland aussehen. Da, wo Platon vom Höhlengleichnis berichtete und Hypokrates seinen alltruistischen Eid für Mediziner formulierte.

Ob er dabei an Mückenstiche gedacht hat, ist nicht überliefert. Für uns besteht jedoch nicht selten die Hilfe am Nächsten im Reichen von Autan und Fenistil Gel.

Und in Notfällen aus Spucke. Aah, das tut gut.

Sollen wir jetzt endlich spielen? Ach ich bin müde, ich muss morgan früh raus die Decke streichen. Allein da überm Kühlschrank kleben schon mindestens 25 Kleintierkadaver.

Dann bis morgen. Autsch.

Euer Ulf

Graveyard of cuddly animals on wheels
In the evenings, when the sun slowly covers itself with thick cumulus clouds, we sometimes crawl into our Jürmann quite early to play a game of backgammon.

Just a moment, let’s hunt down that mosquito up there and the one behind it. Wait a minute, there’s another one. I’d better light the incense.

Are you setting up already? Silvana? I’m out here with the fly net, looking for another magnet. It’ll take a minute.

But now. Are you white or black? I am… Gossip. Honey, please don’t use my diary. Sorry, I didn’t have anything else to hand.

This, or something similar, is what a cosy evening in Greece can look like when it’s still almost 20 degrees. There, where Plato reported on the allegory of the cave and Hypocrates formulated his all-truistic oath for physicians.

Whether he was thinking of mosquito bites is not known. For us, however, it is not uncommon for help to come in the form of Autan and Fenistil gel.

And in emergencies, spit. Hoh, that feels good.

Shall we play now? I’m tired, I have to paint the ceiling tomorrow morning. There are already at least 25 small animal carcasses on the ceiling above the fridge.

See you tomorrow. Ouch.

Your Ulf


Endlich Alltag

(down below in english) Vielleicht hat es der oder die Eine schon gemerkt, dass Silvana und ich es just etwas langsamer angehen lassen. Wir sind ein wenig müde vom Fahren und allem was uns dabei in den letzten Wochen so passiert ist.

Es ist nicht so, dass wir aufhören möchten, sondern nur, dass wir einfach ein wenig das Katastrophenpotential minimieren und durchatmen müssen.

Denn, wer nicht fährt, dem kann auch nicht das Getriebe verrecken und wer steht, fährt in Bodvar keine Parkpfeiler um oder muss tanken gehen. Portemonnaie und Seele sagen danke und Hallo zu einem Alltag unter Palmen.

Maloche 2.0

Aufstehen, duschen Kaffee, machen, wobei ich auf das Duschen auch schon mal gut und gerne verzichten kann. Ich bewege mich ja kaum, also kann ich auch nicht dreckig werden, Männerlogik für Fortgeschrittene eben.

Und was machen wir statt dessen? Wir gammeln uns in einen gemütlichen Alltag, bei dem der Jürmann renoviert und die Reisekasse gefüllt werden kann, zumindest theoretisch, da Griechenland alles andere als günstig ist.

Aber egal, lieber bis 2 Nachts für wenig Geld tippen als an Hängen bangen, dass der Jürmann kapitulieren könnte.

Lieber Andere Camper ertragen als Zollbeamten das Schlafzimmer zeigen, lieber „Polizei Horstmar“ zum Frühstück als Raststättenfraß zu Abend.

Wir sind tief in uns drin halt doch mehr Deutsche als wir dachten und so hat sich Silvana sogar schon einen Wecker eingerichtet und ich eine Affinität für Grundhygiene kultiviert, wer hätte das gedacht?

Ausruhen vom Mücken töten

Aber sobald die Flamingos sich pink gefärbt haben und die Flügel plustern, so zumindest der Plan, werden auch wir den Luftdruck überprüfen, den natürlichen Impuls aufnehmen und uns mit Ihnen auf den Weg Richtung Süden machen. Es muss ja nicht gleich morgen sein.

In diesem Sinne, bleiben Sie faul und freuen Sie sich in etwa 24 Stunden erneut auf Zeilen vom zerstreuten Professor und seiner Frau

Ihr
Ulf Münstermann

Wir freuen uns über jede auch noch so kleine Spende, unter:

https://paypal.me/@Silvana379

Finally everyday life!
Maybe some of you have already noticed that Silvana and I are taking it a bit slower. We are a little tired from driving and everything that has happened to us in the last weeks.

