„I wish you a safe Journey“

(Down below in english) Obwohl wir von vorne herein davon ausgingen, dass wir in den Süden fahren, um im Warmen zu überwintern, haben wir uns wohl mit keiner Sache mehr beschäftigt als mit der Heizung.

Im Mai, als sich alle auf und über den Frühling mit seiner Wärme freuten, hockten wir bereits vorm Rechner und planten den Winter.

Schnell wurde klar, dass wir uns eine Webasto oder ein anderes Markenheizgerät nicht leisten können, denn 1200 Euro war ein wenig zu viel für unser Budget, weshalb wir uns in der digitalen China Mall umschauten und uns für ein 400 Euro Gerät entschieden, dass es auch für einhundert gab. Aber wir legten Wert auf das europäische Prüfsiegel, denn wir rechneten noch mit einer Wohnmobilabnahme beim TüV (technischer Überwachungsverein).

Im Juli war dann auch unsere viel zu starke Heizung schon da. Wir hatten also genug Zeit, uns mit dem Tankausbau zu beschäftigen, denn im Renault Master muss dieser im Gegensatz zum Ducato von Fiat komplett ausgebaut werden, um ein Loch für den Tanknehmer himeinzubohren.

Man kann sagen, dass uns durchaus Furcht umfing, denn wir hatten keinerlei Ahnung von Autos. Aber wir schaffen es, trotz aller Hindernisse über die Benzinpumpe im Motorraum dank YouTube 40 Liter Sprit abzupumpen, holten den richtigen Bohrer aus Bremen, bestellten Auffahrrampen erst in rot und dann in blau und machten uns an das Dieselreservoir.

Abpumpen, Schrauben lösen, Elektrik abstecken, Loch bohren, Tanknehmer einsetzen, alles wieder befestigen und Kabel sowie Schläuche verlegen. Dann nur noch ein Loch in den Unterboden sägen, Heizung mit dazugekauften Flunch befestigen, Knopf drücken und „start heating“ wie unsere jetzige Standheizung sagen würde.

Geiel, wir hatten erst Mitte August und die Heizung lief. Wir hatten also noch genug Zeit, um die andere Hälfte des Ausbaus nicht fertig zu bekommen und vom Tüv zu hören “ das Abgasrohr muss an eine andere Stelle und Ach ja, neue Bremsen brauchen Sie auch“.

Gut, dass wir die „billige“ Heizung nahmen, denn das „Ach ja“ belief sich auf knapp 2000 Euro.

Aber wir wollten los, koste es was es wolle im wahrsten Sinne des Wortes und schafften es auch, am1. September unsere erste Nacht samt Heizung im Jürmann zu verbringen. Eine Hochzeitsnacht wie im Bilderbuch von „Guck mal wer da hämmert“.

Alles lief super, bis auf unzählige Kleinigkeiten wie Batterie Parallelschaltung und so versteht sich; bis Venedig, da erklang leider nicht mal mehr ein „Stop heating“, von einem „I whish you a safe Journey“ ganz zu schweigen.

Aber es war ja noch warm, wahrscheinlich müsste nur eine Kleinigkeit ausgetauscht werden und schon würde alles wieder funktionieren. Also weiter, nach Dubrovnik, Kupplung wechseln, Albanien, Turbo reparieren und nach Igoumenitsa Peter (english) aus Stockholm begegnen, der uns bei all den technischen Problemen helfen sollte, bzw. Wollte.

Ja, er zeigte Silvana, was wir alles noch zu machen und zu kaufen hatten. Seine Lieblingsworte waren „ihr braucht noch: neue Kabelverbindungen für den Dizzydizzy Booster (B2B Ladebooster), einen Shunt und neue Klemmen, ein Ladegerät für die Lithiumakkus, eines für den Rechner und, Ach ja, eine neue Heizung, die Pumpe ist kaputt. Für 250 könnt ihr meine Reserveheizung haben, aber die Pumpe müsst ihr bestellen“.

