Von Adolf und Eva

(Down below in english) Jeden Morgen das Gleiche: Aufstehen, Kaffeewasser anstellen und ab an den Strand. Ja, selbst das Leben im Van hat seine Schattenseiten; nur gut, dass sie hier nie vor einem liegen, denn die Sonne geht in Kalamata immer rechts von uns unter.

Es tut mir leid, heute gab es Clown statt Müsli zum Frühstück. Silvana ist auch schon genervt. Also hab ich mich ans Wasser verzogen, lausche dem Rauschen und genieße die Wärme auf der Haut.

Aber zugegeben, ein bisschen vermisse ich das tägliche Echauffieren über Gott und die Welt schon. Kein Hupen, kein Motzen, kein Regen, also auch kein Aufregen (Tusch) und keine schlechten Nachrichten.

Nicht einmal die deutsche Garantie für Gestöhne, der Wetterbericht, ist hier ein Grund zur Klage. Wer weiss, vielleicht hat Eva nur deshalb zum Apfel am Baum der Erkenntnis im Paradies gegriffen, weil ihr langweilig war?!

Ja, Langeweile ist etwas das man ertragen lernen muss, denn während einer langen Weile können einem viele Gedanken durch den Kopf gehen, Gedanken wie dieser „kommt Eile von Weile oder umgekehrt?“

Konnte also der (Er-)Finder von Eile das Tempo nicht mehr ertragen oder der von Weile die Langsamkeit?

Und was hat diese Weile mit dem Kausaladverberbial „weil“ zu tun? Der Philosoph muss an dieser Stelle unweigerlich an Hegel denken, der 1820 postulierte „Wesen kommt von gewesen“; großartiger Gedanke, oder?

Aber Adam und Eva kannten kein Hegel, also konnten sie auch in mutmaßlich mehr als nur einer langen Weile nicht über ihn nachdenken.

Schaut man übrigens in die Bedeutung des Wortes Langeweile, stößt man auf „nichts zu tun haben“, oder „ohne Aufgabe sein“. Aber wenn man es mal ganz genau nimmt, hat man in Momenten der „Langeweile“nicht vielleicht die schwerste Aufgabe von allen zu bewältigen: Sich selbst ertragen lernen?

Ich denke einfach Mal darüber vor, denn ich habe es ja noch nicht getan, also würde „nachdenken“ ja keinen Sinn ergeben, was auch schon wieder sinnlos ist, denn entweder hat etwas Sinn, um nicht zu sagen ist sinnig, oder nicht, Selbst „Unsinn“, wäre ja schon falsch, weil „Un“ ja eine Vorsilbe als Negation ist und das würde ja das Gegenteil eines Sinns sein, also ein anderer.

Wie schön, dass ich endlich für solche Fragen mehr als nur eine lange Weile Zeit habe und gut, dass es hier keinen Baum der Erkenntnis gibt, denn wenn ich die Antwort von ihm erführe, was würde ich dann mit dem Rest meiner Zeit machen? Mich wahrscheinlich darüber aufregen, dass ich nichts zu tun habe, also darüber, dass ich mit meiner Langeweile nichts anfangen könnte, also mit mir.

Bis morgen,

Euer Ulf (Adolf)

From Adolf and Eva
The same thing every morning: Get up, turn on the coffee water and off to the beach. Yes, even life in a van has its downsides; it’s just a good thing they’re never in front of you here, because the sun always sets to our right in Kalamata.

I’m sorry, today we had clown instead of muesli for breakfast. Silvana is already annoyed too. So I’ve moved to the water, listen to the sound and enjoy the warmth on my skin.

But admittedly, I do miss the daily echoes about God and the world a little. No honking, no grumbling, no rain, therefore no excitement (Tusch) and no bad news.

Not even the German guarantee for moaning, the weather report, is a reason to complain here. Who knows, maybe Eve only reached for the apple on the tree of knowledge in paradise because she was bored!

Yes, boredom (German: Long while) is something you have to learn to endure, because during a long while many thoughts can run through your head, thoughts like this „does hurry come from while or vice versa?“

So could the finder of haste no longer bear the speed or the finder of while the slowness?

And what does this while have to do with the causal adverbial „because“? At this point, the philosopher must inevitably think of Hegel, who postulated in 1820 that „being comes from having been“; great thought, isn’t it?

But Adam and Eve didn’t know Hegel, so presumably they couldn’t have thought about him for more than just a long while.

Incidentally, if you look at the meaning of the word boredom, you come across „having nothing to do“ or „being without a task“. But when you get right down to it, don’t you perhaps have the hardest task of all to master in moments of „boredom“: learning to put up with yourself?

I just think about it, because I haven’t done it yet, so „thinking“ wouldn’t make sense, which is also pointless, because either something makes sense, not to say is meaningful, or it doesn’t, even „nonsense“ would be wrong, because „un“ is a prefix as a negation and that would be the opposite of a meaning, i.e. a different one.

How nice that I finally have more than just a long while for such questions and it’s good that there is no tree of knowledge here, because if I found out the answer from it, what would I do with the rest of my time? Probably get upset that I have nothing to do, i.e. that I couldn’t do anything with my boredom, i.e. with me.

See you tomorrow,

Your Ulf (Adolf)

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