It’s not that we want to stop, it’s just that we want and need to minimize the potential for disaster and take a breath.

After all, if you don’t drive, your transmission can’t die, and if you stand still, you won’t knock over any parking pillars in Bodvar or have to fill up with gas. Wallet and soul say thank you and hello to an everyday life under palm trees.

Get up, take a shower, make coffee, although I can easily do without a shower. I hardly ever move, so I can’t get dirty either, advanced male logic.

And what do we do instead? We bum around in a comfortable everyday life, where the Jürmann can be renovated and the travel fund can be filled, at least theoretically, since Greece is anything but cheap.

But never mind, rather type until 2 in the night for little money than banging on slopes that the Jürmann could capitulate.

Rather camper endure than customs officials show the bedroom, rather „police Horstmar“ for breakfast than roadhouse food in the evening.

Deep down we are just more German than we thought and so Silvana has even set up an alarm clock and I have cultivated an affinity for basic hygiene, who would have thought?

But as soon as the flamingos have turned pink and their wings are fluttering, at least that’s the plan, we too will check the air pressure, pick up the natural impulse and head south with them. It doesn’t have to be tomorrow.

In this sense, stay lazy and look forward in about 24 hours again to lines from the absent-minded professor and his wife

Yours
Ulf Münstermann

Im Kabinett des Dr. Ulfinus

(down below in english) Als ich noch klein war, bekamen wir in der Grundschule regelmäßig Besuch von Zirkus oder Kirmeskindern, die mit ihren Eltern in Heek Station machten.

Für mich war es das Größte, Sascha und Co beim Erzählen ihrer Geschichten aus fremden Ortschaften zu lauschen. Damals wußte ich ja noch nicht, dass Schöppingen oder Dortmund nicht unbedingt das Ende der Welt bedeuteten, von fremden Kulturen ganz zu schweigen.

Aber mich faszinierte dieses Vagabundenleben. Das auf und abbauen des gesamten Hab und Guts, um an ander Stelle erneut auf die Suche nach ein paar Talern zu gehen, die den Lebensunterhalt zu finanzieren haben.

Es schien eine Welt die aus all jenen besteht, was in meiner Welt,wenn, dann nur am Rande Platz hätte. Wenn Sascha aufwachte, dann müsste er Kamele füttern,wo bei uns eine bissigen Wurst named Jenny die Zähne fletschte.

Den ersten Menschen den ich morgens sah,war meine Schwester,mit der mich eine kultivierte Hassliebe verband,während einem im Zirkus echte Akrobaten begegneten.

Was müsste das für ein aufregendes Leben sein,während ich in diesem Kaff festsaß.

Vielleicht liegt hier der Ursprung meines Fernweh begründet. Jedenfalls scheint es mir, als besteht mein ganzes Leben aus Neugierde für Neues und Unbekanntes.

Bereits mit vier, so die Erzählungen meiner Mutter, hab ich mich mutig auf Luftmatratzen in die Nordsee geworfen, bis ich mit Seenotrettungsaktionen aus Fahrrinnen für Containerschiffe gezogen wurde.

Oder ich stapfte auf Mallorca mutig auf irgendein Glas-bottom-boat-boat, dass mich unverhofft auf Rundreisen zu benachbarten Inseln chauffieren, während Mama fassungslos am Strand stand und nur noch mein Winken sehen konnte.

Mit 10 würde mir dann erstmals bewusst,wie schön es ist, ein Zuhause zu haben, denn das Internat auf das ich selbst gehen wollte, wurde ausschließlich ein Ort der Tränen, an dem ich meine Mama vermisste.
Aber da war es wohl schon zu spät für meinen unruhigen Geist, an geregeltem Alltag mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot seine Freude zu finden.

Ich wollte raus in die Welt und wie Silas aus der Fernsehserie in unbekannte Länder reisen. Alles in mir gierte nach mehr, weiter und unbekannter.

Mit 17 fuhr ich dann samt damals bestem Freund erstmals wirklich in unbekannte Kulturen und entdeckte per Bus die türkische Metropole Istanbul. Dieser Schmelztigel aus Minaretten und Millionen von Menschen, von denen mir nicht nur die Sprache unbekannt war, hat mich tief beeindruckt.