Vier Wochen später war alles fertig, bis auf die Heizung. Aber es war ja erst Mitte November. „
„Wir haben ja noch Zeit.“

Kurze Zeit später könnten aber weder Silvana noch ich, geschweige denn unser Geldbeutel Peter länger ertragen, denn wenn es dunkel wurde und vor lauter Aktionismus nichts mehr lief, musste Peter ins Bett und wünschte uns bei Kerzenschein einen romantischen Abend.

Also katapultierten wir uns mitten in der Nacht mit Hilfe eines österreichischen Rentners aus einer Kiesgrube an einem dieser Traumstrände, kletterten locker 30 Prozent Steigung hoch und rasten auf einem Campingplatz in der Nähe, wo es so geschäftig war, dass Silvana unmöglich arbeiten konnte.

Auf in die Einöde, Heizung und Shunt einbauen und fertig, endlich Weihnachten. Es sollte auch erst in der kommenden Nacht richtig kalt werden.

Und jetzt sitzen wir im Paradies, Anfang Januar, die Heizung von IKEA spricht Russisch, finnisch, Englisch und Chinesisch, aber zum Anspringen braucht sie oft mehr als einen Anlauf. Für Sibirien werden wir uns wohl doch ein Markengerät anschaffen. Aber solange genießen wir hier die schönsten Sonnenaufgang und Untergänge, die wir je erlebt haben.

Oder wie unsere Heizung sagen würde “ I Wish you a safe Journey“.

Bis morgen,

Euer Ulf

„I Wish you a safe journey“

Although we assumed from the outset that we would be heading south to spend the winter in the warmth, there was probably nothing we were more concerned with than the heating.

In May, when everyone was looking forward to spring and its warmth, we were already sitting in front of the computer planning the winter.

It quickly became clear that we couldn’t afford a Webasto or other brand heater, because 1200 euros was a little too much for our budget, which is why we looked around the digital China Mall and decided on a 400 euro device that was also available for a hundred. But we attached great importance to the European seal of approval, as we were still expecting a motorhome inspection by the TüV (technical inspection association).

Our far too powerful heating system arrived in July. So we had enough time to deal with the tank removal, because in the Renault Master, unlike the Fiat Ducato, it has to be completely removed in order to drill a hole for the tank holder.

It’s fair to say that we were quite frightened, as we knew nothing about cars. But despite all the obstacles, we managed to pump out 40 liters of fuel via the fuel pump in the engine compartment thanks to YouTube, got the right drill from Bremen, ordered drive-on ramps first in red and then in blue and got to work on the diesel reservoir.

Pumping out, loosening the screws, disconnecting the electrics, drilling the hole, inserting the tank holder, reattaching everything and laying the cables and hoses. Then just saw a hole in the underbody, attach the heater with the flunch we had bought, press the button and „start heating“ as our current parking heater would say.

Great, it was only mid-August and the heating was running. So we still had enough time not to finish the other half of the conversion and to hear from the TÜV „the exhaust pipe has to be moved to another place and oh yes, you need new brakes too“.

It’s a good thing we took the „cheap“ heater, because the „oh yes“ amounted to just under 2000 euros.

But we wanted to get going, no matter what the cost, in the truest sense of the word, and managed to spend our first night in the Jürmann, complete with heating, on September 1st. A wedding night like in the picture book of Tim Allan.

Everything went great, except for countless little things like the battery parallel connection and so on; until Venice, when unfortunately not even a „stop heating“ was heard, not to mention a „I wish you a safe journey“.

But it was still warm, probably just a little something would have to be replaced and everything would work again. So on to Dubrovnik, change the clutch, Albania, repair the turbo and after Igoumenitsa we met Peter (English) from Stockholm, who was supposed to help us with all the technical problems, or wanted to.

Yes, he showed Silvana what we still had to do and buy. His favorite words were „you still need: new cable connections for the Dizzydizzy Booster (B2B charging booster), a shunt and new terminals, a charger for the lithium batteries, one for the computer and, oh yes, a new heater, the pump is broken. You can have my one in reserve for 250, but you have to order the pump“.

Four weeks later, everything was ready except for the heater. But it was only mid-November. „
„We still have time.“

A short time later, however, neither Silvana nor I, let alone our wallets, could put up with Peter any longer, because when it got dark and nothing was working because of all the action, Peter had to go to bed and wished us a romantic evening by candlelight.