Ich konnte nicht Heek oder Münster,wie sich nachträglich herrausstellte. Ja selbst Hamburg, Berlin und München waren zu Deutsch, um für mich langfristig als Heimat in Frage zu kommen.

Wie sehr ich es auch versuchte, ich fühlte mich überall so fremd, wie das das Überall mich als merkwürdige Gestalt nur widerwillig und meist kurzweilig akzeptierte.

Erst im Flieger Richtung Chicago, kalifornischen Clubs mexikanischen Spelunken oder afrikanischen Wüsten, wenn ich für Reiseunternehmen auf Ferieninseln den Unterhaltungscamper spielte, begann meine Seele eine Idee von Frieden zu entdecken.

Aber erst jetzt, da ich mit meiner unfassbar mutigen und großartigen Ehefrau Silvana in unserem kleinen Zirkuswagen Jürmann, in nur acht Wochen bereits zehn Länder bereist habe, verstehe ich, dass dieser unruhige Charakter in meinem Herzen nur die Ferne mit all ihren faszinierenden Eigenschaften wirklich genießen kann, weil ich Zuhause,in Heek,von meiner Mama die Liebe gelernt habe, die ich in und an Unbekanntem so unbeschreiblich schön finde.

Und natürlich, so viel Zeit muss sein, die ich als Vater hoffentlich auch meiner Tochter jeden Tag entgegenbringen. Egal wo sie oder ich uns gerade befinden.

Bis morgen,

Euer Ulf



In the cabinet of Dr. Ulfinus

When I was little, we were regularly visited by circus or fairground children in elementary school, who stopped off in Heek with their parents.

For me it was the greatest thing to listen to Sascha and Co telling their stories from foreign places. At that time, I didn’t know that Schöppingen or Dortmund didn’t necessarily mean the end of the world, not to mention foreign cultures.

But I was fascinated by this vagabond life. The up and dismantling of all the belongings to go elsewhere again in search of a few talers, which have to finance the living.

It seemed a world that consists of all those, what in my world, if, then only at the edge place would have. If Sascha woke up, then he would have to feed camels, where with us a biting sausage named Jenny bared her teeth.

The first person I saw in the morning was my sister, with whom I had a cultivated love-hate relationship, while in the circus real acrobats met.

What an exciting life that must have been while I was stuck in this dump.

Maybe this is the origin of my wanderlust. In any case, it seems to me that my whole life consists of curiosity for new and unknown things.

Already with four, so the narrations of my mother, I threw myself courageously on air mattresses into the North Sea, until I was pulled with sea rescue actions from fairways for container ships.

Or I bravely trudged onto some glass-bottom boat in Mallorca that unexpectedly chauffeured me on round trips to neighboring islands, while Mom stood stunned on the beach and could only see me waving.

At the age of 10 I realized for the first time how nice it is to have a home, because the boarding school I wanted to go to myself became exclusively a place of tears, where I missed my mom.
But by then it was probably too late for my restless spirit to find joy in a regular daily routine with breakfast, lunch and dinner.

I wanted to go out into the world and travel to unknown countries like Silas from the TV series. Everything in me longed for more, further and unknown.

At 17, together with my best friend at the time, I traveled to unknown cultures for the first time and discovered the Turkish metropolis of Istanbul by bus. This melting pot of minarets and millions of people, of whom not only the language was unknown to me, made a deep impression on me.

I could not visit Heek or Münster, as it turned out later. Even Hamburg, Berlin and Munich were too German for me to consider as a long-term home.

No matter how hard I tried, I felt as alien everywhere as the everywhere accepted me as a strange figure only reluctantly and mostly briefly.

Only on the plane to Chicago, Californian clubs, Mexican dives or African deserts, when I played the entertainment camper for travel companies on vacation islands, my soul began to discover an idea of peace.

But only now that I have already traveled to ten countries in just eight weeks with my incredibly brave and great wife Silvana in our little circus wagon Jürmann, I understand that this restless character in my heart can only really enjoy the distance with all its fascinating features, because at home,in Heek,I learned from my mom the love that I find so indescribably beautiful in and around the unknown.

And of course,so much time must be,which I as a father hope to give to my daughter every day. No matter where she or I are at the moment.