So in the middle of the night, with the help of an Austrian pensioner, we catapulted ourselves out of a gravel pit on one of those dream beaches, climbed up a 30 percent incline with ease and raced to a campsite nearby, where it was so busy that Silvana couldn’t possibly work.

Off to the wasteland, install the heating and shunt and that’s it, Christmas at last. It wasn’t supposed to get really cold until the following night.

And now we’re sitting in paradise, at the beginning of January, the IKEA heater speaks Russian, Finnish, Chinese and English, but it often takes more than one attempt to start up. We’ll probably buy a branded appliance for Siberia after all. But in the meantime, we enjoy the most beautiful sunrises and sunsets we’ve ever seen.

Or as our heater would say, „I Wish you a save Journey“.

See you tomorrow,

Your Ulf

12000 Kilometer bis Marokko

(Down below in english) Gestern haben Silvana und ich seit Langem mal wieder genauer über unsere Reisepläne und Ziele gesprochen und vor allem darüber, was realisierbar wäre, denn die politische Lage in der Welt scheint fragiler wie lange nicht mehr und unsere finanziellen Mittel sind ja auch begrenzt.

Aber Zeit haben wir genug. Wohin also, wenn man 1000 Kilometer pro Monat zu Verfügung hat, die Welt brennt und man neben neuen Zielen auch neue Freunde, alte Bekannte und vor allem seine Tochter endlich mal wieder sehen möchte?

Unsere Challenge besteht also darin, zwischen jetzt und Dezember nach Marokko zu kommen und dabei wenigstens noch zwei kurze Stops in Deutschland zu machen, denn Peter dürfen wir auch auf keinen Fall vergessen.

Aber während wir überlegten, ob wir von Griechenland im Frühjahr, nach einem Abstecher in Istanbul und vielleicht Izmir mit der Fähre nach Italien und von dort hoch nach Deutschland fahren, tauchte eine andere Friktion auf. Denn gewiss, sind wir jetzt Recht einsam unterwegs, aber im Sommer wird das anders sein, egal ob Italien, Schweiz, Spanien oder Portugal, uns erwarten Blechlawinen und Menschenmassen, eine Tatsache, die wir unbedingt vermeiden wollen.

Also fahren wir gegen den Strom, über Länder, die auch spannend aber zumindest anfangs weniger Meer bereit halten. Aber wie sagte eine Kommentatorin vor Kurzem so schön: Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr.

Unser Plan ist also derzeit, man weiss ja nie genau was passiert, erst zu Irina und Mareike zu fahren, Vorhänge nähen und wenigstens kurz in einer richtigen Ferienwohnung zu duschen. Dann weiter nach Athen und im Anschluss zurück nach Mythika, Jannis, den Waschsalon-Besitzer besuchen, mit dem wir seit Monaten in engem Kontakt stehen und den wir, wenn wir erst Mal in Marokko sind, auch so schnell nicht wieder sehen.

Von ihm dann weiter nach Thessaloniki, um im Anschluss den Bosporus zumindest zu berühren, indem wir Istanbul ansteuern. Wenn Zeit, Geld und Erdogan es erlauben, wäre dann Izmir das nächste Ziel, um dann, wir denken, es ist dann Mai, über Bulgarien und Rumänien Ungarn erreichen, wo Oliver uns am Balaton erwartet. Dann nach Österreich, denn Wien muss man gesehen haben und weiter über Prag ins Münsterland. Endlich Zoé wieder sehen und unsere Mamas in den Arm nehmen.

Jetzt ein kleiner Schlenker nach Schleswig-Holtstein wo Peter und Birte wohnen. Hier wollen wir auch kurz wieder Seeluft schnuppern, damit wir den Weg über Paris und Südfrankreich nach Barcelona ohne Wasser ertragen.

Wahrscheinlich ist es dann schon wieder September oder Oktober und wir erreichen Valencia, wo wir Tipps von meiner Tochter prüfen, die schon einmal da war.

Das Ende von 2024 wird dann von der Meerenge in Gibraltar geprägt und von Marokko. Casablanca, Marakesh und überhaupt: Afrika.