See you tomorrow,

Your Ulf

Wir freuen uns über jede noch so kleine Spende,unter:

As time goes by

Es wird Zeit …

(down below in english) Wenn ich in der Früh die Sonne aufgehen sehe und sich im Morgentau die Umgebung abzeichnet, bin ich seit vielen Jahren endlich wieder mit mir im Einklang.

Gewiss, es gibt viele Baustellen im Jürmann, die es noch zu bewältigen gilt, aber ich kann endlich wieder gut schlafen, auch wenn ich des nachts noch regelmäßig von Träumen geweckt werde, die jedoch langsam ihre beängstigende Realität zu verlieren scheinen.

Beim Blick auf die weiten des Meeres, über denen Spatzen ihre ersten Bahnen ziehen, scheint der innere Frieden zum greifen nah und dennoch merke ich tief in mir drinnen, das da noch was fehlt. Irgendwas stört die Eintracht, die schon zum greifen nah scheint. Irgendwas lässt mich immer noch nicht loslassen zu können.

Anfangs dachte ich, das dies die vereinzelten Besucher sind, die hier spazieren gehen oder die wilden Hunde, von denen sich besonders einer wie ein vertrauter Freund oft beim schon liebgewordenen Morgenritual am Strand zu meinen Füßen legt und gemeinsam mit mir die Ruhe genießt.

Aber der Störfaktor liegt in mir, tief vergraben und doch so präsent, dass ich ihn nicht negieren kann. Es sind die Zivilisationsgewohnheiten wie die Zigarette zum Kaffee oder das Bier zum Arbeiten, was mich einfach nicht das Vergangene hinter mir lassen kann.

Deshalb werden wir noch nicht heute diese gemütliche Einöde mit Dusche und sicherem Stellplatz verlassen, sondern erst morgen, denn heute ist es Zeit, sich um die inneren Baustellen und nicht die des Jürmanns zu kümmern.

Beginnen möchte ich mit dem Bier, dem scheinbar harmlosen Tranquilizer, der all abendlich die scheinbaren Sorgen verharmlost und die Einsamkeit ertragen lässt. Denn ich bin nicht einsam, wir sind es nicht und der Job ist trotz miesester Bezahlung das Beste was mir seit Langem passiert ist, denn er lässt mich 3000 Kilometer von der Heimat entfernt täglich die Euros verdienen, die mich weiter zuversichtlich in die Zukunft schauen lassen.

Ich möchte ab heute die Abende, wie die Morgende jetzt genießen, und Forellen beim Springen oder Bäumen beim Wehen lauschen und nicht sanft in Erinnerungen versinken, weil ich mich nicht ertragen kann.

Ab heute ist Klarheit Programm und die Droge der Stunde.

Ab heute soll alles wahrhaftig meine Sinne berühren, auch wenn es weh tut. Denn woher weiß ich, ob es Schmerz ist, der mich quält und nicht vielleicht doch ein unbekanntes Wohlbehagen, was ich einfach nur noch nicht kenne, weil ich es nicht zugelassen habe?

Wir haben uns auf das größte Abenteuer eingelassen und ich hab Angst vor schnöden Träumen?

Wenn ich das Leben neu erfahren will, darf ich nicht an alten Gewohnheiten festhalten. Neue Perspektiven bedürfen ganzheitlicher Bereitschaft sich neu zu erfinden. Schritt für Schritt. Und ab heute werde ich diese Reise beginnen und Braukunst durch Wachsamkeit ersetzen.

Wer weiß, wie viele Eisvögel, die ich grad blau schimmernd über dem Wasser nahe der Flamingos beobachten darf, oder Ziegen, die sich wie gestern gemächlich zufrieden die Abhänge entlang schlenderten, bereits verpasst habe?

Bis morgen,

Euer Ulf

It’s time …

when I see the sun rise in the morning and the surroundings become visible in the morning dew, I am finally in harmony with myself again for many years.

Certainly, there are many construction sites in the Jürmann that still need to be mastered, but I can finally sleep well again, even if I am still regularly awakened at night by dreams that, however, slowly seem to lose their frightening reality.

When I look at the vastness of the sea, above which sparrows are making their first passes, inner peace seems within reach, and yet deep inside I realize that something is still missing. Something disturbs the harmony that seems to be within reach. Something makes me still not be able to let go.

At first I thought that these are the isolated visitors who walk here or the wild dogs, of which especially one like a familiar friend often lays down at my feet during the already dear morning ritual on the beach and enjoys the peace together with me.

But the disturbing factor lies within me, deeply buried and yet so present that I cannot negate it. It is the habits of civilization, such as the cigarette with coffee or the beer with work, which simply cannot make me leave the past behind.

That’s why we won’t leave this cozy wasteland with shower and safe pitch today, but only tomorrow, because today it’s time to take care of the inner construction sites and not those of the Jürmann.

I would like to start with the beer, the seemingly harmless tranquilizer that downplays the apparent worries every evening and lets us endure the loneliness. Because I’m not lonely, we’re not lonely, and the job is the best thing that’s happened to me in a long time, despite the lousiest pay, because it lets me earn the euros every day 3,000 kilometers from home that let me continue to look confidently to the future.

From now on I want to enjoy the evenings, like the mornings now, and listen to trout jumping or trees waving and not gently sink into memories because I can’t stand myself.

From today, clarity is the program and the drug of the hour.

From today, everything should truly touch my senses, even if it hurts. Because how do I know if it is pain that torments me and not perhaps an unknown well-being, which I simply do not know yet, because I have not allowed it?

We have embarked on the greatest adventure and I am afraid of disdainful dreams?

If I want to experience life anew, I must not hold on to old habits. New perspectives require a holistic willingness to reinvent oneself. Step by step. And starting today, I will begin this journey and replace brewing art with vigilance.

Who knows how many kingfishers I may observe just shimmering blue above the water near the flamingos, or goats leisurely strolling contentedly along the slopes as yesterday, have already missed?

Until tomorrow,

Your Ulf

Wir freuen uns über jede noch so kleine Spende,unter:

https://paypal.me/@Silvana379

Und alles bei 35 Grad im Schatten

(down below in english) Helas“! Wir haben es geschafft und unser erstes Fernziel erreicht: Griechenland!

Aber bevor ich Euch vom Peloponnes berichte, darf ich es nicht versäumen, Euch kurz auf die Fahrt durch Albanien mitzunehmen, einem der spannendsten Länder, die ich bisher besuchen durfte.

Für mich ist dieser so unterschätzte Flecken Erde eigentlich zu facettenreich, um in einem kleinen Blog alles zu beschreiben, was dieses Land so einzigartig macht.

Hier treffen wilde Natur, dekadenten Reichtum, größte Armut und ursprünglichste Freundlichkeit so eng aufeinander, wie in Deutschland Sauerkraut und Schweinebraten.

Hier ist nichts, wie es scheint. All die Menschen,  die Albanien den halbseidenen Ruf verpassten, sind so unsichtbar, wie auf Sardinien die Mafia.

Wenn man wie wir die Straßen durchquert, hat man das Gefühl, wie auf Blutbahnen eines Rauchers, Teil eines Systems zu sein, dass keinen Regeln gehorchen dürfte und dennoch funktioniert.

Fussgänger, Maulesel und Radfahrer kreuzen unbekümmert die Autobahnen und Werbung von Heineken und Pepsi auf Bergspitzen irritieren den Blick in wilde und unberührte Berglandschaften wie Palmen in Horstmar.

Man braucht nur eine Ausfahrt zu verpassen und befindet sich plötzlich in Regionen, wo Mütter ihren Kindern auf Straßenrosten eine Mittagsmahlzeit bereiten, wo hundert Meter zuvor noch Luxushotels die Straßenränder säumten.

Wo links der Alltag so hart ist, dass keine Zeit für neidische Blicke  bleibt, weil Überleben alle Kraft fordert, wird auf der anderen Seite ein neues Spielkasino eröffnet.

Orte wie die Hauptstadt Tirana sind umzingelt von dampfenden Feldern, die durch Brandrodung fruchtbar gemacht werden sollen, während an den Kreuzungen Autofahrer aller Couleur ohne sich sprachlich verstehen zu können, untereinander den Verkehr regeln und dabei von Straßenhändlern freundlich auf Schuhware und andere Devotionalien zum Kauf hingewiesen werden.

Die wilden Berghügel die einem dabei unmissverständlich zeigen,wie vergänglich man ist, scheinen dabei stoisch die Bauarbeiten für neue Autobahnen über sich ergehen zu lassen, als wollten sie sagen: Wir haben Zeit.