Mal schauen, ob das alles so klappt.

Und, was denkt Ihr?

Bis morgen,

Euer Ulf

P.s. Natürlich werden wir meinen Freund Max in Köln auf keinen Fall vergessen.


12000 kilometers to Morocco

Yesterday, Silvana and I talked about our travel plans and destinations in more detail for the first time in a long time and, above all, about what would be feasible, as the political situation in the world seems more fragile than it has been for a long time and our financial resources are also limited.

But we have enough time. So where to go when you have 1000 kilometers per month at your disposal, the world is burning and you want to see new friends, old acquaintances and, above all, your daughter again?

So our challenge is to get to Morocco between now and December and make at least two short stops in Germany, because we can’t forget Peter either.

But while we were thinking about whether to take the ferry from Greece to Italy in the spring, after a detour to Istanbul and perhaps Izmir, and from there up to Germany, another friction arose. For sure, we are quite lonely on the road now, but in summer it will be different, whether it’s Italy, Switzerland, Spain or Portugal, we can expect avalanches of cars and crowds of people, a fact that we want to avoid at all costs.

So we go against the flow, via countries that are also exciting but have less sea, at least initially. But as one comment recently said so beautifully: „If I love the lake, I don’t need the sea anymore.

So our plan at the moment – you never know what will happen – is to first go to Irina and Mareike, sew curtains and at least have a quick shower in a real vacation apartment. Then on to Athens and then back to Mythika to visit Jannis, the launderette owner, with whom we’ve been in close contact for months and who we won’t be seeing again any time soon once we’re in Morocco.

From there we will continue on to Thessaloniki and then at least touch the Bosporus by heading for Istanbul. If time, money and Erdogan allow it, Izmir would be the next destination and then, we think it will be May, via Bulgaria and Romania to Hungary, where Oliver is waiting for us at Lake Balaton. Then to Austria, because Vienna is a must-see, and on via Prague to Münsterland. Finally seeing Zoé again and hugging our moms.

Now a little detour to Schleswig-Holstein where Peter and Birte live. We want to get a quick breath of sea air here so that we can endure the journey via Paris and southern France to Barcelona without water.

It will probably be September or October again and we will reach Valencia, where we will check tips from my daughter, who has been there before.

The end of 2024 will then be dominated by the Strait of Gibraltar and Morocco. Casablanca, Marakesh and Africa in general.

Let’s see if it all works out.

So, what do you think?

See you tomorrow,

Your Ulf

P.s. Of course we won’t forget my friend Max in Cologne under any circumstances

Guten Morgen Fernweh

(down below in english) Auch hier in Griechenland ist es morgens um sieben noch dunkel und es fällt mir schwer, mit den Augen dem Wecker zu gehorchen.

Aber heute war es anders als sonst. Denn kaum war der müde Körper in der Vertikalen, spürte ich ein Kribbeln am ganzen Leib. Ich war nicht nervös wegen des Unterrichts gleich, sondern fühlte und fühle mich aus anderen Gründen wie ein Jockey auf seinem Pferd im Stall.

Ich will wieder los. Dem Jürmann die Sporen geben und weiter auf unseren einhundert Pferdestärken Richtung Sonnenaufgang reiten.

Leider ist aber das Geld noch nicht da, weshalb ich noch einige Tage mit den Hufen scharren muss, bis sich plötzlich die Tore öffnen und Silvana und ich wieder im Galopp und mit offenem Blick der Sehnsucht folgen können.

Neues erleben. Grenzen ausreizen und über uns hinauswachsen, so wie am 1. September, als wir um diese Zeit in unsere Hochzeitsjacken schlüpften, um nach „Ja“-Wort und Suppe, das Cockpit des Renault Masters zu besetzen um dem Fernweh nachzugeben.

Jetzt ist es wieder soweit, die Comfort-Zone zu verlassen. Die Abläufe sind routiniert, die Einnahmequellen gesucht und das Schürfen der Goldnuggets kein Experiment mit ungewissem Ausgang, sondern eingeübtes Handwerk, das nicht mehr die volle Aufmerksamkeit des Tages fordert.