Albanien ist naher Osten, mitten in Europa, Mituchondrie eines dekadenten Kontinents der glaubt mit Geld alles Leid der Welt kompensieren zu können. Kraftwerk eines Fortschritts das zu beschäftigt mit Wandel ist, der niemals zu enden scheint.

LKWs aus allen Herren Ländern durchpflügen die Wege vergangener Kulturen, als dürfe es morgen keine Spur von gestern mehr geben und dennoch kann man sich nicht sattsehen an Eindrücken, die einem Fernsehen und Internet in Deutschland erfolgreich vorenthalten.

Hier gibt es Gambas für 8 Euro und Hoteldoppelzimmer für 20, obwohl sie ein Vielfaches wert wären und ihre Gastgeber es verdienten.

Und dennoch: Wo in Mitteleuropa Zivilisationsprobleme wie Staus jedes Lächeln im Keim ersticken, wird man hier mit einer Freundlichkeit empfangen, die ihres Gleichen sucht. Zuhause fluchte ich über Tedi, wo man hier über die Normalität von ständigen Stromausfällen nur müde lächeln kann, in einem Mercedes aus Stuttgart auf Straßen im Nirgendwo.

Bis morgen und danke für Euer Interesse und ggf. Eure Unterstützung,

Silvana und Ulf

And all at 35 degrees in the shade

„Helas!“ We have made it and reached our first distant destination: Greece!

But before I tell you about the Peloponnese, I can not miss to take you briefly on the trip through Albania, one of the most exciting countries that I was allowed to visit so far.

For me, this so underestimated corner of the world is actually too multifaceted to describe in a small blog everything that makes this country so unique.

Here, wild nature, decadent wealth, the greatest poverty and the most original friendliness meet as closely as sauerkraut and roast pork in Germany.

Here, nothing is as it seems. All the people who gave Albania its semi-seedy reputation are as invisible as the Mafia is in Sardinia.

When you walk the streets like we did, you have the feeling, as if on bloodlines of a smoker, of being part of a system that should not obey any rules and yet works.

Pedestrians, mules and cyclists cross the highways without a care in the world and advertisements of Heineken and Pepsi on mountain tops irritate the view into wild and untouched mountain landscapes like palm trees in Horstmar.

One need only miss an exit and suddenly find oneself in regions where mothers prepare a midday meal for their children on street grates, where a hundred meters earlier luxury hotels lined the roadsides.

Where on the left everyday life is so hard that there is no time for envious glances because survival demands all one’s strength, a new casino is opened on the other side.

Places like the capital Tirana are surrounded by steaming fields that are to be made fertile by slash-and-burn cultivation, while at the intersections drivers of all stripes, without being able to understand each other linguistically, regulate the traffic among themselves, while street vendors kindly point out shoe merchandise and other devotional objects for sale.

The wild mountain hills that show you unmistakably how transient you are, seem to stoically let the construction work for new highways pass over them, as if they wanted to say: We have time.

Albania is the Middle East, in the middle of Europe, the mituchondria of a decadent continent that believes it can compensate for all the suffering in the world with money. Powerhouse of a progress that is too busy with change that never seems to end.

Trucks from all over the world plow through the paths of past cultures, as if there should be no trace of yesterday tomorrow, and yet you can’t get enough of impressions that television and the Internet in Germany successfully deny you.

Here, you can buy gambas for 8 euros and hotel double rooms for 20, although they would be worth many times that and their hosts would deserve it.

And yet, where in Central Europe civilization problems like traffic jams nip every smile in the bud, here you are received with a friendliness that is second to none. At home, I cursed Tedi, where here one can only smile wearily at the normality of constant power outages, in a Mercedes from Stuttgart on roads in nowhere.

Until tomorrow and thank you for your interest and possibly your support,

Silvana and Ulf

Wir freuen uns über jede noch so kleine Spende,unter:

https://paypal.me/@Silvana379

https://paypal.me/@Silvana379

Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs (Blues Brothers)

(down below in english)

Aufgewacht in einem kleinen Appartment in Lezhe, geht es uns den Umständen entsprechend gut. Warum Hotel? Weil schon wieder der Jürmann Probleme macht. Es ist ein bisschen wie einem nervigen Verwandten, den man nicht aus dem Herzen verbannen kann, ganz nach dem Motto: Ich hab Dich trotzdem lieb.

Aber ich will mich an dieser Stelle nicht in Nörgeleien verlieren, denn,wie so oft,hatten wir wohl wieder Glück im Unglück. Auf der Straße Richtung Griechenland klang der Motor irgendwie komisch, wie der Leihe so gern sagt und wir könnten das Problem trotz all unseres Halbwissens nicht lösen.

Eigentlich waren wir schon im Begriff, es einfach zu versuchen, da die Geräusche nur bei hohen Drehzahlen zu hören waren, aber irgendwie nötigte mir die Vernunft doch spontan ein Anliegen zu einer kleinen Werkstatt irgendwo am Straßenrand in den Bergen Albaniens ab.

Das war weiss Gott nicht meine schlechteste Idee, denn Anton, der Besitzer in etwa meinem Alter, war sofort (und das meine ich genauso) bereit, sich den Wagen und Motorraum an.

Seine und die Diagnose seines Kollegen war nicht Hoffnung spendend, er befürchtet einen Defekt am Turbo, was wirklich eine noch größere Katastrophe wäre als das Getriebe.

Anton beruhigte uns aber dergestalt vorerst, in dem er vorschlug bei sich zu übernachten und sich heute des Problems in Ruhe zu widmen.
Als routinierte Problemrocker hatten wir jedoch schon diese hübsche Bleibe in der wir grad erwachen für 20 Euro die Nacht gebucht, weshalb er uns vorab  „nur“ hierhin brachte, ebenfalls kostenlos.

Auf der Fahrt stellte sich dann raus, dass er ähnlich wie ich Philosophie, aber dazu Psychologie, Biologie und Theologie studierte, ihn das aber wohl auch nicht befriedigte, weshalb er jetzt die kleine Werkstatt betreibt.
Erinnert ihr Euch übrigens an den heiligen Augustinus,von dem ich Euch aus Bosnien und Padua erzählte, klar, das war Antons Hauptfach.

Before, when our world was promlemless @Tonis Monte Restaurant, another nice Guy, for delicious Gambas 8 Eure 8

Jetzt versucht er alles, um den Jürmann für 300 bis 400 Euro zu retten, und wenn das länger dauert, schlafen wir bei ihm.

Was sagt man dazu?

Danke ist einem da schon peinlich.

Bis morgen.

Euer Ulf

Natürlich wäre liken oder Kommentieren wie immer großartig und spenden phantastisch, aber wir wollen ja nicht dreist erscheinen, als alles kein Muss!

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=pfbid02LsBoa3zFaYQA51SaEz1zARB947v6bK5f31JNrJxX59PSgeYoYAcM4RdQ4dsF4MQnl&id=100089273050066

We are on a mission from the Lord
(Blues Brothers)

Greetings from the country of the most helpful people in the world: Albania!

Waking up in a small apartment in Lezhe, we are doing well under the circumstances. Why hotel? Because again the Jürmann makes problems. It’s a bit like an annoying relative that you can’t banish from your heart, just like the motto: I love you anyway.

But I don’t want to lose myself in nagging at this point, because, as is often the case, we were lucky again. On the road towards Greece, the engine somehow sounded funny, as the loaner likes to say, and we could not solve the problem despite all our half-knowledge.

Actually, we were already about to try it simply, because the noises were only heard at high speeds, but somehow with the reason but spontaneously a request to a small workshop somewhere on the roadside in the mountains of Albania from.

This was God knows not my worst idea, because Anton, the owner at about my age, was immediately (and I mean the same) ready to look at the car and engine compartment.

His and his colleague’s diagnosis were not hopeful, he feared a defect in the turbo, which would really be an even bigger disaster than the transmission.

Anton calmed us down for the time being by suggesting to spend the night at his place and to deal with the problem in peace today.


As experienced problem rockers, however, we had already booked this nice place in which we just wake up for 20 euros a night, which is why he „only“ brought us here in advance, also free of charge.

On the way it turned out that he studied philosophy similar to me, but also psychology, biology and theology, but that probably did not satisfy him, which is why he now runs the small workshop.
Do you remember, by the way, st. Augustinus, about whom I told you from Bosnia and Padua, of course, that was Anton’s main subject.

Now he tries everything to save the Jürmann for 300 to 400 euros, and if that takes longer, we sleep with him.

What do you say?

Thank you is already embarrassing there.

See you tomorrow.
Yours Ulf