Wie Windhunde strecken wir die Nasen in den Wind und riechen den falschen Hasen. Wir ahnen, dass es nicht unbedingt besser werden muss, aber spannender, lebendiger werden darf.

Irina wartet mit ihrer Tochter auf Silvanas Vorhänge und Athen, Tessaloniki und Istanbul erwarten uns.

Ja, ähnlich wie im September umschleicht und auch ein wenig die Furcht vor dem Ungewissen, aber die Sehnsucht ist größer.

Ich weiss nicht, wie ich es aushalten soll zu warten, bis es endlich wieder los geht, aber bin mir sicher, dass ich diesmal ein angenehmer Passagier im Wartesaal des Lebens bin, denn jetzt hab ich ja meinen inneren Frieden gefunden, oder zumindest eine Ahnung davon bekommen, dass auch ich diese Kraftquelle in mir trage.

Aber vorher ein bisschen Grammatik, denn das Gold zum Reisen muss immer noch selbst geborgen werden.

Bis morgen,

Euer Ulf

Good morning wanderlust
Even here in Greece, it’s still dark at seven in the morning and I find it hard to keep my eyes open to the alarm clock.

But today was different than usual. As soon as my tired body was in a vertical position, I felt a tingling sensation all over my body. I wasn’t nervous about the lesson, but felt and still feel like a jockey on his horse in the stable for other reasons.

I want to get going again. Give Jürmann the spurs and ride on towards the sunrise on our one hundred horsepower.

Unfortunately, the money isn’t there yet, which is why I have to drag my feet for a few more days until the gates suddenly open and Silvana and I can gallop off again and follow our longing with open eyes.

Experience new things. Pushing our limits and surpassing ourselves, just like on September 1st, when we slipped into our wedding jackets at this time of year and, after saying „I do“ and having soup, occupied the cockpit of the Renault Master to give in to our wanderlust.

Now it’s time to leave the comfort zone again. The procedures are routine, the sources of income are sought and the digging for gold nuggets is no longer an experiment with an uncertain outcome, but a practiced craft that no longer demands the full attention of the day.

Like greyhounds, we stick our noses into the wind and smell the wrong hare. We sense that it doesn’t necessarily have to get better, but it must become more exciting, more lively.

Irina is waiting with her daughter for Silvana’s curtains and Athens, Tessaloniki and Istanbul await us.

Yes, just like in September, a little fear of the unknown creeps around us, but the longing is greater.

I don’t know how I’m going to cope with waiting until we finally set off again, but I’m sure that this time I’ll be a pleasant passenger in the waiting room of life, because now I’ve found my inner peace, or at least got an inkling that I too have this source of strength within me.

But first a bit of grammar, because the gold for traveling still has to be found by yourself.

See you tomorrow,

Your Ulf

Ein bisschen Kalamata für Euch alle

(down below in english) Die Glut unseres Feuers der letzten Nacht glimmt noch, als die Füsse des kleinen Münstermanns heute verschlafen den ersten Schritt nach draussen wagen.

Endlich hat die Sonne es wieder geschafft, sich gegen ihre schlecht gelaunten grauen Brüder durchzusetzen.

Mir wird warm ums Herz und mein ganzes Gesicht strahlt vor Freude über ihren Besuch mit ihr um die Wette. Wir scheinen beide ausgeschlafen zu sein und besonders ihr Gesicht ist dabei so ansteckend fröhlich, dass die Hunde am Strand vor Glück einen Schaukampf zelebrieren.

Frohes Neues Jahr Wellen, Berge, Griechenland und du, meine Welt und unsere Heimat. Ich hoffe, dass diese unfassbare Schönheit und besinnliche Eintracht von krähendem Hahn und vereinzelt noch lachenden Coyoten uns Lust auf Frieden macht.

Ich wünsche mir, dass jeder wütende Gedanke und jede Sorge sich im sandigen Boden vor mir verkriecht und sich ein Stück vom Glück dieser selbstzufrieden Region abschneidet.

Denn hier ist es nicht nur tagsüber und am Strand schön. Kalamata scheint der zufriedenstellendste Ort der Welt zu sein.

Als wir gestern Abend die Silvesterstimmung und Neujahrseuphorie inhalieren wollten, durften wir uns erneut davon überzeugen. Die Stadt war beleuchtet wie in einem Disneyfilm und die Menschen lächelten, als ob sie noch nie traurig waren. Alle, wirklich alle strahlten.

Ballonverkäufer tanzten zur Musik aus den Clubs wie die Fahrerinnen und Fahrer im Stau, sodass sie jede Eile vergaßen und aus hunderten von Blechkarossen kein einziges Hupen zu hören war.

Wir sahen Omas mit Rehntierhörnern auf dem Kopf neben Fussballspielenden Jungs und rappenden Künstlern, aber keinen einzigen Menschen der mit Bierdose in der Hand sein Elend in die Welt gröhlte.

Als die Nudelverkäuferin den Laden schloss und verspäteten Gästen sagen musste, dass sie jetzt schließen, wünschte man ihr dennoch ein frohes neues Jahr, statt die Pest an den Hals. Und über allem lag ein wahrhaftiger Geist der Weihnacht, wie ich wir ihn noch nie erlebten.

Was man hier anders macht? Wir glauben, dass man sich hier einfach mehr sein lässt was man ist und nicht ständig darauf bedacht ist, nach dem panoptischen Prinzip von Focault die Ordnung zu erhalten.

Hier stöhnte man nicht über spielende Kinder auf den Gehwegen oder Mopedfahrer ohne Helm, hier lebt man Carpe Diem und entschuldigt sich, wenn man dabei versehentlich in den Weg eines Unbekannten gerät.

Hier will man einfach, dass alles bleibt wie es ist, ohne omnipräsente Polizei, verletzte Egos und zelebrierter Standesunterschiede.

In und um Kalamata setzt man sich auf eine Bank oder an den Strand und lässt sich von guter Laune anstecken statt provozieren.

Und hier zieht es grad wieder zu, sodass ich jetzt schließe und mir einen warmen Pullover hole. So einfach kann man in Kalamata glücklich sein.

Bis morgen,

Euer Ulf

A little Kalamata for you all
The embers of our fire from last night are still smouldering as little Münstermann’s feet sleepily take their first step outside today.

At last, the sun has managed to prevail against its bad-tempered gray brothers.

It warms my heart and my whole face beams with joy at her visit. We both seem to have had a good night’s sleep and her face in particular is so infectiously cheerful that the dogs on the beach are celebrating an exhibition match of happiness.

Happy New Year waves, mountains, Greece and you, my world and our home. I hope that this incomprehensible beauty and contemplative harmony of crowing roosters and the occasional laughing hyena will make us long for peace.

I hope that every angry thought and every worry buries itself in the sandy soil in front of me and cuts off a piece of the happiness of this self-satisfied region.

Because it’s not just beautiful here during the day and on the beach. Kalamata seems to be the most satisfying place in the world.

Last night, when we wanted to soak up the New Year’s Eve atmosphere and New Year’s euphoria, we were able to experience it for ourselves once again. The city was lit up like a Disney movie and people were smiling as if they had never been sad. Everyone, really everyone, was beaming.

Balloon sellers danced to the music from the clubs just like the drivers in the traffic jam, so that they forgot to hurry and not a single honk could be heard from hundreds of metal cars.

We saw grannies with horns on their heads next to boys playing football and artists rapping, but not a single person with a beer can in their hand shouting their misery to the world.

When the pasta vendor closed the store and had to tell late customers that they were closing now, they still wished her a happy new year instead of the plague. And above all, there was a true spirit of Christmas that I have never experienced before.

What do we do differently here? We believe that people here simply let themselves be what they are and are not constantly concerned with maintaining order according to Focault’s panoptic principle.

Here you don’t moan about children playing on the sidewalks or moped riders without helmets, here you live Carpe Diem and apologize if you accidentally run into the path of a stranger.

Here, people simply want everything to stay as it is, without the omnipresent police, bruised egos and celebrated differences in status.

In and around Kalamata, people sit down on a bench or on the beach and let their good mood infect them instead of provoking them.

And it’s just getting cloudy here again, so I close up and grab a warm sweater. It’s that easy to be happy in Kalamata.

See you tomorrow,

Your Ulf